Warum die TSG Hoffenheim so aufs Transfertempo drückt
TSG Hoffenheim verpflichtet zwei antrittsstarke Stürmer, die im Abstiegskampf schnell helfen sollen. Der 33-Mann-Kader muss nun deutlich verkleinert werden.

Während unten auf dem Trainingsplatz die künftigen Teamkollegen bei 2 Grad im Dauerregen die ersten 90 Trainingsminuten des Jahres absolvierten, stand der neue Stürmer im verglasten Obergeschoss-Eckbüro von Andreas Schicker, dem Sport-Geschäftsführer der TSG Hoffenheim. Gift Orban trug ein ärmelfreies, schwarzes Shirt als er am Donnerstag um 16 Uhr im Trainingszentrum in Zuzenhausen seinen langfristigen Vertrag bei der TSG Hoffenheim unterschrieb. Die wenigen Trainingskiebitze im Schmuddelwetter von Zuzenhausen hatten einen guten Blick auf das Lächeln des Neuen, so sie den Kopf drehten. Nach seiner Unterschrift zog Orban seine warme Jacke an, verließ das Trainingszentrum wieder. „Ich habe dem Andreas Schicker schon ein paar Mal gesagt, er soll die Rollos runterlassen“, sagte Trainer Christian Ilzer lächelnd nach dem Trainingsauftakt.
Ein Rückkehrer, einer ohne Spielpraxis
Gleich zwei neue Stürmer hat die TSG Hoffenheim am Donnerstag verpflichtet. Vorzeitig zurück von einer Leihe zu Ilzers und Schickers Ex-Club Sturm Graz ist Erencan Yardimci, den die TSG im Sommer für vier Millionen verpflichtet hatte, jedoch umgehend abgab. In Graz überzeugte er in Liga und Champions League. Der 21-jährige Türke trainierte am Donnerstag gleich mit, Gift Orban ist ab Freitag mit dabei. Er werde schauen, was ihm der Sportchef unter den Weihnachtsbaum lege, hatte Ilzer noch vor der kurzen Pause gesagt.Der Baum steht noch, Geschenke gehören darunter. Ein nigerianischer Stürmer, dessen Vorname auf Englisch dann auch noch Geschenk bedeutet, der sollte passen. Orban, und Yardimci sollen jene Lücken schließen, die Ilzer/Schicker im TSG-Kader ausgemacht haben. Sprintstärke, Antrittsschnelligkeit fehlten im TSG-Spiel. „Tiefgang“, wie es Andreas Schicker formuliert. Ein Profil, das Ihlas Bebou und Marius Bülter aktuell aufgrund von Verletzungen nicht ausfüllen können.
Frühe Transfers für schnelle Hilfe im Abstiegskampf
Neue Sturmkräfte als Soforthilfe hatten oberste Hoffenheimer Priorität im Winter-Transferfenster, Schicker und Ilzer drückten deshalb aufs Tempo. Tore müssen her, um Platz 15 zu verlassen. Möglichst schon im Heimspiel gegen Wolfsburg am 11. Januar. Bei Olympique Lyon befand sich Gift Orban allerdings zuletzt – Achtung, Wortspiel, – im Giftschrank. Orban war seit Monaten hinter Alexandre Lacazette und EM-Torschützenkönig Georges Mikautadze nur die Nummer drei im Stürmerranking und stand nur selten im Liga-Kader. Sein letztes Spiel für Lyon bestritt Orban kurioserweise beim Europa-League-2:2 in Sinsheim, gegen die TSG 1899, Anfang November.Wie schnell er nun helfen kann? „Ich glaube die Vorbereitung wird ihm guttun. Er wird nicht immer 90 Minuten durchhalten, aber eine gute Grundfitness mitbringen“, sagt Andreas Schicker. Als „speziellen Charakter“ bezeichnet Ilzer Orban, „ein exponierter Charakter, kein stromlinienförmiger Typ.“ So wie Torjäger eben sein müssen.
Bis zu zehn Millionen Euro dürfte Orban kosten, wodurch die TSG-Transferausgaben in dieser Saison auf 70 Millionen Euro steigen. Vor einem Jahr überwiesen die Franzosen mehr als 12 Millionen Euro nach Gent in Belgien. Dort und davor in Norwegen stimmte Orbans Torquote. „Vor einem Jahr hätten wir ihn nicht bekommen“, sagt Schicker. Eine Leihe sei aufgrund des frühen Transferzeitpunkts nicht möglich gewesen, das hätte der Markt nicht hergegeben, so der Sportchef.
Jetzt muss Schicker Spieler loswerden
Sein Handy dürfte auch in den nächsten Tagen glühen. 33 Spieler umfasst der aktuelle Kader der TSG Hoffenheim. Selbst bei zwei Wettbewerben durch das noch mögliche Weiterkommen in der Europa League ist das zu viel. „Wir brauchen eine gesunde Kadergröße“, sagt Schicker.Abgangskandidaten ohne Perspektive wie Marco John (Fürth?) oder Attila Szalai. In der Offensive könnte es Jacob Bruun Larsen (Vertrag läuft im Sommer aus) und Mergim Berisha noch im Januar woanders hinziehen. „Konkret ist aber noch nichts“, sagt Schicker.
Weitere Zugänge sind ebenfalls nicht ausgeschlossen. „Wir halten die Augen für die Innenverteidigerposition offen“, sagt Andreas Schicker, der durchblicken ließ, dass es dabei nicht so schnell gehen wird, wie bei den zwei flinken Stürmern. Die waren am Donnerstagabend gleich beim TSG-Teamabend dabei. Dort ging es auch um das Saisonziel. „Wir wollen uns aus dem Keller befreien“, sagt Trainer Ilzer.