Audi steht kurz vor dem Einstieg in die Formel 1
Audi übernimmt ein Team aus der Schweiz und geht ab 2026 an den Start. Den Motor will die Marke mit den vier Ringen selbst entwickeln. Bei der Audi Sport GmbH in Neckarsulm steht ein Wechsel in der Geschäftsführung an.

Das neue Motoren-Reglement der Formel 1 für die Zeit ab 2026 wurde in den vergangenen Monaten intensiv diskutiert und verhandelt. Die Formel 1 will die Regeln endlich auf den Weg bringen. Die Abstimmung des FIA-Motorsport-Weltrats ist derzeit im Gang. Mit Spannung wird das Ergebnis erwartet, denn dann will auch Audi endlich seinen Einstieg in die Formel 1 bekanntgeben. Nach Informationen der Heilbronner Stimme ist hinter den Kulissen alles bereits fixiert: Audi wird dem Vernehmen nach den Schweizer Rennstall Sauber komplett übernehmen und dann ab 2026 als Werksteam ausschließlich mit dem Namen Audi in der Formel 1 auftreten.
Das Auto selbst soll den Planungen zufolge weiter von Sauber im schweizerischen Hinwil entwickelt werden. Bei Audi selbst entsteht unseren Recherchen zufolge die sogenannte Power Unit – die Antriebseinheit aus den elektrischen Motoren, Verbrennungsmotor, Batterie und dem dazu passenden Energierückgewinnungssystem. Das alles soll, so ist aus Unternehmenskreisen zu hören, an den bayerischen Standorten Ingolstadt und Neuburg von Audi Sport sowie Spezialisten aus weiteren Bereichen entwickelt werden. In Neuburg, dem Motorsportzentrum des Unternehmens, existiert eine eigene Teststrecke, zudem sollen dort fünf Prüfstände für die Power Unit entstehen.
Hybrid-Motoren und 100 Prozent nachhaltiger Kraftstoff
Die finalen Details für das Motorenreglement sind noch offen, aber die Eckpunkte stehen zumindest fest. Ab 2026 sollen die Hybrid-Motoren mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden. Der Verbrenner im Aggregat soll nur noch maximal 50 Prozent der Leistung beitragen, der Rest ist elektrisch. Die Rede ist aktuell von jeweils rund 350 kW/476 PS Leistung von Elektromotoren und Verbrennungsmotor. Für das Projekt Formel 1 hat Audi dem Vernehmen nach eine Tochterfirma gegründet. Details, so ist aus Branchenkreisen zu hören, wollen Audi-Chef Markus Duesmann und Oliver Hoffmann, Vorstand für Technische Entwicklung, am Donnerstag, 25. August, in Spa im Vorfeld des Rennens auf dem belgischen Kurs bekanntgeben.
Alle Motorsportaktivitäten außerhalb der Formel 1, also der Kundensport sowie das werkseitige Engagement bei der Rallye Dakar, sind bei der Tochterfirma Audi Sport GmbH mit Sitz in Neckarsulm angesiedelt. Nach Informationen der Heilbronner Stimme steht dort in Kürze ein Wechsel in der Geschäftsführung an.

Julius Seebach (38), der seit 1. Mai 2019 als Geschäftsführer für den kaufmännischen Bereich und zusätzlich seit 1. Dezember 2020 für den Motorsport bei Audi verantwortlich war, soll dem Vernehmen nach in die Technische Entwicklung wechseln und dort einen neuen Bereich aufbauen. „Zu Personalspekulationen äußern wir uns nicht“, sagte ein Audi-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.
Viel Erfahrung im Motorsport
Nachfolger von Seebach soll unseren Recherchen zufolge Rolf Michl werden. Der 44-jährige Allgäuer hat derzeit bei Audi Sport die Funktion des Chief Operating Officer (COO) inne und kümmert sich um das Tagesgeschäft, unter anderem auch um die Betreuung der Kundenteams in der DTM oder bei Langstreckenrennen wie zuletzt den 24 Stunden von Spa.
Michl blickt auf viel Erfahrung im Motorsport zurück. Von 2014 an war er als Projektleiter für den Markenpokal Audi Sport TT Cup zuständig, der von 2015 bis 2017 im Rahmenprogramm der DTM gastierte. Ab 2019 war er als Leiter Vertrieb und Marketing bei Audi Sport tätig. Unter seiner Ägide steigerte die Tochterfirma, die unter anderem für die RS-Modelle sowie die Sportwagen R8 und E-Tron GT verantwortlich ist, ihren Absatz deutlich. 2021 feierten die Neckarsulmer mit 39.356 Fahrzeugen einen Absatzrekord.

„Rolf Michl kennt sich im Vertrieb der Straßenfahrzeuge und im Motorsport hervorragend aus“, sagt ein mit der Personalie vertrauter Manager. „Er ist ein echter Teamplayer, liefert ab und wird daher auch im Vorstand sehr geschätzt.“ Michl gilt als einer mit Benzin im Blut, der in seiner privaten Garage ein Käfer Cabrio, einen Fiat 500 und den ersten Audi RS4 stehen hat. In seiner knappen Freizeit sitzt er auf dem Mountainbike, geht joggen oder steht auf Langlaufski. Zweiter Geschäftsführer bleibt wie bisher Sebastian Grams. Der 42-jährige Heilbronner hat die Position seit 1. März 2021 inne.