Fußball-Bundesliga
Lesezeichen setzen Merken

Ein später Kopftreffer als Hoffenheimer Tiefschlag im Abstiegskampf

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Die späte 2:3-Niederlage gegen den BVB sorgt für bei der TSG Hoffenheim für Schiedsrichter-Ärger und erhöhte Abstiegsgefahr. 

Folgenreicher Knie-Treffer. Oliver Baumann mit Schramme am Kopf.
Folgenreicher Knie-Treffer. Oliver Baumann mit Schramme am Kopf.  Foto: Uwe Anspach

Abstiegskampf ist Kopfsache bei der TSG Hoffenheim. Bei der bitter-späten 2:3-Heimniederlage gegen Borussia Dortmund stand exakt dieses Körperteil im Mittelpunkt intensiver Diskussionen nach dem BVB-Siegtor durch Waldemar Anton (90.+5). Die umstrittenste Szene des Spiels ging dem Dortmunder Siegtreffer voraus. Dortmunds Carney Chukwuemeka stürmte allein auf Nationaltorwart Oliver Baumann zu, traf diesen im Zweikampf um den Ball mit dem Knie am Kopf. Der TSG-Kapitän rappelte sich reflexartig wieder auf, taumelte aber durch den Strafraum und konnte so bei Antons Abstauber zum 3:2 nicht mehr eingreifen. Tor oder nicht? Schiedsrichter Benjamin Brand gab das Tor, ganz ohne VAR-Eingriff – oder die bewegten Bilder nochmals selbst anzuschauen.

TSG-Trainer Christian Ilzer nannte es eine „Skandalentscheidung“, weil für beide Teams ganz viel auf dem Spiel stehe. Der Klassenerhalt für Hoffenheim, die Champions League für den BVB. „Ich verstehe es nicht, er hat genug Zeit, es sich anzuschauen und eine klare Entscheidung zu treffen“, sagte Oliver Baumann mit großer Schramme am Kopf. Warum griff der Kölner Keller aber nicht ein? „Aus unserer Sicht lag hier kein Foulspiel von Chukwuemeka vor, sondern ein Zusammenprall“, sagte Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri GmbH, am Samstagabend: „Eine mögliche Kopfverletzung war für den Schiedsrichter in dieser Situation nicht unmittelbar zu erkennen, zumal Baumann zunächst aufstand und weiterspielte.“

Das Hoffenheimer Pech bei 50/50-Situationen

Eine Szene, viele Sichtweisen. Christian Ilzer schüttelte heftig mit dem Kopf, als BVB-Trainerkollege Niko Kovac davon sprach, dass Carney Chukwuemeka „eine Spur eher am Ball“ gewesen sei. „Die Zeitlupe, wo er eher am Ball ist, die haben wir nicht gefunden“, entgegnete Ilzer auf dem Pressepodium den Dortmunder Sichtweisen. Wobei selbst BVB-Kapitän Emre Can gestand: „Wenn der Schiedsrichter das abpfeift, müssen wir das akzeptieren.“ 50/50-Entscheidungen fallen oft positiv für jenes Team aus, das wie der BVB derzeit einen Lauf hat – und gegen jenes, das wie Hoffenheim um den Ligaverbleib bangen muss. Dortmunds Daniel Svensson stand vor Serhou Guirassys 1:0 (20.) knapp nicht im Abseits, Pavel Kaderabek vorm vermeintlichen TSG-Ausgleich zum 1:1 (40.) hingegen schon. „Jede Entscheidung war gegen uns, 38 VAR-Entscheidungen, die alle dann für Dortmund liefen“, schnaubte Anton Stach hinterher. Und sprach von einem „Scheiß-Gefühl – und das wird auch so bleiben“. Da tröstete auch sein Zuckerpass zum zwischenzeitlichen 1:1 (61.) durch Adam Hlozek nicht. Stach musste 75 Minuten nach Spielende allein sein mit seinem Frust, die Kapuze des TSG-Trainingsanzugs tief ins Gesicht gezogen, saß der 26-Jährige unerkannt von den Fans vorm Stadion auf den Stufen zur Südtribüne und blickte auf sein Handy.

Ein TSG-Punkt wäre auch einer für die Moral gewesen

Zwei Mal war die TSG zurückgekommen gegen starke Dortmunder, die allerdings auch das 2:0 verpassten, als Serhou Guirassy Emre Can den Ball für den Elfmeter wegschnappte – und an Oliver Baumann scheiterte (34.). Nach Julian Brandts 2:1 (74.) köpfte Pavel Kaderabek Hoffenheim in der 90.+1. Minute zum 2:2 und vermeintlich einem Zähler, der für die TSG-Moral ebenso wichtig gewesen wäre wie fürs Bundesliga-Punktekonto.

Dann kam der später vieldiskutierte Kopftreffer als Hoffenheimer Tiefschlag daher. Anders als bei einem Boxkampf, ist das im Fußball durchaus möglich. Zumindest im übertragenen Sinn.Bei allem verständlichen TSG-Ärger bemängelte aber auch Christian Ilzer mit Blick aufs dritte Gegentor, dass sein Team das 2:2 nicht clever heimspielte, Chukwuemeka alleine auf Baumann zustürmte: „Die Situation darf nicht mehr zustande kommen.“ Arthur Chaves und Umut Tohumcu sahen dabei schlecht aus – so wie die TSG mit Blick auf die Konkurrenz an diesem 31. Spieltag.

Vier Punkte dürften für Hoffenheim reichen 

Durch den Heidenheimer 1:0-Coup beim VfB Stuttgart ist der Hoffenheimer Vorsprung auf Rang 16 auf fünf Zähler geschmolzen. Bei Anton Stach klang viel Trotz und Jetzt-Erst-Recht durch: „Wir haben eine gute Ausgangsposition, wenn wir unsere Punkte holen, dann können sie uns nicht mehr einholen“, sprach er mit Blick auf die Konkurrenz aus Heidenheim (25 Punkte), Kiel (22) und Bochum (21).

„Vier Punkte müssen wir noch unbedingt einfahren“, sagt Christian Ilzer mit Blick auf die Spiele in Mönchengladbach und Wolfsburg und dem Heimfinale am 34. Spieltag gegen den FC Bayern. In diesem Fall müsste Heidenheim alle seine drei Partien gegen Bochum, Union Berlin und Werder Bremen gewinnen, um punktgleich zu sein. Die Tordifferenz (-18 zu -27) spricht für die Kraichgauer. „Es wird kein Honiglecken“, weiß Ilzer.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben