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Der ewige Josef Braun verlässt Neckarsulm

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Nach mehr als 26 Jahren endet bei den Tischtennis-Männern der Sport-Union Neckarsulm bald eine ganz besondere sportliche Ära. Doch es gibt ein Hintertürchen für Neckarsulm und Josef Braun.

Was hier schon nach einem vorzeitigen Abschiedsgruß aussieht, ist in Wirklichkeit eine Entschuldigungsgeste nach einem Kantenball. Ums Abschiednehmen kommt Josef Braun bald allerdings nicht herum.
Was hier schon nach einem vorzeitigen Abschiedsgruß aussieht, ist in Wirklichkeit eine Entschuldigungsgeste nach einem Kantenball. Ums Abschiednehmen kommt Josef Braun bald allerdings nicht herum.  Foto: Bertok, Alexander

Das Arbeitsgerät von Josef Braun sagt sehr viel aus über seinen Besitzer, obwohl es gar nicht sprechen kann. Das dunkelbraune Holz seines Tischtennisschlägers, es ist seit 41 Jahren sein Begleiter. Ein paar Macken, einige Kratzer hat das gute Stück. Es ist aber sehr gut in Schuss, so wie sein Besitzer. "Ich habe mir schon ein ähnliches Modell zugelegt", sagt Josef Braun. Aber den Schläger wechseln, ohne dass er muss? Niemals. "Ich mag Veränderungen nicht so, ich bin ein treuer Typ", sagt Josef Braun.

An eine Veränderung muss sich der gebürtige Tscheche mit deutschem Pass ab dem nächsten Herbst gewöhnen. Nach 26 Jahren bei der Sport-Union Neckarsulm geht die Zeit des ewigen Josef Braun zu Ende.


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Neckarsulmer Tischtennis-Männer: Rauf auf Rang zwei, der wohl wenig bringt


Die Neckarsulmer Tischtennis-Männer wollen sich verjüngen, um in der nächsten Saison endlich wieder in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Braun akzeptiert sein Aus. "Alle schönen Dinge gehen irgendwann mal zu Ende", sagt der 53-Jährige. Zu Saisonbeginn war sein Ziel, sich mit dem erneuten Zweitliga-Aufstieg zu verabschieden. Das haut nun nicht hin. Im Groll geht er nicht. "Es war nicht nur gut hier. Es war perfekt", sagt Braun.

Etwa 750.000 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt

Es gibt in den höchsten drei Spielklassen Deutschlands wohl keinen anderen Tischtennisspieler, der 26 Jahre bei einem Verein verbracht hat. Dafür grob geschätzte 750.000 Kilometer im Auto zwischen der tschechischen Heimat in Frydek-Mistek und dem Unterland zurücklegte. Lange Jahre gemeinsam mit Teamkameraden aus seiner Heimatstadt wie Richard Chudik und Roland Krmaschek. Acht Stunden hin, acht Stunden zurück. Mehr als 1600 Kilometer, oft Woche für Woche. Ein Muster der Zuverlässigkeit, nie verletzt. Selten krank. "Dann bin ich trotzdem hergefahren und habe gespielt", sagt er.

Die Sport-Union ohne Josef Braun? Das ist wie Neckarsulm ohne Audi. Wie Tischtennis ohne Schläger. Oder Ball. Spieler kamen und gingen. Braun war stets die Konstante. "Die Mitspieler sind immer jünger geworden", sagt Braun, der in all den Jahren mit der Sport-Union in Liga vier, drei und zwei für Punkte sorgte. Auch aktuell steht der langjährige Jugend-Nationaltrainer bei einer Bilanz von 17 Einzelsiegen bei nur drei Niederlagen. "Es ist ein Einschnitt, ganz klar. Es wird komisch sein ohne ihn", sagt Alexander Mohr, der einst sein Mitspieler war, nun sein Trainer ist.

Menschlich ist er nicht ersetzbar

Braucht der Neue etwa Schuhgröße 55, weil er so große Fußstapfen ausfüllen muss? "Josef kann man menschlich sicherlich gar nicht ersetzen", sagt Mohr. Auch sportlich wird es schwierig. Für die neue Saison sucht er einen höherklassigen Verein, der näher an der tschechischen Grenze beheimatet ist. Nur noch fünf statt acht Stunden Fahrzeit nötig werden lässt. "Ich will auf jeden Fall weiter in Deutschland spielen", sagt Braun, der auch noch bei Challenger-Turnieren in Tschechien beweist, dass mit 53 Jahren Tischtennis auf höchstem Niveau möglich ist.

Es gibt ein kleines Hintertürchen für eine 27. Braun-Saison in Neckarsulm: "Wenn er nichts Passendes findet, dann macht er hier den Ersatzmann", kündigt Alexander Mohr an. Das große Heimspielevent der Drittliga-Frauen und -Männer der Sport-Union gegen Stuttgart am 2. April wird aber zur großen Abschiedssause in einer dann hoffentlich vollen Neckarsulmer Ballei. Braun ist das gar nicht recht. "Ich mag nicht im Mittelpunkt stehen", sagt er. "Da muss er aber durch", entgegnet Mohr.

Immer ruhig, immer nett

Einfach so stillschweigend abhauen, durch den Hinterausgang raus schleichen, das lassen sie in Neckarsulm nicht zu. Immer ruhig, immer nett. Am Tisch und abseits davon. Es ist schwierig, irgendjemanden zu finden, der über Josef Braun ein schlechtes Wort verliert. Im Mannschaftskreis gilt er als stimmungsvoller Spaßmacher. Wie das bald sein wird, wenn er zum letzten Mal das Neckarsulmer Trikot überstreift? "Ich will es mir gar nicht vorstellen", sagt Josef Braun: "Die Situation wird mir unangenehm sein."

 

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