Das ist die Frage in Hoffenheim: Wird die ganze Saison zu einer Nullnummer?
Die TSG Hoffenheim kommt gegen Schlusslicht Fürth nicht über ein 0:0 hinaus. Warum die Kraichgauer ein Qualitätsproblem haben und auf Platz acht gerutscht sind.

Draußen vor dem Fanshop der TSG Hoffenheim in der Sinsheimer Arena prangte groß das Schild "Lagerverkauf". Es sieht aktuell nicht danach aus, dass dort in ein paar Wochen Europapokal-T-Shirts käuflich zu erwerben sind. Die schwache Nullnummer der TSG Hoffenheim gegen die SpVgg Greuther Fürth sorgte nach Schlusspfiff am Sonntagabend für verschiedene Reaktionen. Für Pfiffe bei einem Teil der lediglich 16 110 Zuschauer, für den sofortigen Fluchtimpuls bei vielen anderen, die hastig die Arena verließen. Es waren ja auch sehr, sehr zähe 95 Minuten mit ernüchterndem Ausgang. Wieder kein Hoffenheimer Tor, wieder kein Heimsieg. Von Rang sechs ging es für die TSG 1899 hinab auf Rang acht.
So finden Europapokalabende ab September für die TSG nur vor dem TV statt. Vor vier Spieltagen noch waren der 1. FC Köln und Union Berlin fünf und sechs Punkte zurück, nun sind die beiden Teams vorbeigezogen, zwei (Union), beziehungsweise einen Zähler (Köln) voraus. "Vielleicht tut uns die Jägerrolle ganz gut", hoffte Christoph Baumgartner am Sonntagabend.
Nur drei Schüsse aufs Tor des Tabellenletzten
"Wir haben zu wenige klare Torchancen herausgespielt", sagte TSG-Trainer Sebastian Hoeneß nach dem 0:0 gegen Fürth. Lediglich drei Schüsse gegen das Schlusslicht gingen überhaupt aufs Tor. Andrej Kramaric versuchte sich in der 24. und 86. Minute aus der Distanz. Ansonsten? Kaum Flanken, wenig Kreatives, dafür viel spielerisches Stückwerk. Die Mängelliste ist lang. "Es fehlt an Überzeugung, Zielstrebigkeit", so Hoeneß: "Uns fehlt das eine verdammte Tor, um etwas wieder ins Fließen zu kriegen."
So wie im Februar, März, als vieles im Fluss war bei der TSG. Späte, glückliche Siege gab es da, die zu einer Erfolgswelle führten. "Manche Spiele, die man knapp gewonnen hat, haben vielleicht zu viel Euphorie aufkommen lassen", hatte Christoph Baumgartner bereits nach dem 0:3 in Leipzig vor einer Woche angemerkt.
Vor zwei Monaten traf zuletzt ein TSG-Stürmer
Auch nach der gefühlten Niederlage gegen Fürth stellte er sich den Fragen. Eine Lösung für die TSG-Probleme vor dem gegnerischen Tor vermag aber auch er nicht zu formulieren. "Wir sind aktuell in einer Verfassung, in der uns Dinge gerade im letzten Drittel sehr schwerfallen." Dort, ganz vorne, hat die TSG Hoffenheim ein Qualitätsproblem, das zeigen die nackten Zahlen. Vor zwei Monaten traf letztmals ein TSG-Stürmer. Andrej Kramaric (erst vier Saisontreffer) war es, beim 2:1 in Wolfsburg.
Ihlas Bebou ist seit dem 18. Spieltag torlos, musste zudem häufiger auf anderen Positionen aushelfen. Der klassische Knipser fehlt im TSG-Kader. Munas Dabbur hat seine Klasse in zwei Jahren viel zu selten aufblitzen lassen und in der Rückrunde noch gar nicht getroffen. "Wir haben gerade nicht den Spielentscheider, das wissen die Jungs auch selber", sagt Sebastian Hoeneß. Der Ausweg aus der Misere: "Wir brauchen diesen berühmten Ball, der uns vor die Füße fällt."
Ernüchternde Rückrundenbilanz: 13 Spiele, 17 Punkte
Die Rückrundenbilanz ist mit 17 Zählern aus 13 Partien negativ (fünf Siege, sechs Niederlagen). Wer gegen Abstiegskandidaten wie Hertha BSC (damals 17.), daheim gegen Bochum (13.) und nun Greuther Fürth (18.) gerade mal ein mageres Pünktchen von neun möglichen holt, der ist nicht reif für Europa. "Es geht nur über Ergebnisse, die man erzwingen muss. Das ist Psychologie", sagt Hoeneß. Vieles ist Kopfsache, manches aber auch schlicht fortwährendes Verletzungspech. Gegen Fürth mussten erneut zwei Innenverteidiger raus, dieses Mal erwischte es Chris Richards und Stefan Posch (blutende Kopf-Wunde nach einem Zusammenprall mit Teamkollege Diadie Samassekou).
Nationalspieler David Raum spielte trotz Magenproblemen. "Was Emotionen und Körpersprache angeht war da jedes Spiel von ihm zuvor anders", sagte Sebastian Hoeneß. Auch das Fehlen von Florian Grillitsch als Spieleröffner ist nur schlecht zu kompensieren. Der Österreicher wird die TSG im Sommer wohl verlassen, gut möglich, dass er dann nächste Saison im Gegensatz zu seinen aktuellen Teamkollegen auch im Europapokal spielt.

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