TSG-Torwart Oliver Baumann ist bereit für sein DFB-Elf-Heimspiel in Sinsheim
Am Freitagabend muss die deutsche Fußball-Nationalmannschaft Pflicht-Punkte in der WM-Qualifikation gegen Luxemburg einfahren. In Sinsheim wird Oliver Baumann im Tor stehen. Der Routinier von der TSG Hoffenheim hat viele Freunde und Bekannte im Stadion.

Ein bisschen Übelkeit, also wirklich, das kann den Torwart-Routinier Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim nicht hindern, bei seinem Heim-Länderspiel am Freitag (20.45 Uhr/ARD) gegen Luxemburg auf dem Sinsheimer Stadionrasen zu stehen. „Ich habe viele Freunde und Bekannte im Stadion.“ Alle wollen ihm zujubeln.
„Ich habe nicht gewusst, wie lange ich brauche. Dass es jetzt so schnell gegangen ist, ist gut“, sagte der 35-jährige Baumann am Mittwochmittag im DFB-Camp in Herzogenaurach zur raschen Genesung. Er hatte wegen des Unwohlseins zu Wochenbeginn nur dosiert und individuell trainiert.
Das Freiburger Torwarttalent Noah Atubolu wird nachnominiert
Immerhin, dass es dem Hoffenheimer Oldie nicht ganz gut ging, bescherte dem Talent Noah Atubolu, im Sommer mit der deutschen Auswahl U21-Vizeeuropameister geworden, die Nachnominierung. Der 23-Jährige vom SC Freiburg ist erstmals beim Nationalteam dabei. Da hat der ehemalige Freiburger Torwart Baumann der bekannt guten Torwartschule im Breisgau unabsichtlich ein weiteres kleines Krönchen aufgesetzt.
Oliver Baumann hat erst ganz spät das Glück erfahren, das Nationaltrikot in Spielen überstreifen zu dürfen. Dabei gewesen ist er im deutschen Elitekreis zuvor schon oft, unter anderem bei der EM 2024, doch erst nach langer Wartezeit als Randfigur durfte er auf dem Platz ran. Das war nach dem ersten Verletzungsausfall von Marc-André ter Stegen vor einem Jahr beim 1:0 in der Nations League gegen die Niederlande.
Aktuell ist Oliver Baumann in der DFB-Auswahl weiter die Nummer eins, weil ter Stegen erneut langfristig verletzt ist. Am Freitag darf der 35-Jährige im Dress mit dem Adler auf der Brust im Stadion der TSG Hoffenheim ran. Dies sei „in dem Besonderen nochmal besonders“.
Bundestrainer Nagelsmann lobt auch den „herausragenden Charakter“
Bundestrainer Julian Nagelsmann, einst auch Coach bei der TSG Hoffenheim, hält sehr viel von Baumann, nicht nur, weil der ein tadelloser Fußballprofi ist. „Oli spielt seit vielen Jahre ein hohes Niveau und hat auch bei uns einen super Eindruck hinterlassen“, sagte Nagelsmann vor den deutschen WM-Qualifikationsspielen eins (0:2-Pleite in der Slowakei, da war Baumann der Beste im DFB-Trikot) und zwei (3:1-Sieg gegen Nordirland). „Er hat eine super Akzeptanz in der Gruppe. Er ist ein guter Typ und auch aus menschlicher Sicht ein herausragender Charakter. Ich habe großes Vertrauen in ihn.“ Alexander Nübel vom VfB Stuttgart, Finn Dahmen (FC Augsburg) und nun eben der Freiburger Noah Atubolu rangieren hinter Oliver Baumann.
Der Hoffenheimer schaut mit Demut in die Zukunft. Im Kampf um den Platz im Tor bei der Weltmeisterschaft 2026 will er sich nicht auf öffentliche Debatten einlassen. „Ich will so spielen, und ich wollte in der Vergangenheit so spielen, auch die Länderspiele, die ich gemacht habe, dass ich helfen kann“, sagte der Schlussmann, der keiner ist, der große Töne spuckt. „Alles nur über Leistung und nicht über Gerede“ will er beeinflussen. Was im Sommer 2026 sein wird? Keiner weiß es wirklich, erstmal ist die deutsche Mannschaft noch gar nicht für die WM qualifiziert. Um es direkt zu schaffen, müssen die Pflicht-Punkte gegen den Fußballzwerg Luxemburg unbedingt eingesammelt werden. „Ich bin immer ein Freund davon, sehr kurzfristig zu blicken und die Ziele sehr nah zu stecken. Das sind jetzt die zwei Spiele“, sagte Baumann vor der Sinsheimer Partie am Freitagabend und dem folgenden Auswärts-Qualifikationsspiel am Montag in Nordirland.
Er ist die Gegenwart als deutsche Nummer eins im Tor. Die Zukunft könnte bei Noah Atubolu liegen. „Er hat sich gut entwickelt“, sagte der Hoffenheimer Routinier kürzlich im Rahmen des Bundesligaduells der TSG beim SC Freiburg (1:1). „Er soll einfach so weitermachen.“
Der Hoffenheimer Coach Christian Ilzer spricht nach einem Baumann-Patzer
Weitermachen, auch wenn mal etwas schief läuft. Das ist für Torhüter eine wichtige Geisteshaltung. Oliver Baumann hat sich im DFB-Trikot bisher keinen Patzer erlaubt, in Diensten der TSG Hoffenheim gab es allerdings schon einige wenige Spiele, in denen Baumann-Fehler zu bemängeln waren. Etwa beim 4:2-Sieg der TSG in Berlin. Aber da sagte Trainer Christian Ilzer: „Fehler gehören dazu, solange das Team sie auffängt. Das zeichnet eine gute Mannschaftsleistung aus.“
Der Torwart hat als letzter Mann eine besondere Bedeutung. Aber er ist nur einer von elf Mann. So wird es auch am Freitagabend beim Sinsheimer WM-Qualifikationsspiel gegen Luxemburg sein. Es wäre „gut, wenn der Torwart nicht viel Arbeit hat“, sagte Baumann vor dem Duell. Sein Vertrauen in die Vorderleute ist groß. Er nehme im Training „totale Spielfreude“ wahr, eine gute Stimmung, „extreme Power“. Gut möglich, dass Oliver Baumann sein Heimspiel wirklich genießen kann.