Irritation bei Fußballspiel in Neckarsulm: Fan soll LGBTQ-Flagge abhängen
Ein Fan der TSG Backnang hat im Neckarsulmer Pichterich-Stadion vor Anpfiff des Fußballspiels gegen Türkspor eine LGBTQ-Flagge gehisst. Ein Ordner soll ihn aufgefordert haben, sie wieder einzupacken. Der Fan will den Vorgang dem Verband melden.
Am Samstag um 14 Uhr begann im Pichterich-Stadion in Neckarsulm das Oberliga-Spiel von Türkspor Neckarsulm gegen die TSG Backnang. Ein 52 Jahre alter Fan der TSG, der namentlich ungenannt bleiben will, wollte eine Regenbogenflagge aufhängen - wie bei anderen Spielen auch. „Weil Fußball ein Platz für alle sein sollte“, begründet er seine Motivation. Doch kurz nachdem der Mann die Flagge mit Kabelbindern am Rande des Platzes angebracht habe, sei ein Ordner auf ihn zugekommen mit der Bitte, sie wieder abzuhängen.„So etwas habe ich noch nie erlebt“, schildert der Fan. Der Ordner habe gesagt, Zuschauer von Türkspor hätten ein Problem damit. Sie wollten das nicht. Er habe dann entgegnet, dass er kein Verständnis für Homophobie habe, so der Fan der TSG Backnang. Dennoch habe er auf die „inständige Bitte“ des Ordners die Flagge entfernt. Aus seiner Sicht sei es die eigentliche Aufgabe eines Ordners, in einem solchen Fall mäßigend auf die eigenen Fans einzuwirken. Er will den Fall nun dem Verband melden.
Vorstand von Türkspor: „So wenig wie möglich politischen Einfluss“
Cumali Ardin, Vorstand bei Türkspor Neckarsulm, sagt am Sonntag zur Schilderung des Geschehens: „Mir ist das nicht bekannt.“ Er sei erst später zum Spiel dazu gekommen. Von Backnanger Seite sei niemand in der Sache auf die Vorstandschaft von Türkspor zugegangen.
Ganz grundsätzlich sei es bei ihnen so, dass man darauf achte, „politische Sachen“ außen vor zu lassen. Man wolle „so wenig wie möglich politischen Einfluss“ im Fußball haben. Eine Regenbogenflagge würde er nicht als politisch sehen, sagt Ardin auf Nachfrage, aber der Vorfall sei ihm „absolut unbekannt“. Man solle daraus keinen Elefanten machen.
TSG-Trainer Mario Marinic: „Ärgerlich, bitter in der heutigen Zeit“
Der Trainer der TSG Backnang, Mario Marinic, bestätigte den Vorfall am Sonntag. Der betreffende Fan sei sozusagen ihr zwölfter Mann. Dass er aufgefordert wurde, die Regenbogenflagge abzuhängen, sei „in der heutigen Zeit ärgerlich, bitter“, sagt Marinic. Es habe ein bisschen so einen Beigeschmack und sei einfach enttäuschend für den TSG-Fan.
Eine 22-jährige Frau, die das Geschehen ebenfalls mitbekommen hat und den TSG Backnang unterstützt, meinte, der betreffenden Fan habe die Regenbogenflagge immer dabei, es sei noch nie ein Problem gewesen. Sie empfinde es als widersprüchlich, dass ausgerechnet bei Türkspor die Flagge ein Ärgernis sein soll - wo sich doch gerade türkischstämmige Menschen immer wieder Diskriminierung ausgesetzt sähen.
Das Spiel fand laut Türkspor vor etwa 300 Fans statt. Es endete mit einem 1:1.

Stimme.de