Michael Hackert: "Die ganze Show für nichts und wieder nichts"
Der gebürtige Heilbronner Michael Hackert erinnert sich an das DEL-Rekordspiel zwischen den Kölner Haien und den Adlern Mannheim vor 13 Jahren.

Die Erinnerungen an den 22. März 2008 sind bei Michael Hackert auch nach 13 Jahren noch sehr lebendig. "Ich bin aber schon lange nicht mehr darauf angesprochen worden", sagt der 39-Jährige. Mit den Adlern Mannheim stand der Stürmer damals im Playoff-Viertelfinale gegen die Kölner Haie. 1:1 hieß es nach zwei Partien in der Best-of-Seven-Serie. Spiel drei vor 16.869 Zuschauern in der Kölner Lanxess-Arena begann am Samstag, 22. März, um 17.30 Uhr. Es endete an Ostersonntag um 0.16 Uhr nach 168 Minuten und 16 Sekunden in der sechsten Verlängerung. Bis heute das längste Spiel in der DEL-Historie.
Was kommt Ihnen zu dem Spiel als erstes in den Sinn?
Michael Hackert: Wie viele Spieler von Krämpfen geplagt in den Drittelpausen in der Kabine saßen und wie verzweifelt versucht wurde, von irgendwo her wenigstens ein paar Schokoriegel zu bekommen. Wir hatten ja alle seit mittags nichts mehr gegessen.
Und zum Spiel selbst?
Hackert: Ich war auf dem Eis, als Philip Gogulla das entscheidende Tor zum 5:4 für Köln erzielte. Das war eine riesige Enttäuschung und hat die ganze Serie entschieden. Die ganze Show für nichts und wieder nichts. Das war echt heftig.
Spät im Schlussdrittel war den Adlern der Ausgleich gelungen. Warum konnten Sie den psychologischen Vorteil in der Overtime nicht zum Sieg nutzen?
Hackert: Zum einen, weil der leider viel zu früh verstorbene Robert Müller an diesem Tag eine Weltklasseleistung im Tor ablieferte. Das war vielleicht auch Karma, nachdem er in Mannheim aussortiert worden war. Allein wegen ihm hatte Köln es verdient, die Serie zu gewinnen. Es gab aber noch einen Grund...
Welchen?
Hackert: Ich habe selbst zwei, drei Gelegenheiten ausgelassen, um dass Spiel zu entscheiden. Angesichts der Spieldauer kann das aber wahrscheinlich jeder von sich behaupten (lacht). Es war aber auch extrem schwer, ein Tor zu erzielen.
Warum?
Hackert: Mit Beginn der Overtime haben die Schiedsrichter keine einzige Strafe mehr gepfiffen. Es gab keine Überzahlgelegenheiten. Wahrscheinlich wollten die Referees das Spiel nicht mit einer strittigen Strafe entscheiden. Da sie aber alles laufen ließen, wurde gehakt ohne Ende. Es war fast unmöglich, mal zu einem kontrollierten Abschluss zu kommen.
Hat es Sie im Nachhinein geärgert, dass es unabhängig vom Spielausgang nicht geklappt hat, den Uralt-Rekord aus der nordamerikanischen Profiliga aus dem Jahr 1936 zu brechen. Es fehlten nur acht Minuten.
Hackert: Ja, das wäre cool gewesen. Unser Spiel war ja schon so übel lang und wir Spieler waren alle so in unserem Flow, da wäre es echt nicht mehr drauf angekommen (seit 2017 steht der Weltrekord bei 217:14 Minuten, aufgestellt in der norwegischen Liga, Anm. d. Red.).
Zur Person
Der gebürtige Heilbronner Michael Hackert hat 477 DEL-Spiele und 62 Länderspiele für Deutschland bestritten. 2004 wurde er mit den Frankfurt Lions deutscher Meister. 2014 beendete er seine Karriere bei seinem Heimatverein. Seit 2019 ist er Mitinhaber eines Autohauses.

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