Spielgericht erteilt Falken Oberliga-Lizenz – diese Fragen sind jetzt noch offen
Rund um den Verhandlungstermin in München bleiben eine Vielzahl von Fragen zum Profi-Eishockey in Heilbronn offen. Die Verantwortlichen der Falken haben bisher kaum Antworten geliefert.
Nach zwölf Tagen des Banges haben die Heilbronner Falken doch noch die Lizenz zur Teilnahme am Oberliga-Spielbetrieb 2025/26 erhalten. Dennoch bleiben Fragen, wie es überhaupt soweit kommen konnte, dass erst vor Gericht die Spielerlaubnis erstritten wurde.
Doch noch Oberliga-Lizenz für die Heilbronner Falken: Wie hat das DEB-Spielgericht sein Urteil begründet?
Salomonisch. Der „Nichtzulassungsbescheid des Oberliga-Zulassungsgremiums“, also die ursprüngliche Lizenzverweigerung durch den Deutschen Eishockey-Bund (DEB), wurde als rechtmäßig eingestuft. Gleichzeitig wurde den Falken aufgrund der nun vollständig eingereichten Unterlagen die „wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ bescheinigt und entsprechend auf einen gerichtlichen Vergleich hingewirkt.
Der DEB hat damit dafür gesorgt, dass der von ihm organisierte Oberliga-Spielbetrieb mit nahezu der Soll-Stärke an Teams durchgeführt werden kann. In der Nordstaffel war mit den Moskitos Essen ein Club aus finanziellen Gründen weggebrochen. Andererseits hat der Verband mit den Auflagen und dem Punktabzug klar gemacht, dass Regularien und Fristen einzuhalten sind.
Was war den Heilbronner Falken bei der Oberliga-Lizenz ursprünglich zum Verhängnis geworden?
Laut des DEB fehlten selbst nach „gewährten Nachfristen wesentliche Dokumente und Angaben“. Die Lizenzunterlagen sind in der Regel bis Ende Mai einzureichen. Nach Prüfung erhält der Club seitens des Verbandes Hinweise, ob die Zahlen plausibel sind, noch Unterlagen fehlen und bis wann diese nachzureichen sind. Selbst diese Nachfrist hatten die Falken versäumt.
Wie wird eine Oberliga-Lizenz vergeben?
Alles beginnt mit der Abschlussbilanz der abgelaufenen Saison, die am 30. April endet. Das Besondere an einer Profisport-GmbH besteht darin, dass nach jedem Geschäftsjahr alles auf Null gestellt wird. Steht am Saisonende ein Minus in der Bilanz, muss das – etwa durch die Gesellschafter – ausgeglichen werden. Dazu können sie im Vorfeld eine sogenannte Patronatserklärung abgeben, durch die sie sich verpflichten, etwaig entstehende Defizite auszugleichen.
Ein Fehlbetrag am Saisonende wird aber bei der Lizensierung für die folgende Spielzeit im Vorfeld abgezogen. Ein Beispiel: Betrug das Defizit am Saisonende 100.000 Euro und der Verein weist für die nächste Saison Sponsoreneinnahmen von einer Million Euro aus, dürften nur 900.000 Euro eingerechnet werden. Dadurch soll gewährleistet werden, dass am Saisonende nicht wieder ein Minus entsteht.
Wie erklärten die Heilbronner Falken die Versäumnisse bei der Oberliga-Lizenz?
Kryptisch. „Die Mittelbereitstellung zum Abbau der nach wie vor vorhandenen, wenn auch schon deutlich reduzierten Altlasten, in Verbindung mit der Budgetierung der kommenden Saison“ sei noch nicht final erfolgt, hieß es in der ersten Stellungnahme. Angesichts des Lizenzierungsverfahrens stellt sich die Frage, was mit „Altlasten“ gemeint ist.
Wie beschrieben, müssten am Saisonende ja alle Defizite ausgeglichen werden. Es können also keine Schuldenberge vor sich her geschoben werden. Es sei denn, es bestehen bereits entsprechende Auflagen zum Abbau bestehender Verbindlichkeiten. Wenn sie nicht mehr erfüllt werden können, hätte zuerst am Kader gespart werden müssen.
Inwieweit sind die Versäumnisse der Heilbronner Falken durch die aktuellen Führungsstrukturen zu erklären?
Von außen schwer zu beurteilen. Der Verzicht auf einen hauptamtlichen Geschäftsführer zugunsten eines hauptamtlichen Sportlichen Leiters hat sich im Hinblick auf die Kaderplanung positiv ausgewirkt. In Sachen Lizenzierung ist offensichtlich nicht alles nach Plan gelaufen.
Heilbronns Rivale Bietigheim hat unter Volker Schoch viele Jahre bewiesen, dass es nicht unbedingt einen hauptamtlichen Geschäftsführer braucht, um erfolgreich zu sein. Letztlich ist das eine Frage der Organisation und Arbeitsteilung.
Wie groß ist der Imageschaden für die Heilbronner Falken mit Blick auf die Pläne für eine neue Eishalle?
Erheblich. Es bleibt unverständlich, warum die Falken mit ihren finanziellen Schwierigkeiten nicht früher an die Öffentlichkeit gegangen sind. Amateurhaft und chaotisch wirkte die Krisenkommunikation. Der geschäftsführende Gesellschafter Franz Böllinger schaltete auf stumm. Es dauerte fast einen Tag, ehe der Club eine inhaltlich dürftige Stellungnahme abgab.
Mehr als Unterstützungsappelle gab es auch bei der Kundgebung am Freitag nicht. Von eigenen Versäumnissen ist keine Rede, von Demut nichts zu spüren. Zu allem Überfluss befand sich der Club in aussichtsreichen Verhandlungen zum Verkauf des Stadionnamens, der stattliche Einkünfte bringen könnte. Ausgang offen.
Wie ist die Crowdfunding-Kampagne, bei der mehr als 100.000 Euro eingesammelt wurden, im Hinblick auf die Lizenzerteilung zu bewerten?
Allenfalls in ideeller Hinsicht, als Ausdruck für den Rückhalt und der Bedeutung des Eishockey-Standorts in der Bevölkerung. Allerdings hat der Club auch im Rahmen dieser Aktion die Spender im Unklaren darüber gelassen, für was ihr Geld verwendet werden soll.
Erneut ist von „entstandenen Altlasten“ die Rede, die nicht näher definiert werden. Üblicherweise werden solche Geldsammelaktionen ja für konkrete Projekte verwendet.
Ist der aktuelle Fall um die Oberliga-Lizenz der Heilbronner Falken mit dem der Bietigheim Steelers im Jahr 2020 vergleichbar?
In gewisser Weise schon, auch wenn es damals um die Lizenz in der Deutschen Eishockey Liga 2 (DEL2) ging. Die Steelers führten die Lizenzverweigerung ebenfalls auf Altlasten zurück, die sie mit 650.000 Euro bezifferten. Bereits in den Vorjahren hatte der Club daher die Auflage erhalten, davon Jahr für Jahr 150.000 Euro abzubauen.
Dennoch fehlten 200.000 Euro, die zwar von der Bietigheim Wohnbau getragen, aber nicht fristgerecht eingereicht wurden. Es folgte ein vergleichbar salomonisches Urteil wie am Dienstagabend im Fall der Heilbronner Falken: Die Lizenzverweigerung wurde als formal korrekt gewertet, aber unter strengen Auflagen und einer Geldstrafe wurde die Spielerlaubnis dennoch erteilt.