Trainer Marcel Busch verlässt am Saisonende den Fußball-Oberligisten Sport-Union Neckarsulm
Marcel Busch zieht den Schlussstrich aus Neugier auf eine Zukunft ohne den Fußball im Mittelpunkt. Die Nachfolgersuche läuft, eine interne Lösung wird es wohl nicht geben.

Marcel Busch ist neugierig. Darauf, wie ein Leben ohne Fußball so sein wird. "Ich kenne es nicht", sagt der gerade 40 Jahre alt gewordene Trainer der Sport-Union Neckarsulm. Nach drei Jahren als Fußballer und vier Jahren als Trainer ist im Sommer Schluss bei der Sport-Union Neckarsulm.
Ein selbst gewählter Schlussstrich und keine Entscheidung, die Busch leicht gefallen ist. "Ich habe über Wochen mit mir gerungen. Zum ersten Mal in meinem Fußballleben hat das was von Endgültigkeit", sagt der Realschullehrer aus Bad Schönborn, der immer entweder als Spieler oder Trainer aktiv war. "Ich will mal wissen, vermisse ich den Fußball wirklich so arg? Oder kann ich mein Leben mit anderen Dingen füllen, die mich genauso zufrieden machen?"
Entscheidung für die persönliche Freiheit
Gattin Doro und die Kinder hätten auch ein weiteres Engagement in Neckarsulm unterstützt. Trotzdem will Busch künftig nur noch Fußball-Papa sein, die Spiele der beiden Söhne Simon und Julian nicht verpassen. Wochenenden haben, an dem nicht alles rund um Oberligaspiele getaktet ist. Freiheiten genießen, die kein Spielplan zulässt. "Der Fußball hat 40 Jahre mein Leben bestimmt. Soll er das auch die nächsten 20 Jahre - oder geht es auch ohne? Das will ich rausfinden", sagt Busch.
Am Dienstagabend nach dem Training verkündete er seinen Abschied, den nicht nur die Spieler, sondern auch Vorstand, Abteilungsleiter und Sportlicher Leiter bedauern und verhindern wollten, aber schnell merkten: An der Entscheidung für mehr persönliche Freiheit ist nicht zu rütteln. "Ich wusste, dass es dieses Mal kein Selbstläufer wird", sagt Thorsten Damm, der Sportliche Leiter, der den Verein 2016 als Trainer in die Oberliga führte. Sein wichtigster Spieler dabei: Marcel Busch.
Sportliche Gründe spielten keine Rolle
Keine Rolle bei der Trainer-Entscheidung spielte die schwache Hinrunde. Neckarsulm steckt im Abstiegskampf in Liga fünf. "Die sportliche Situation hat mich schon beschäftigt, ich war da schon angeschlagen. Aber ich habe die Entscheidung völlig unabhängig von der sportlichen Situation getroffen", sagt Marcel Busch.
Der Zeitpunkt der Ankündigung ist bewusst gewählt, schließlich wolle er die Spieler nicht hinhalten, die bei Vertragsgesprächen nachfragen würden: "Du Buschi, machst du eigentlich weiter?"
Es ist kein sofortiger Abschied, der steht erst im Juni mit dem finalen Oberliga-Spieltag an. Eine gemeinsame Halbserie bleibt dem in Untereisesheim Aufgewachsenen noch. Die Mission dabei: Klassenerhalt. "Ich hoffe, das schweißt uns nochmal zusammen", sagt Marcel Busch, der natürlich auch weiß, dass der gegenteilige Effekt eintreten kann. Ein Trainer mitunter zur lahmen Ente wird, wenn der baldige Weggang feststeht.
Deshalb ging es in seiner kurzen Abschiedsrede auch gar nicht so sehr um Abschied: "Ich möchte jetzt noch nicht von Abschied reden. Das können wir im Juni machen. Lasst uns das halbe Jahr jetzt nochmal rocken", sprach der ehemalige Zweitligaprofi.
Suche nach einem neuen Trainer könnte sich schwierig gestalten
Klar ist: Eine interne Lösung, so wie sie in Neckarsulm eigentlich zuletzt Tradition hatte, die wird es nicht geben. Denn auch bei Co-Trainer Nikola Grgic ist aus beruflichen Gründen noch unklar, ob er in Neckarsulm bleibt. Thorsten Damm, der Vorgänger von Busch, schließt eine Rückkehr auf die Trainerbank aus. Die Idealvorstellung des Sportlichen Leiters sah so aus: Den Abgang des alten Trainers sollte mit der Bekanntgabe des Neuen verknüpft werden. Doch der Neue, der ist noch nicht gefunden.
Oberligaerfahrene Kandidaten mit Bezug zur Region gibt es nicht gerade viele. Trainer wie Markus Wenninger, Ramon Gehrmann oder Peter Hogen dürften aus verschiedenen Gründen nicht infrage kommen. Neckarsulm wird auch weiter ein eher kleines Oberliga-Budget haben. Aufstiegsambitionen oder Trainingseinheiten schon um 17 Uhr sind auch künftig illusorisch.
Buschs Bilanz
Vom VfR Heilbronn aus schaffte Marcel Busch einst den Sprung in den deutschen Profifußball. Für RW Ahlen und den SV Sandhausen bestritt der Untereisesheimer einst 65 Zweitligaspiele. Nach drei Jahren als Spieler übernahm Marcel Busch sein ehemaliges Team als Cheftrainer. In der Premieren-Saison belegte Neckarsulm Oberliga-Rang zehn. 2019/20 (Rang 13) und 2020/21 (Rang sieben) wurden die Spielzeiten abgebrochen. Aktuell ist Neckarsulm Vierzehnter.
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