Gerstungs Mission 3. Liga beim FC Homburg
Bad Friedrichshaller ist neuer Sportlicher Leiter beim ambitionierten Viertligisten aus dem Saarland.

Bisher war der SGV Freiberg ein Sprungbrett für Fußballer ins Saarland. Spieler wie der Heilbronner Maximilian Rohr oder Filimon Gerezgiher (beide SV Elversberg) haben es über Umwege oder direkt in die 2. Liga geschafft. Der Bad Friedrichshaller Dieter Gerstung war jahrelang der stille Macher im Hintergrund des Regionalligisten aus dem Landkreis Ludwigsburg, bis er im Sommer den Verein verließ. „Was aber intern bereits lange vorher angekündigt war“, wie der 56-Jährige sagt.
Zum 1. Oktober startet er nun mit einem Zwei-Jahres-Vertrag als Sportlicher Leiter beim FC Homburg. „Das ist eine andere Welt hier“, sagt Gerstung und macht das an Zahlen fest: „Hier sitzen sechs Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle, in Freiberg war da noch ein junger Mann.“ Alter und neuer Club spielen aktuell in der Regionalliga Südwest, in der 4. Liga. Aber man könne beide Vereine gar nicht miteinander vergleichen. „Das hier ist eine ganz andere Hausnummer, was Stadion, Zuschauer und Tradition angeht“, sagt Gerstung: „Für mich ist das der nächste Schritt.“
Er soll den Weg durch den Flaschenhals finden
Der ehemalige Erstligist Homburg (ja, genau die mit der Kondomwerbung in den 80er Jahren auf dem Trikot) will schon lange nach oben, gearbeitet wird unter Profibedingungen. Gerstung soll mit seiner Expertise den Weg aufzeigen durch den Flaschenhals Regionalliga, hinein in die 3. Liga. In Freiberg verzichtete man im Vorjahr auf die Drittliga-Lizenz, als der Verein zwischendrin akut aufstiegsgefährdet war. „Der FCH kann um den Aufstieg mitspielen“, sagt Gerstung. Fünf, sechs andere Regionalliga-Teams haben aber ähnlich ambitionierte Ziele, vornehmlich die anderen „Großen“ wie die Stuttgarter Kickers, Offenbach und die zweiten Teams aus Hoffenheim oder Freiburg. In Freiberg war Gerstung von Verträgen bis Finanzen für alles zuständig. In Homburg nun kann er sich auf die Kaderplanung konzentrieren, Konzepte entwickeln und nach der Jugend schauen. Schon vor einer Weile sei er angesprochen worden, ob er sich den Job vorstellen könne. Acht Bewerbungen gab es für den Job, unter den letzten Drei überzeugte Gerstung am meisten. Der legt nun zu einem ungewöhnlichem Zeitpunkt los, soll aber falls nötig im Wintertransferfenster den Kader „nachschärfen“, wie es Hans Gassert als FCH-Vorsitzender bei Gerstungs Präsentation unter der Woche ausdrückte. Im kleinen Saarland und der nahen Pfalz gibt es viel Fußball-Konkurrenz mit Zweitligist SV Elversberg (25 Kilometer entfernt), dem 1. FC Saarbrücken (3. Liga/32 Kilometer), dazu noch der große 1. FC Kaiserslautern, auch nur 37 Kilometer weg.
Als beruflich Selbstständiger wird Gerstung viel Pendeln, vor allem am Wochenende dann im Saarland vor Ort sein, sich viele Spiele auch der Jugendteams anschauen. Die Zelte daheim komplett abzubrechen, das kommt für den heimatverbundenen Duttenberger aber nicht infrage.
Er drückt dem VfR Heilbronn die Daumen
Wesentlich heimatnäher wäre ein Engagement beim VfR Heilbronn gewesen. Gerstung zählt VfR-Macher Onur Celik immerhin zu seinen besten Freunden. Der Reiz, zwei Ligen höher als in der Verbandsliga Württemberg einzusteigen, sei jedoch zu groß gewesen, sagt Gerstung. Daran ändert auch die geplante Ausgliederung beim VfR Heilbronn in eine Spielbetriebs-GmbH vorerst nichts (siehe Text auf dieser Seite). „Der VfR ist ein schlafender Riese. Wenn man die Leute arbeiten lässt, bin ich zu 100 Prozent überzeugt, dass der VfR in den Profifußball kommt“, sagt Gerstung, der die Wirtschaft in Heilbronn in die Pflicht nimmt: „Man muss als Sponsor auch mal in Vorleistung gehen. Wenn man im Profifußball ist, dann kann jeder auf das Pferd aufspringen.“ Vielleicht hilft Gerstung ja in ein paar Jahren mit, dass der VfR erfolgreich durch die Regionalliga galoppiert.