Oliver Baumann hat im Platzhalterduell mit Alexander Nübel die Nase vorne
Der Hoffenheimer Routinier Oliver Baumann punktet bei seinem Debüt in der Nationalmannschaft mit einer späten Rettungstat. Der 34-Jährige ist "extrem stolz".

Es war ein Genuss-Abend. Für Oliver Baumann, den Torwart der TSG Hoffenheim, der als Oldie mit 34 Jahren erstmals im Tor der deutschen Nationalmannschaft stehen durfte. Und für die Fans in der Münchner Arena – weil Baumann da nicht nur stand, sondern sich in der 90. Minute fantastisch nach dem Ball hechtete, als Donyell Malen geschossen hatte und beinahe zum 1:1 für die Niederlande traf.
Der Hoffenheimer reckte die rechte Hand empor, verhinderte die späte und absolut unverdiente deutsche Ernüchterung. Weil Baumann zum Retter wurde, durfte gefeiert werden, leuchtete die Arena nicht nur als Hülle ohne emotionale Unterfütterung schwarz-rot-gold in die Nacht hinein. „Geil war’s“, sagte der Keeper. Im Spiel war erstmal Konzentration gefordert. „Genießen? So relativ.“ Eher in der ersten Halbzeit, denn da brachten die erstaunlich schwachen Niederländer offensiv eigentlich gar nichts hin.
Oliver Baumann ist nach seinem Weiße-Weste-Debüt für Deutschland extrem stolz
„Extrem stolz, extrem dankbar“ war Oliver Baumann nach seinem Weiße-Weste-Debüt. Die Niederlande sind ja nicht irgendwer. Und er hatte seit der erstmaligen Berufung in die DFB-Auswahl vier Jahre auf den Premiereneinsatz warten müssen. Dann wurde es ein wunderbarer Abend.

Baumann hat als zuschauender Ersatzmann triste Zeiten miterlebt. Deutschen Rumpelfußball, immer wieder. Aber dank Julian Nagelsmann als Bundestrainer gab es eine Wiederauferstehung. Der Hoffenheimer Torwart ist glücklich, sich genau jetzt ins deutsche Fußball-Geschichtsbuch eingeschrieben zu haben. Jetzt, wo alles passt. „Es ist eine Mannschaft auf dem Platz. Es ist aber auch eine Mannschaft neben dem Platz.“ Das sei „der Kernpunkt“. Vorbei sind die Zeiten, als die Nationalmannschaft ein heterogenes Sammelsurium von Spielern und Grüppchen war. „Die Basics sind da, jeder möchte gewinnen, ist einfach gierig auf Siege, gierig, dem anderen zu helfen“, sagte Baumann.
Die Medaille fürs erste Länderspiel war vier Jahre lang im Koffer
Er rivalisiert intern mit dem Stuttgarter Alexander Nübel um die Nummer-eins-Position während der langen Ausfallzeit von Marc-André ter Stegen. Baumann hat Rückhalt. Im Team, beim Trainer. „Sie haben ihn alle gefeiert für sein Debüt in der Kabine. Seine Medaille fürs erste Länderspiel war vier Jahre lang im Koffer, jetzt hat er sie endlich. In dieser Saison ist Oli einen Tick stärker als Alex. Aber ich kann nicht hellsehen, wie das in den nächsten Wochen aussieht“, sagte Julian Nagelsmann nach der Partie.
"Es ist eine Mannschaft auf dem Platz. Es ist aber auch eine Mannschaft neben dem Platz.“
Oliver Baumann
Der vorzeitige Einzug ins Viertelfinale der Nations League ist geschafft. Mit einem Sieg gegen Bosnien-Herzegowina am 16. November in Freiburg oder am 19. November in Budapest gegen Ungarn wäre Deutschland auf alle Fälle Erster der Gruppe 3 der Liga A. Mit Oliver Baumann im Tor? „Was kommt, das kommt.“ Sehr geduldig hat er auf sein Debüt gewartet. Der Hoffenheimer macht sich keinen Stress.

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