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Müssen sich Bundesliga-Trainer besser im Griff haben?

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Stinkefinger-Eklat um Trainer Steffen Baumgart: Coach des 1. FC Union Berlin entschuldigt sich nach seiner Geste nicht. 

Von öha, fhu
Schiedsrichter Sven Jablonski (rechts) zeigt Trainer Steffen Baumgart (1. FC Union Berlin) die Rote Karte.
Schiedsrichter Sven Jablonski (rechts) zeigt Trainer Steffen Baumgart (1. FC Union Berlin) die Rote Karte.  Foto: Arne Dedert

Es war der Aufreger des 4. Bundesliga-Spieltags: Der Trainer von Union Berlin, Steffen Baumgart, hatte kurz vor Ende der regulären Spielzeit beim 4:3-Sieg seines Teams bei Eintracht Frankfurt die Rote Karte gesehen, nachdem er gemeckert und eine Papierkugel auf den Rasen gekickt hatte. TV-Bilder zeigten zudem, wie er nach einem Kopfschütteln kurz den Mittelfinger Richtung Platz zeigte. Müssen sich Bundesliga-Trainer besser im Griff haben? Unsere Autoren sind unterschiedlicher Meinung.

Pro:  In der Dauerbeobachtungssituation muss ein Trainer sich im Griff haben  

Von Andreas Öhlschläger 

Verharmlosen ist keine Option. Verlassen wir mal kurz das Fußballstadion und die Welt des Sports. Stellen wir uns vor, dass Bundeskanzler Friedrich Merz eine Regierungserklärung abgibt und einem Zwischenrufer, der ihn unterbricht, schnell mal den Stinkefinger zeigt. Aufschreie der Empörung wären die Folge und es gäbe eine massive Debatte über den Umgang miteinander. Es gehört sich einfach nicht, in einem extrem öffentlichen Umfeld den Mittelfinger auszustrecken und durch diese beleidigende Geste Verachtung auszudrücken.

Grenze überschritten 

Wer sich professionell vor Fernsehkameras bewegt und die Dauerbeobachtungssituation, die es in den Sport-Arenen gibt, seit vielen Jahren kennt, muss seine Emotionsausschläge im Griff haben. Natürlich kann ein Fußballspiel zu negativen Gefühlen führen: Wut, Frust, Verzweiflung. Natürlich lässt sich nicht alles runterschlucken. Dass ein Trainer mal losbrüllt: geschenkt. Dass Baumgart in Frankfurt Rot sah, weil er eine von den Rängen geworfene Papierkugel aufs Feld kickte: zu hart bestraft. Aber der Stinkefinger geht nicht. Damit hat der Trainer eine Grenze überschritten. 

Contra: Emotionen brauchen Raum, sonst stehen Roboter an der Seitenlinie 

Von Florian Huber 

Natürlich sollte sich Steffen Baumgart besser unter Kontrolle haben, besonders diesen einen Mittelfinger. An wen auch immer er gerichtet war. Natürlich versucht er den Vorfall kleinzureden, damit die Strafe nicht zu groß wird. Zu viele Kameras sind auf die Bundesliga-Trainer am Seitenrand gerichtet, nichts bleibt unbeobachtet, weil die TV-Sender es so wollen und bezahlen.

Mehr Fingerspitzengefühl wäre wünschenswert

Dabei ist der Druck, Ergebnisse liefern zu müssen, doch eh schon groß genug. Baumgarts Ärger über den Platzverweis am Sonntag war nachvollziehbar, weil Schiedsrichter Sven Jablonski für das Kicken einer Papierkugel nicht Rot zeigen muss. Das war ungerecht. Etwas mehr Fingerspitzengefühl hätte geholfen und deeskalierend gewirkt.Wenn Trainer nicht mehr sein dürfen, wie sie sind, sich verstellen müssen, dann leidet auch das Produkt Bundesliga darunter. Denn das soll ja authentisch, mitunter überraschend und dramatisch sein. Dafür brauchen die Trainer Raum. Emotionen gehören dazu – auch in der Coachingzone. Ansonsten kommen künftig programmierte Trainerroboter zum Einsatz. KI-Trainer haben sicher keine Mittelfinger. 

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