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Aus Reihe vier zum Shootingstar der Falken

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Simon Thiel hat eine erstaunliche Entwicklung bei den Heilbronner hingelegt: Der 20-jährige Stürmer gehört in seinem zweiten Profijahr schon zu den Leistungsträgern im Team. Dafür arbeitet er mit seinem Mentor hart.

Alles im Blick: Neben seiner Schnelligkeit profitiert Falken-Stürmer Simon Thiel (links) von seiner Übersicht und seinem Spielverständnis. Er weiß seine Mitspieler gekonnt in Szene zu setzen.
Foto: imago images/Peter Hartenfelser
Alles im Blick: Neben seiner Schnelligkeit profitiert Falken-Stürmer Simon Thiel (links) von seiner Übersicht und seinem Spielverständnis. Er weiß seine Mitspieler gekonnt in Szene zu setzen. Foto: imago images/Peter Hartenfelser  Foto: Peter Hartenfelser via www.imago-images.de

Es ist die 62. Minute im Spiel gegen Ravensburg am Sonntagabend. Julian Lautenschlager hat einen Geistesblitz. Die Scheibe am Schläger, den Rücken zum Tor, dreht sich der Falken-Stürmer um die eigene Achse, legt den Puck um den gegnerischen Keeper zum 3:2-Sieg im Tor ab. Jubel.

Ein genialer Moment, ohne seinen Vorbereiter aber nicht möglich: Simon Thiel. Der junge Angreifer erzwingt kurz vor dem Siegtreffer mit einem frechen Vorstoß den Turnover, erobert die Scheibe, bedient Lautenschlager. Jubelt. Diese Momente sind es, die der 20-Jährige liebt. "Ich freue mich mehr über die Vorlage, als wenn ich selber getroffen hätte", sagt Thiel. Aber auch treffen kann er.

Thiel ist ein Paradebeispiel für den von den Falken und Mannheim eingeschlagenen Weg

Vor dem Heimspiel der Heilbronner diesem Donnerstag, 20 Uhr, gegen die Bayreuth Tigers hat der Außenstürmer bereits sieben Tore erzielt, 13 vorbereitet. Macht 20 Scorerpunkte in 26 Spielen: Schon jetzt hat der U 21-Förderspieler deutlich mehr Punkte gesammelt als in der gesamten Vorsaison (14). Der junge Thiel ist einer der Shootingstars im Team und ein Paradebeispiel für den Weg, den die Falken und ihr Kooperationspartner gehen: Talente aus Mannheim ans Profi-Eishockey heranführen, ihnen Einsatzzeit zu verschaffen - und mit Glück für höhere Aufgaben vorzubereiten.

Thiel hat in seinem zweiten Jahr in der DEL2 einen Sprung gemacht, spürt das selber. "Ich habe viel mehr Selbstvertrauen", sagt er. Was auch an der veränderten Rolle liegt. In der vergangenen Saison lief er meistens in der vierten Reihe auf. "Da war die Vorgabe: bloß kein Tor kassieren, hart arbeiten, Schüsse blocken und den anderen Reihen Luft verschaffen."

Der junge Mannheimer setzt auch die Topspieler in Szene

Das hat sich nun fundamental geändert: Thiel genießt das Vertrauen der beiden Trainer, ist deutlich häufiger auf dem Eis, in Unterzahl ist er mit seiner Schnelligkeit ein wichtiger Spieler, zuletzt stand er auch im Powerplay auf dem Eis. Der Mannheimer, der an freien Tagen gerne zur Familie fährt, um runterzukommen, zahlt es zurück. Er macht neben den Topspielern eine gute Figur, hat schon in jeder Reihe und mit jedem gut zusammengespielt. Er setzt sie - wie zuletzt Lautenschlager - in Szene oder trifft gleich selber.

Seine Unbekümmertheit ist eine seiner größten Stärke, er hat im ersten Jahr gelernt, sich selbst nicht zu großen Druck zu machen. "Es ist ein Fehler zu denken: Ich muss punk-ten, punkten, punkten. Das klappt nicht." Seit er nicht mehr so viel darüber nachdenkt, läuft es für ihn. Natürlich nicht wie von Zauberhand, klar.

Mit Mentor Jeremy Williams arbeitet er in Zusatzschichten an seinem Schuss

Thiel hat unerwartet Hilfe bekommen, hat in Jeremy Williams einen eigenen Mentor. Der ehemalige Topscorer der DEL hat sich den Kollegen irgendwann zur Seite genommen, um ihn besser zu machen. "Ich arbeite seit ein paar Monaten mehrmals die Woche nach dem Training mit ihm an meinem Schuss." Der sei vorher zwar gut, also schon hart gewesen. Aber eben unplatziert. "Jeremy zeigt mir jetzt, worauf ich achten muss und wie ich zu stehen habe."

Es zahlt sich aus. Bei den Fans wird Thiels Leistung honoriert, er kommt an. "Das ist ein mega Gefühl, das pusht mich, macht riesig Spaß", sagt Thiel. In seinem ersten Jahr als Profi waren keine Zuschauer zugelassen. Dieses Jahr schon, zuletzt immerhin 750. Gegen Bayreuth dürfen ein letztes Mal Fans ins Stadion, dann stehen vorerst wieder Geisterspiele an. Schade, findet auch Simon Thiel. Aber mit Zuschauern im Rücken soll an diesem Donnerstag noch einmal ein Sieg her. "Wir müssen drei Punkte holen, um mit einem guten Gefühl Weihnachten feiern zu können."

Ein frecher Scheibendieb: Diese Rolle liebt der 20-Jährige

Ob die Falken für das Unterfangen Verstärkung aus Mannheim erhalten, ist unklar, da die Adler selber spielen. "Wir können im Moment allerdings jeden gebrauchen", sagt Simon Thiel. Die letzten Wochen mit vielen Ausfällen seien hart gewesen, zumal jetzt eine nachhaltige Wende her muss, um das Ziel Playoffs nicht aus den Augen zu verlieren. "Ich bin mir sicher, dass wir uns fangen werden", sagt Thiel. Er will frech bleiben. "Ich liebe es, Scheiben zu klauen", sagt er.

Neuer Keeper: Ilya Andryukhov kommt aus Schwenningen

verletzungsbedingten Ausfall von Torhüter Florian Mnich reagiert und kurzfristig Goalie Ilya Andryukhov von den Schwenninger Wild Wings ausgeliehen. Der 31-jährige Deutsch-Russe steht den Falken bis auf weiteres zur Verfügung und soll bereits beim morgigen Heimspiel gegen die Bayreuth Tigers im Falkentrikot auflaufen - sofern die entsprechende DEL2-Lizenzierung abgeschlossen werden kann. Im Training am Mittwoch war Andryukhov bereits dabei und hinterließ einen guten Eindruck. "Ich rede viel mit meinen Vorderleuten, will ihnen auf diese Weise helfen", sagt Andryukhov, der schon für Frankfurt in der DEL 2 gespielt hat. red

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