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Pro und Contra: Soll die Fußball-Bundesliga Spiele im Ausland austragen?

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Die spanische und die italienische Fußball-Liga verlegen je eine Partie ins  die USA und nach Australien. Muss die Bundesliga mitziehen? Unsere Autoren sind da unterschiedlicher Meinung.

Von Andreas Öhlschläger und Florian Huber
Diesen Ausblick erhalten im Dezember auch Fußballfans, wenn der FC Villarreal in einem spanischen Ligaspiel in Miami (USA) auf den FC Barcelona trifft. Vom Stadion ist es nicht sehr weit zu den berühmten Stränden von Miami Beach.
Diesen Ausblick erhalten im Dezember auch Fußballfans, wenn der FC Villarreal in einem spanischen Ligaspiel in Miami (USA) auf den FC Barcelona trifft. Vom Stadion ist es nicht sehr weit zu den berühmten Stränden von Miami Beach.  Foto: Sven Hoppe

Der europäische Fußballverband Uefa hat Pläne der Ligen aus Spanien und Italien genehmigt, reguläre Ligaspiele im Ausland auszutragen. Muss die Bundesliga nachziehen und sich öffnen? Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke vom Dachverband DFL, der auch Vizepräsident beim DFB und bei der Uefa ist, sagte: „Solange ich bei der Liga in der Verantwortung stehe, wird es kein Pflichtspiel im Ausland geben.“ Doch da gibt es zwei Meinungen - unserer Autoren.

Pro: Es gibt weltweites Interesse, globale Marken kicken zu sehen

Von Andreas Öhlschläger

In der Sommer-Transferperiode war sie wieder klar zu sehen, die enorme Geldmacht der englischen Premier League. Deutsche Clubs verloren Spieler, die ihnen selbst einen großen sportlichen Nutzen gebracht hätten, weil die Teams von der Insel mit Leichtigkeit Multimillionen-Deals anbieten können, denen kein verantwortungsbewusster Kaufmann widerstehen mag.

Und warum ist das so? Weil viele Premier-League-Mannschaften globale Marken sind. Weil es auf der ganzen Welt Interesse gibt, Spiele des FC Liverpool, von Arsenal, ManCity, Chelsea oder Manchester United zu sehen, zu zeigen und dafür auch Geld zu bezahlen. Die internationalen Medieneinkünfte der Premier League sind viel, viel höher als die der Bundesliga.

Bundesliga muss Aufmerksamkeit in anderen Ländern steigern 

Die DFL kann fürs hiesige Geschäft vergleichsweise nur Peanuts verbuchen. Aus den TV-Verträgen im Ausland werden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur für die Saison 2025/2026 rund 218 Millionen Euro erwirtschaftet, so viel wie in der abgelaufenen Saison. Das bedeutet: Stagnation. Und das ist im modernen Milliardenbusiness Profifußball unzureichend. Deshalb muss das deutsche Fußball-Oberhaus dringend auf anderen Kontinenten und in anderen Ländern die Aufmerksamkeit steigern.

Das geht nur, wenn man dort Präsenz zeigt, wenn dort Spiele ausgetragen werden. Man schaue nur darauf, wie groß das Interesse ist, wenn die amerikanische Football-Eliteklasse NFL ihre Teams zu Duellen in deutsche Großstadien bringt. Faszinationskraft muss geschaffen und regelmäßig genährt werden. In der Bundesliga ist nur der FC Bayern München ein Name, der weltweit zieht. Borussia Dortmund hängt da schon weit zurück. Und der Rest? Nun ja. 

Contra: Die Bundesliga sollte ihr Stammpublikum nicht vergrätzen

Von Florian Huber

Die Bundesliga muss keine globale Strahlkraft besitzen. Warum auch? Diese ewigen Vergleiche mit der Premier League bringen rein gar nichts. Ligaspiele im Ausland ebenso wenig. Wen bitte soll es in China, Katar oder USA interessieren, wenn dort plötzlich Heidenheim gegen Hoffenheim spielt? Einzig das Duell Bayern München gegen Borussia Dortmund würde für ein bisschen Aufmerksamkeit in Peking, Doha oder New York sorgen.

Durch die Verlegung einzelner Spiele leidet die Wettbewerbsgerechtigkeit, weil es für einige Vereine weniger tatsächliche Heimspiele gäbe. Dürfte dann auch jeder Dauerkarteninhaber kostenlos mitfliegen? Nur weil der FC Augsburg oder der VfL Wolfsburg in Asien ein Ligaspiel austragen, gehen die Trikotverkäufe oder TV-Quoten dort nicht dauerhaft durch die Decke.

Nirgendwo in Europa gibt es loyalere und stimmgewaltigere Anhänger

In Asien rennen die Kinder, wie übrigens auch hierzulande, in Trikots von Real Madrid, FC Liverpool oder Paris St. Germain durch die Gegend. Dort spielen die ganz großen globalen Stars. Die Fans hierzulande sind das Faustpfand der Bundesliga, nirgendwo in Europa gibt es loyalere und stimmgewaltigere Anhänger. Nirgendwo pilgern Woche für Woche mehr Zuschauer in Erst- und Zweitligastadien. Daran etwas zu ändern, würde dem deutschen Profifußball einen irreparablen Schaden zufügen.

Die europaweite Protest-Wucht gegen eine Super League hat zudem gezeigt, dass der Bogen nicht überspannt werden darf. Auch die Tennisball-Spielunterbrechungen als Widerstand gegen DFL-Anteilsverkäufe waren Ausdruck davon, dass die Vereine die Macht der Fankurven nicht unterschätzen sollten. Für einen einmaligen Kunden weit weg sollte die Bundesliga nicht ihr Stammpublikum vergrätzen. 

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