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VfR Heilbronn bis 2031 in der Regionalliga? Vorstand Onur Celik im Interview

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Onur Celik ist Neugründer sowie Vorstand des Verbandsligisten VfR Heilbronn. Er will den Verein in die vierthöchste Liga und damit auf die unterste Stufe des Profifußballs führen.

Onur Celik investiert viel Zeit, Arbeit und noch mehr Herzblut in den VfR Heilbronn. Das Frankenstadion soll bis 2031 Spielstätte für Regionalliga-Fußball werden.
Onur Celik investiert viel Zeit, Arbeit und noch mehr Herzblut in den VfR Heilbronn. Das Frankenstadion soll bis 2031 Spielstätte für Regionalliga-Fußball werden.  Foto: Bertok, Alexander

Er ist einer der Helden von 1996, schrieb als Mitglied jener Mannschaft, die vor etwas mehr als 28 Jahren mit den A-Junioren des VfR Heilbronn deutscher Pokalsieger wurde, ein Kapitel Heilbronner Sportgeschichte. 2003 verschwand der Traditionsverein von der Fußball-Landkarte. 2018 war Celik dann Motor und Initiator der Gründung des neuen VfR Heilbronn. Im Gespräch verrät der Vereinsvorstand, es sei ihm eine "Herzensangelegenheit", den Fußball in Heilbronn voranzubringen.

Der alte VfR Heilbronn ging 2003 in in der Zusammenführung mit der Heilbronner Spvgg zum FC Heilbronn verloren, der dann mit der Union Böckingen zum FC Union Heilbronn fusionierte. Wie viel VfR steckt im FCU?

Onur Celik: Das dürfen gerne andere bewerten, da möchte ich auch niemandem seine Sicht nehmen. Letztlich geht es längst nicht mehr darum, ob und wie viel VfR im FC Union steckt. Wichtiger ist meines Erachtens, dass es nicht geschafft wurde, die Emotionen, die den VfR stets begleitet haben, in die Fusionsvereine zu transportieren. Hier haben die handelnden Personen ihre Hausaufgaben für das gemeinsame Vereinsleben nicht gut gemacht.

Sie haben den VfR 2018 neu gegründet. Aus welchen Beweggründen?

Celik: Der Abstieg des FC Union Heilbronn, den ich damals als potenziellen Nachfolger des VfR gesehen hatte, am Ende der Saison 2016/17 in die Kreisliga A war der Auslöser. Ich wollte nicht glauben, dass es in Heilbronn unmöglich sein soll, wieder höherklassig erfolgreich Fußball zu spielen. Als ein Kind der Region und ehemaliger Spieler des VfR war es mir eine Herzensangelegenheit, tätig zu werden und in Vorleistung zu gehen. Ich konnte das Trauerspiel der vorangegangenen 15 Jahren nicht mehr weiter passiv anschauen und wollte nicht, wie viele andere, nur darüber reden, wie man es besser machen könnte. Und so beschloss ich, selbst die Initiative zu übernehmen.

Sie hätten ja auch einen völlig neuen Verein aus der Taufe heben können.

Celik: Es ging von Beginn an nur um den VfR Heilbronn und seine Tradition. Ein weiterer Antrieb war ja auch, jenen Menschen, die immer noch dem VfR nachtrauerten, wieder eine Heimat zu geben.

Wie beschwerlich war denn der bisherige Weg des neuen VfR Heilbronn?

Celik: Ich bin diesen steinigen Weg gerne gegangen, aber ein zweites Mal würde ich es nicht mehr machen. Alles wieder auf die Beine zu stellen, war unglaublich schwer. Es war ja nichts mehr vorhanden, um gesund zu wachsen. Aber der unbändige Glaube es zu schaffen, hat es mir und meinem Team gefühlt einfach gemacht. Heute sind wir der ranghöchste Fußballclub in Heilbronn und haben zudem eine erfolgreiche Jugendarbeit auf den Weg gebracht. Wir haben das Unmögliche möglich gemacht und daher danke ich täglich jedem einzelnen meiner Mitstreiter für die Unterstützung.

Der VfR polarisiert, spaltet die Fußballfans in der Region mehrheitlich gesehen in zwei Lager. Man ist für oder gegen den Verein.

Celik: Es gibt natürlich diese Menschen, die dem VfR berechtigt kritisch gegenüberstehen. Das liegt mit an der nicht immer rosigen Vergangenheit des früheren VfR, aber auch am fehlenden klaren Blick auf das Gesamtbild des Fußballs in Heilbronn. Natürlich spielt auch der Neid auf unsere Erfolge eine große Rolle. Aber wir wissen das richtig einzuordnen.

