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KSC-Fans distanzieren sich nach Pfiffen gegen Jatta von Rassismus

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Beim Spiel gegen den Hamburger SV pfiffen die KSC-Fans - besonders laut gegen Bakery Jatta, der zuletzt vor allem wegen Zweifeln um seine Identität in den Medien war. Von Rassimus im Stadion, der den Karlsruhe-Fans danach auf Facebook vorgeworfen wurde, spürt Denis Frank aus Leingarten nichts.

So soll es sein: Friedliche Fans des Karlsruher SC feiern am 11. Mai in Münster den 4:1-Sieg und den gleichzeitigen Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Foto: Archiv/dpa
So soll es sein: Friedliche Fans des Karlsruher SC feiern am 11. Mai in Münster den 4:1-Sieg und den gleichzeitigen Aufstieg in die 2. Bundesliga. Foto: Archiv/dpa  Foto: Friso Gentsch

Der Opa nahm Denis Frank Anfang der 2000er Jahre mit zum Karlsruher SC. "Ich sah einen Sieg über den FC Bayern - damit war alles klar", sagt der 26-Jährige aus Leingarten, der seither KSC-Fan ist. Natürlich stand er am Sonntag in der Nordkurve des Wildparks, wo im Zweitligaspiel gegen den Hamburger SV die Pfiffe gegen Gästespieler Bakery Jatta besonders laut waren. "Für mich gehört es dazu, den Gegner auszupfeifen", sagt Denis Frank. Als er am Sonntagnachmittag nach Hause gekommen sei, habe auf Facebook bereits die Rassismusdebatte getobt. "Da muss man schon differenzieren", sagt der gelernte Industriekaufmann, der als Sachbearbeiter in Heilbronn arbeitet. Der Fall Jatta ist komplex.

Denis Frank ist Teil der Karlsruher Fan-Szene. Zwischen den Blöcken N 1 und N 2 sei er im Wildpark zu Hause; welcher Fan-Gruppierung er angehört, will er nicht sagen, auch nicht ein Foto in der Zeitung sehen. Warum er sich gemeldet hat: Er wolle nicht über einen Kamm geschert werden. "Ich bin kein Rassist!" Die Pfiffe gegen "den Riesenkicker Jatta" hätten keinen rassistischen Hintergrund, seien vielmehr in seiner grandiosen Schwalbe nach dem Anpfiff vor der Nordkurve begründet. Ein gutes Argument: "Beim HSV standen noch mehr Spieler mit dunkler Hautfarbe auf dem Platz." Und die wurden nicht ausgepfiffen.

Frank: Auf Einspruch hätte verzichtet werden sollen

Die Zweifel an der Identität von Bakery Jatta sieht Denis Frank auch nicht als Grund für die Pfiffe. "Der Bild-Zeitung, die diese Geschichte veröffentlicht hat, vertraue ich nicht", sagt der junge Mann. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn der KSC auf einen Einspruch gegen die 2:4-Niederlage verzichtet hätte: "Man sollte den Fall ruhen lassen und sich aufs Sportliche konzentrieren." Denis Frank hat diese Sichtweise nicht exklusiv. Die "Supporters Karlsruhe 1986 e.V." schreiben auf ihrer Facebookseite in einer Stellungnahme: "Fußball verbindet, über Grenzen und Nationalitäten hinweg und vor allem sollte er auf dem Fußballplatz und nicht vor dem - sowieso fragwürdigen - Sportgericht entschieden werden!"

Die Supporters Karlsruhe weisen Rassismusvorwürfe weit von sich. Im Gegenteil: "Die Karlsruher Fanszene setzt sich sehr stark für Menschlichkeit und Miteinander und gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus ein." Man sei beispielsweise Teil des Netzwerks "Karlsruhe gegen Rechts", engagiere sich in der Initiative "Blau-Weiss statt Braun e.V." und die KSC-Familie habe sich bei Spendenaktionen für Flüchtlinge eingebracht. "Aber natürlich gibt es schwarze Schafe", sagt Frank. "Es werden immer mehr."

Botschaft an schwarze Schafe

Die Supporters haben eine klare Botschaft an schwarze Schafe: "Den wenigen, die in das Pfeifkonzert eingestimmt haben, um ihre persönliche Unzufriedenheit aufgrund der Tatsache, dass es sich bei Bakery Jatta um einen ehemaligen Flüchtling und Menschen mit anderer Hautfarbe handelt, sei mehr als deutlich gesagt, dass ihr Hass und ihre eingeschränkte Sicht- und Denkweise keinen Platz in unseren Kurven haben und wir jeden Fan auffordern, sich diesem Gedankengut im Block entgegenzustellen!"

Nur das Spiel bei Holstein Kiel habe Denis Frank diese Saison verpasst - er spielt noch Tischtennis für den SV Leingarten in der Bezirksklasse. "Ich habe bisher keine Erlebnisse gehabt, die in einem Stadion auf Rechtsextremismus hindeuten", sagt Frank, der vielmehr einen Rechtsruck spüre, "wenn ich durch Heilbronn laufe und im Bus die Leute höre". Schalke-Boss Clemens Tönnies habe "das gesagt, was viele in Deutschland denken - ich nicht". Was dagegen tun?

Forderung: Fans in Entscheidungen einbinden

"Der Verein könnte mehr Initiative zeigen", findet Denis Frank. "Der KSC sollte mehr die Fans in Entscheidungen einbinden - das tut er nicht, wie der Einspruch gegen das 2:4 gezeigt hat." Der Fall Jatta ist in jeglicher Hinsicht komplex.

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