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Handball Regionalliga 
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Ein Topspiel, das seinen Namen verdient hat: TSV Weinsberg gegen TSB Schwäbisch Gmünd

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Beim hochklassigen 33:33-Unentschieden hätten Weinsberg und Schwäbisch Gmünd einen Bonuspunkt für begeisternden Handball verdient gehabt. Die sechs entscheidenden Rollen des Dramas im Überblick. 

Weinsbergs Wirbelwind Jan Pröllochs (links, im Duell mit Christian Waibel) war nicht zu stoppen. Der 17-Jährige suchte unermüdlich die direkten Duelle und erzielte sieben Treffer.
Weinsbergs Wirbelwind Jan Pröllochs (links, im Duell mit Christian Waibel) war nicht zu stoppen. Der 17-Jährige suchte unermüdlich die direkten Duelle und erzielte sieben Treffer.  Foto: Kunz, Christiana

Der Punkt-Retter bekannte nach Spielende: „Ich werde heute Nacht vom Offensivfoul träumen, nicht vom Ausgleichstor.“ Jonas Mays Treffer Sekunden vor dem Ende zum 33:33 (16:18)-Endstand rettete dem TSV Weinsberg am Samstagabend im Regionalliga-Top-Spiel gegen den TSB Schwäbisch Gmünd einen Punkt.

Den hatten sich beide Mannschaften in einem mitreißenden, temporeichen, hochklassigen, atemberaubenden und bis zur letzten Sekunde dramatischen Duell mehr als verdient. Eigentlich hätten beide Seiten noch einen Bonuspunkt für tollen Handball und beste Unterhaltung verdient gehabt. Vielleicht lässt sich dieses Spiel analog zum Drama auf der Theaterbühne am besten in den Rollen der Protagonisten erzählen.

Der jugendliche Held: Jan Pröllochs war eine Attraktion für sich. Der 17-Jährige führte gefühlt 250 Zweikämpfe und nahm es gerade in Unterzahl jederzeit mit allen Gegnern gleichzeitig auf. Dabei agierte er so abgeklärt, als ob er bereits seit zehn Jahren die Führungsrolle in seinem Team innehätte. „Schön, wenn es von außen so ausgesehen hat“, sagte das Weinsberger Eigengewächs hinterher. „Selbst unter Stress, ist er jederzeit ansprechbar und in der Lage, Vorgaben umzusetzen“, sagte Trainer Edin Hadzimuhamedovic, der sich den Youngster mehrfach an die Seite holte, um ihm Anweisungen zu geben. Mit einem Unterarm-Wurf unter Zeitspiel hätte der siebenmalige Torschütze die Partie gut eine Minute vor dem Ende um Haaresbreite auch entschieden. Doch statt zum 33:31 im Tor landete der Ball am Pfosten.

Der Antagonist des Helden: Es gibt gute Gründe warum nicht nur TSV-Trainer Edin Hadzimuhamedovic den Gmünder Tom Abt für den besten Spieler der Regionalliga hält. Alles, was der 23-Jährige TSB-Allrounder spielte, hatte Hand und Fuß. Er glänzte selbst als achtmaliger Torschütze, setzte aber vor allem seine Mitspieler immer wieder gekonnt in Szene. Beispielhaft war die Schlussphase: Abt selbst erzielte den 31:32-Anschlusstreffer sein Pass auf Rechtsaußen Wolfgang Bächle führte zum 32:32-Ausgleich.

Das kongeniale Duo: Es ist nicht erwiesen, ob zwischen Weinsbergs Keeper Stefan Koppmeier und Rechtsaußen Max Zeisler eine spirituelle Verbindung besteht, aber ihr blindes Verständnis lässt sich beinahe nur durch übersinnliche Fähigkeiten erklären. In der 18. und 19. Minute feuerte Koppmeier zwei Geschosse praktisch blind in Richtung Zeisler, der die Bälle spektakulär fing und in einer Bewegung in den Abschluss überging. Die Treffer zum 8:11 und 9:11 resultierten aus den ersten beiden Fehlern des Gegners und brachten den TSV nach schwierigem Start und einem 4:9-Rückstand (15.) zurück ins Spiel. Während er als Assistgeber glänzte, stand Koppmeier in seiner Hauptaufgabe als Toreverhinderer aber klar im Schatten seines TSB-Pendants Daniel Mühleisen.

Der stille Held: Nach dem Seitenwechsel kam Nicolas Koch für Koppmeier zwischen die Pfosten. Seine vier Paraden ermöglichten es den Teamkollegen den zwischenzeitlichen 16:20-Rückstand (34.) zum 20:20 (40.) auszugleichen. „Das war der Wendepunkt“, bestätigte Hadzimuhamedovic.

Das lebende Bollwerk: Nach zwei frühen Zeitstrafen gegen Tim Titzmann (8./26.) war Dean Köhler die zentrale Gestalt in der Weinsberger Abwehr. Am 20-Jährigen im Mittelblock war für die Gegner kaum ein Vorbeikommen. Vom Trainer gab es dafür ein Extralob.

Die (beinahe) tragische Figur: Jonas May spulte ein Laufpensum ab, dass jedem Fußballer zur Ehre gereicht hätte. „Zum Glück trainieren wir das Woche für Woche. Sonst wäre das Pensum nicht zu schaffen“, sagte der 25-Jährige. Der Neuzugang vom TSV Bönnigheim war nimmermüder Antreiber in der Offensive und der defensive Kettenhund für den Antagonisten Abt. Mit seinem Offensivfoul beim Stand von 32:32 und dem daraus resultierenden Führungstor von Stefan Scholz für die Gäste, drohte May die Rolle der tragischen Figur. „Zum Glück ging der letzte Wurf rein. Damit konnte ich das wiedergutmachen“, sagte May. Es hätte ihm sonst eine schlaflose Nacht gedroht.

TSV Weinsberg: Koppmeier, Koch – Brodmann, N. Pröllochs (1), J. Pröllochs (7), May (4), Köhler, Zeisler (7), Ehrlich (1), Weber (2), Kandic (4), Kazmeier, Schmid (1), Titzmann, Eilers (4/2), Mladkovic (2/2).Erfolgreichste Werfer TSB Schw. Gmünd: Tom Abt (8), Niklas Burtsche (7/5), Yannik Leichs (6).Schiedsrichter: Tobias Glöggler/Nikolas Rupp.Siebenmeter: TSV: 4/6; TSB: 5/5.Zeitstrafen: 5/6.Disqualifikation: Din Kandic (TSV/50.).Zuschauer: keine Angabe.

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