Türkspor Neckarsulm in der Rolle des Außenseiters
Neckarsulm steht vor erstem Oberliga-Heimspiel der Vereinsgeschichte. Am Samstag gegen den SSV Reutlingen.

Der Start in die erste Oberliga-Saison der Vereinsgeschichte war holprig, endete aber vergangenen Sonntag mit einem verdienten Erfolg. Nach einem 0:2-Rückstand siegte Türkspor Neckarsulm beim Mitaufsteiger Türk. SV Singen noch verdient mit 4:2. An diesem Samstag (17 Uhr) folgt nun das erste Heimspiel in der fünfthöchsten Liga – und das hat es gleich in sich, wird im SSV Reutlingen doch ein Traditionsverein erwartet, der schon in der 2. Bundesliga (1975/76 und 2000 – 20003) spielte und zweimal deutscher Amateurmeister (1974 und 1997) wurde. Ursprünglich sollte die Partie beim Kooperations-Partner FC Union Heilbronn ausgetragen werden, doch nach den ergiebigen Regenfällen der vergangenen Wochen und der Ausrichtung des U17-Bundesliga-Cups ist der Platz in der Erbe Arena nicht bespielbar. Jetzt wird die Begegnung im Neckarsulmer Stadion auf dem Pichterich angepfiffen.
Dieses Duell ist aufgrund der Reutlinger Fan-Szene als Hochrisikospiel eingestuft. Es wird daher eine erhöhte Polizeipräsenz erwartet. Gerüchten zufolge sollen sich auch Ultra-Fans des VfB Stuttgart auf den Weg nach Neckarsulm machen.
SSV Reutlingen hat sein erstes Spiel unglücklich verloren
Türkspor steht in diesem Duell vor einer ungewohnten Ausgangslage. In der vergangenen Verbandsliga-Saison waren die Neckarsulmer entweder der Favorit oder begegneten ihrem Gegner auf Augenhöhe, sind diesmal aber der Außenseiter. „Wir erwarten einen Gegner, den unter den Top 5 erwartet wird und der zum Saisonstart unglücklich in Villingen verloren hat. Reutlingen wird daher mit einer großen Portion Wut im Bauch anreisen“, erwartet Türkspor-Spielertrainer Julian Grupp einen Kontrahenten, der mit allen Mitteln versucht, nicht erneut ohne Punkte die Heimreise antreten zu müssen.
Die Niederlage des SSV beim FC 08 Villingen kam nach einem kuriosen Spielverlauf zustande. Reutlingen führte nach 21 Minuten 2:0, erzielte nach einer Roten Karte (33.) in Unterzahl das 3:0, kassierte dann aber in der 49., 63., 82. und 90. Minute die Treffer zur 3:4-Pleite.
Vorfreude bei Türkspor Neckarsulm auf das erste Oberliga-Heimspiel
„Reutlingen ist, was den Kader betrifft, sehr gut besetzt für diese Liga“, weiß Grupp. „Wir freuen uns aber auf dieses Spiel, umso mehr, nachdem wir den Auftakt in Singen siegreich gestalteten und werden alles dafür tun eine Überraschung zu landen, um nicht ohne Punkte dazustehen.“ Die Gastgeber wollen in diesem Spiel laut Grupp mit viel „Leidenschaft, Freude. Einsatz und Engagement auftreten, um dem Favoriten ein Bein stellen zu können“. Dass Reutlingen sehr viele Fans mitbringt, die ihren SSV über 90 Minuten lautstark anfeuern werden, sieht Grupp für seine Mannschaft nicht unbedingt als Nachteil. „Das wird meine Jungs eher beflügeln.“
Grupp hat genügend Infos über den Gegner, dessen Spielweise eingehend analysiert wird, dementsprechend wird der Spielertrainer seine Jungs einstellen. Eine Woche zuvor war dies in der Vorbereitung auf das Spiel in Singen nicht möglich, weil über den Türk SV schlichtweg kein Videomaterial zur Verfügung stand. „Hätten wir Videomaterial zur Verfügung gehabt, hätten wir von Beginn an so gespielt, wie wir in die zweite Halbzeit reingegangen sind“, zieht Grupp seine Lehren aus dieser Desinformation. „Das wird in dieser Saison nicht ein zweites Mal passieren.“
Kommt es zur Fusion mit dem FC Union Heilbronn
Der FC Union Heilbronn und Türkspor Neckarsulm kooperieren ab dieser Saison im Nachwuchsbereich, zudem bestreitet der Neckarsulmer Oberligist mehrere Heimspiele in der Erbe Arena des FCU. Wird aus dieser Kooperation kurz- oder mittelfristig gar eine Fusion? „Wir werden diese Gespräche intensivieren“, bestätigt Türkspor-Vorstand Cumali Ardin dieses Planspiel. Ob es tatsächlich soweit kommt, das müssen die Mitglieder beider Vereine entscheiden.“ Dazu ist bei einer Abstimmung jeweils eine Zweidrittel-Mehrheit erforderlich. Wichtig sei laut Ardin im Vorfeld ein „für beide Vereine tragbares Konzept auszustellen, Eine Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit muss vorhanden sein“. Eine Fusion ist somit keine Utopie. „Wenn es eine Utopie wäre, würden wir solche Gespräche gar nicht angehen“, sagt Ardin.

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