Wie sehen Sie den VfR Heilbronn aktuell in der öffentlichen Wahrnehmung im Heilbronner Land und in den angrenzenden Regionen?

Celik: Natürlich wollen wir schon, dass wir für unsere tolle Arbeit im Ehrenamt die verdiente Wertschätzung bekommen. Wir wollen aber nicht gestreichelt werden, wünschen uns jedoch als Verein, der Heilbronn überregional vertritt, mehr Zuspruch. Was die angrenzenden Regionen betrifft, spüren wir, dass unser Weg sehr interessiert verfolgt wird. Mit dem Aufstieg in die Verbandsliga haben wir auch gezeigt, dass wir nicht nur träumen, sondern durch harte und ehrliche Arbeit zu Erfolgen kommen.

Als langfristiges Ziel haben Sie die Regionalliga im Blick. Bis wann soll der Sprung auf die unterste Stufe des Profifußballs geschafft werden?

Celik: Wie schon oft kommuniziert, für das Jahr 2031 heißt das klare Ziel Regionalliga. Man darf aber nicht vergessen, dass das Ziel 2020 in der Kreisliga A ausgerufen wurde, als wir noch nicht wussten, wie unsere Entwicklung weitergeht. Heute fällt es einfacher, dieses Ziel auszurufen. Wir haben von Tag eins an immer den schwierigen und riskanten Weg für uns gewählt. Dennoch muss ein gesundes Wachstum eine elementare Rolle spielen. Der Blick in die Zukunft ist der Antreiber für die Vision und Mission.

Was muss passieren, um die Regionalliga Realität werden zu lassen?

Celik: Es reicht nicht, wenn hier im Verein ein paar verrückte Idealisten daran glauben und drumherum keiner mitspielt. Politik und Wirtschaft müssen ihren Teil dazu beitragen, diese Vision wahr werden zu lassen. Ohne finanzielle und infrastrukturelle Unterstützung geht es nicht. Wir wissen, wie sehr eine Region von erfolgreichem Fußball profitieren kann. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn das der Großraum Heilbronn nicht gemeinsam hinbekommt. Mit der Region in die Regionalliga könnte ein Slogan sein. Der 1. FC Heidenheim um Holger Sanwald haben gezeigt, was möglich ist.

Wie ist der Stand beim Dauerthema Flutlicht im Frankenstadion?

Celik: Das ist aktuell kein Thema, auch wenn ich es gerne anstoßen würde. Aktuell gibt es andere infrastrukturelle Probleme, die behoben werden müssen. Da hat Heilbronn erheblichen Nachholbedarf. Wir wollen uns in allen Bereichen weiterentwickeln. Was wir über kurz oder lang dringend benötigen, ist eine Geschäftsstelle und ein Vereinsheim.

Einen Verein wie den VfR Heilbronn führt man nicht mit nur zwei oder drei Stunden Arbeit pro Woche. Wie groß ist Ihr Zeitaufwand?

Celik: Mit meinem Hauptjob und dem VfR komme ich auf 14 bis 18 Stunden Arbeit am Tag und das will ich aktuell auch so. Mit maximal sechs Stunden Schlaf komme ich klar. Ob ich irgendwann an meine Grenzen komme und die Verantwortung abgebe, kann ich nicht sagen. Es geht um Geschwindigkeit, Elan und Kreativität und dazu gehört es auch, sich gerne für etwas einzubringen, ohne Rücksicht auf den zeitlichen Aufwand.

Was macht ein Onur Celik, wenn er sich nicht um seinen VfR kümmert?

Celik: Gute Frage. Tatsächlich ist es so, dass sich bei mir alles um den VfR Heilbronn dreht. Ab und an gönne ich mir aber eine Auszeit in der Natur und versuche mich auch bestmöglich um meine Familie zu kümmern, schaue unter anderem meinem Sohn beim Fußballspielen zu.

Sie gehörten zu der Mannschaft, die 1996 deutscher Pokalsieger der A-Junioren wurde und haben somit bereits damals VfR-Geschichte geschrieben. Was ist von damals geblieben?

Celik: Das war eine tolle Geschichte, die wir als Heilbronner für eine ganze Region geschrieben haben. Darauf bin ich schon stolz. In mir lebt der Glaube, dass wir zu unserem 30-jährigen Jubiläum dieses Erfolges einen Oberliga-Aufstieg feiern dürfen und den Verein eine Richtung haben einschlagen lassen, die ausschließt, dass wir die Fehler des alten VfR wiederholen.

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