Geschäftsführer Marco Merz verlässt die Heilbronner Falken – Suche nach Nachfolger
Nach 29 Monaten gibt Falken-Geschäftsführer Marco Merz sein zuletzt nur noch in Teilzeit ausgeübtes Amt beim Eishockey-Oberligisten auf. Wie das Job-Profil seines Nachfolgers aussehen soll.
Am schwarzen Ostermontag 2023 in Bayreuth wirkte kein Falke derart niedergeschlagen wie Marco Merz. Eine 0:5-Niederlage bei den Tigers hatte soeben den Abstieg aus der DEL2 in die Oberliga besiegelt. Gleich in seinem ersten Jahr als Geschäftsführer endete damit eine 16-jährige Ära des Clubs in der Zweitklassigkeit. Bis zuletzt hatte Merz an die sportliche Wende geglaubt, jetzt wurde ihm bewusst, dass sein Name immer mit diesem schwarzen Fleck in der Clubgeschichte verbunden bleiben würde.
„Die Falken sind und bleiben für mich eine Herzensangelegenheit“, betonte Merz am Donnerstag im Gespräch mit der Stimme. Nach 29 Monaten gibt der 30-Jährige seinen Geschäftsführerposten nun auf. „Mit einem lachendem und mit einem weinenden Auge“, wie der gebürtige Waiblinger sagt. Einen unmittelbaren Nachfolger gibt es nicht. Der soll wohl bis Ende des Jahres gefunden werden.
Heilbronner Falken: Wer die Geschäfte vorerst übernehmen soll
"Wir haben erkannt, dass auch in der Oberliga der Aufwand für Sponsoring und Organisation nicht nebenberuflich zu leisten ist. Deshalb suchen wir in der Idealbesetzung einen Geschäftsführer mit Expertise in Sponsoring und Organisation", sagte der Sprecher der Gesellschafter, Franz Böllinger, laut einer Mitteilung des Clubs vom Donnerstagabend.
"Nach erfolgreicher Lizenzierung und Saisonstart können wir nun ohne Zeitdruck die Übergabe und die Neubesetzung der Geschäftsführungsstelle angehen.“ Bis dahin übernehmen die Gesellschafter das operative Geschäft. Die sportliche Leitung obliegt weiterhin Martin Jiranek.

Verpflichtung von Jiranek gilt als größter Erfolg des Falken-Geschäftsführers
Dessen Verpflichtung im November 2022 sieht Merz rückblickend als seinen größten Erfolg. „Wir haben ihn zwar zunächst nur als Co-Trainer geholt, aber perspektivisch schon als künftigen Kaderbauer gesehen“, erklärte Merz am Donnerstag. Bei seiner eigenen offiziellen Vorstellung Anfang April 2022 hatte der gelernte Automobilkaufmann noch sein Vertrauen in das „kompetente Trainerteam“ betont. In die sportlichen Belange wolle er sich nur so weit wie nötig einmischen. Die Notwendigkeit dazu kam beim DEL2-Halbfinalisten des Vorjahres viel schneller als erwartet.
Anfang November 2022 erfolgte bereits die Trennung von Co-Trainer Christoph Schubert, dem die löchrige Defensive zur Last gelegt wurde. Kurz vor dem Jahreswechsel musste auch Cheftrainer Jason Morgan seinen Hut nehmen, nachdem Merz ein Ultimatum gestellt hatte. Jiranek übernahm, konnte mit der nicht funktionierenden Truppe den Abstieg aber nicht verhindern. „Für Martin wie für mich war klar, dass wir das wieder gerade biegen wollen, dass wir dafür sorgen wollen, dass in Heilbronn weiter Profi-Eishockey gespielt wird.“
Ein Jahr unentgeltlich als Teilzeit-Geschäftsführer der Heilbronner Falken gearbeitet
Jiranek übernahm den neu geschaffenen Posten des Sportdirektors. „Das ist am Ende ja eine Kosten-Nutzen-Frage. Mit einem Sportdirektor unterlaufen womöglich weniger Fehler, die bisher Geld gekostet haben“, sagte Merz im April 2023. Finanzierbar war die neue Stelle nur, weil Merz seine Aufgaben fortan unentgeltlich erledigte. „Ich habe meine eigenen Interessen zurückgestellt. Das hätte vermutlich nicht jeder an meiner Stelle getan, aber es war eine emotionale Entscheidung“, sagt Merz heute.
Die sportliche wie wirtschaftliche Neuaufstellung gelang. Das Team auf dem Eis begeisterte die steigende Zahl der Fans auf den Tribünen und drang bis ins Playoff-Halbfinale vor. Sportlicher Erfolg und wirtschaftliche Konsolidierung waren der Lohn für die Arbeit des Geschäftsführers. „Es gab herausfordernde Zeiten und es gab schöne Zeiten. In Summe verging die Zeit wahnsinnig schnell. Jetzt ist aber der richtige Moment gekommen, um den Posten zu übergeben“, sagt Merz. Zu seiner Aussage vom 2. Juli 2022 – nach den ersten zwei Monaten im Amt – steht er rückblickend bis heute: „Ich habe definitiv die richtige Entscheidung getroffen.“
Als Zuschauer und Vermittler von Sponsorenkontakten ohne offizielle Funktion wird Merz dem Club verbunden bleiben. Die Rolle als öffentliche Figur, die der Geschäftsführerposten bei den Falken unweigerlich mit sich bringt, wird er nicht vermissen. „Auf das Rampenlicht kann ich ganz gut verzichten“, sagt Merz.