"Fußball vereint": Jubel beim Public Viewing im Foodcourt – Bedauern über fehlendes Fandorf
Prächtige Stimmung beim Public Viewing zum Auftakt der EM 2024 im Foodcourt in Heilbronn. Die Fans feiern im Biergarten, manche stören sich aber an einer Sache.

"Die Nationalmannschaft hat selten so überzeugt." Deshalb lässt der triumphale 5:1-Auftaktsieg der deutschen Mannschaft über Schottland bei Tim Kröll die Hoffnung aufkeimen, dass es mit dem Europameister-Titel klappen könnte. Das Spiel erlebt der Heidenheimer zusammen mit Azubi-Kollegen und hunderten anderen Fans am Freitag im Heilbronner Food Court.
Public Viewing ist auch anderenorts in Heilbronn geboten ebenso wie in Kommunen des Landkreises Heilbronn und Hohenlohe. Die Sitzplätze im Food Court sind voll belegt. "Alles friedlich", lautet nicht nur das Fazit der Security nach dem grandiosen Fußballabend, sondern auch der Polizei am nächsten Morgen. Der Autokorso in der Innenstadt nach dem Schlusspfiff mit rund 200 Fahrzeugen hält sich im Rahmen. Zwischenfälle gibt es laut Präsidium keine.
Public Viewing bei EM 2024 in Heilbronner Kneipen und Biergärten – Kein großes Fandorf
"Tolles Spiel", strahlt auch Sabine Bollmann unter dem Nachthimmel, aus dem es gegen Ende der Übertragung kräftig schüttet. Die Atmosphäre des kollektiven Fußball-Erlebnisses hat Bollmann wieder einmal begeistert. "Hier ist Stimmung, die saugt man auf und nimmt sie mit", sagt ihr Mann Dieter. Die beiden in Nationaltrikots gehören zu den Älteren im Biergarten. Junge Leute sind deutlich in der Überzahl.
+++ Live-Blog zur EM 2024: Die wichtigsten News im Überblick bei der Heilbronner Stimme +++
Und deshalb bedauert Sabine Bollmann, dass es nicht wieder ein großes Public Viewing auf der Theresienwiese für diese Zielgruppe gibt. "Das finde ich traurig, dass die Stadt nichts macht", meint die Neckargartacherin. Sie schluckt den Ärger hinunter. Jetzt heißt es Aufstehen für die Nationalhymne, die im Chor geschmettert wird. Schon ein erhebendes Gefühl.
Diese Emotionen, die man in der Masse erlebt, das macht das Public Viewing aus. "Fußball vereint", liefert Aaron Müller aus Neuenstadt im Kreis seiner Freunde die Erklärung. "Frische Luft, viele Leute, gute Stimmung, Essen und Trinken", fasst Svenja Lietzberg aus Heilbronn schlagwortartig die Vorteile zusammen. "Wenn Deutschland spielt, ist man immer Fan", gibt Natalie Feucht, die Fußball nur bei Großereignissen interessiert, zur Auskunft.
Euphorie in Heilbronn nach Sieg der DFB-Elf bei EM 2024 gegen Schottland
Und Fans fiebern mit, drücken die Daumen. Eine gewisse Anspannung ist zu spüren. Die legt sich schnell. Nach zehn Minuten der erste Jubel nach dem Tor durch Youngster Florian Wirtz. Die Fans springen auf. Schwarz-rot-goldene Fahnen werden geschwungen, eine kreischende Hupe übertönt das Freudengeschrei.
Wer sich nicht schon am Spätnachmittag einen Platz in den ersten Reihen unter den Bildschirmen gesichert hat, der ist auf die Zeitlupe angewiesen. Es ist im Wortsinne fern sehen. "Die sollten mit einem orangenen Ball spielen", merkt Dieter Bollmann an. "Drum sag" ich ja: Es gehört eigentlich ein Fandorf her", untermauert seine Frau ihre Meinung. Das böte eine Großleinwand, so dass jeder Zuschauer den Ball und die Spieler auch erkennen könnte.
Sei's drum. Das tut dem Spaß im Biergarten keinen Abbruch. Die Euphorie steckt an, spätestens nach dem zweiten Tor durch Jamal Musiala. "Das wird unsere EM", lässt sich Sabine Bollmann von den Emotionen mitreißen. Von Tor zur Tor steigert sich der Freudentaumel, der Jubel wird lauter, ausgelassener, unbändiger. Die Fahnenschwinger geben alles, Zuschauer liegen sich in den Armen, es wird gepfiffen und gesungen. Es brandet Beifall auf für die aus- und eingewechselten Spieler. Mit "Müller"-Sprechchören wird der Weltmeister von 2014 auf dem Platz begrüßt. Das Eigentor von Antonio Rüdiger schockt die Menge nicht, der Sieg ist längst eingefahren.
Autokorso: Polizei sperrt Zufahrten zur Allee
Waren rund ums Frankenstadion nur vereinzelt hupende Autos unterwegs, so nahm der Geräuschpegel Richtung Innenstadt zu. Nach Spielende hupten Fahrzeuge anfangs auch auf der Allee. Die Polizei sperrte die Zufahrten gegen 23.20 Uhr aber ab. "Weil im Bereich der Harmonie erfahrungsgemäß viele Fußgänger unterwegs sind", lautete die Begründung eines Polizisten vor Ort.
Die Beamten leiteten Autos etwa bei der Kreissparkasse am Wollhaus in Richtung Oststraße um. Der Autokorso bewegte sich dann hauptsächlich zwischen Oststraße und Europaplatz-Kreisel. In weniger als einer Stunde war der nächtliche Freudentaumel auf vier Rädern vorbei.