Streit um Provisionen: Jetzt soll es der Mediator richten
Der Prozess vor dem Landgericht Mosbach, in dem die Spielerberater Karlheinz Förster und Murat Lokurlu Hauptrollen spielen, liefert einen intimen Einblick in die Branche, in der es um viel Geld geht.

Es sind Verhandlungstische anderer Art, die am Dienstagmorgen vor zwei Spielerberatern stehen. Durch die offenen Fenster ist um kurz vor neun Uhr lautstarkes Vogel-Gezwitscher zu hören. Drinnen, in Sitzungssaal sechs des Landgerichts Mosbach, massiert Kläger Karlheinz Förster (63) angespannt die Knöchel seiner Finger. Der Beklagte Murat Lokurlu (45) läuft nervös auf und ab. Die Zwei sind ehemalige Freunde und Geschäftspartner. Am Dienstagmorgen sitzen sie sich in großem Abstand gegenüber. Es geht in der 70-minütigen Verhandlung in dem Zivilprozess vor dem Landgericht Mosbach um viel Geld. 660.000 Euro möchte Karlheinz Förster von Murat Lokurlu haben.
Es geht um Provisionen
Provisionen für den Fußballprofi Timo Werner, als dieser 2014 seinen Vertrag beim VfB Stuttgart unterschrieb. Noch mehr Geld steht im Raum, denn Lokurlu stellt an Förster Millionenforderungen, Beteiligungen an den Werner-Transfers nach Leipzig und Chelsea, Niklas Süles Wechsel von Hoffenheim zu den Bayern. Förster schüttelt vehement den Kopf. Doch um Lokurlus Ansprüche gegenüber Förster geht es vor Gericht nicht. Sondern um anderes.
Ex-Nationalspieler Förster war bis Anfang 2014 bei der Hamburger Beratungsagentur T 21 plus angestellt. Nach seinem Abschied dort hatte er ein Wettbewerbsverbot bis Februar 2015, hätte demnach nicht als Spielerberater aktiv sein dürfen. Und war es natürlich doch, weil sich mit großen Talenten viel Geld verdienen lässt. Bei VfB-Jungstar Timo Werner stand der erste große Vertrag an, die Verhandlungen dafür durfte Förster offiziell nicht führen, tat es mit Fredi Bobic und Jochen Schneider aber trotzdem.
Assistent oder gleichberechtigter Partner?

"Er bot an, mir zu helfen", sagt Förster über Lokurlu. "Ich habe das Mandat nach außen übernommen, er hat innen verhandelt", erinnert sich Murat Lokurlu vor Gericht. Beide vereinbarten, dass Förster 90 Prozent der Provision erhalten sollte, Lokurlu zehn Prozent. Ein Deal, mit dem beide gut leben konnten, wie sie vor Gericht betonten. Das Duo lebt im Neckar-Odenwald-Kreis nur wenige Kilometer auseinander. Lokurlus Beratungsagentur hat ihren Sitz allerdings in Massenbachhausen.
Im Kern geht es vor Gericht um die Frage: Bestand bei Förster/Lokurlu eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, also eine geschäftliche 50/50-Basis? Oder war Lokurlu nur Assistent und kein gleichberechtigter Partner? Ein Jahr war das aktuelle Verfahren Förster/Lokurlu bei Gericht anhängig. Wenige Tage vor dem Prozess erschien im Nachrichtenmagazin "Spiegel" eine große Geschichte, die den Ex-Nationalspieler Karlheinz Förster schlecht aussehen lässt. Die Story zeichnet das Bild von zwei gleichberechtigten Agenten, die mehr als nur einmal gemeinsame Sache machten. Und zwar bei etlichen Transfers. Eine Darstellung, der Förster vor Gericht am Dienstag widerspricht, Lokurlu hingegen in Mosbach mit vielen Spielernamen untermauert.
Wo ein Schweigegelübde Usus ist
Im "Spiegel"-Artikel (siehe Hintergrund) wurde Innerstes nach außen gekehrt. Das kostet vermutlich beide Berater Ansehen in einer Branche, die in der Bundesligasaison 2019/20 etwa 200 Millionen Euro verdiente, in Sachen Transparenz aber zur Knausrigkeit und Schweigegelübden neigt. So kommen am Morgen viele Dinge zur Sprache, die im Interesse von Förster und Lokurlu lieber im Hinterzimmer bleiben sollten. Das Wort Bargeldzahlungen fällt ziemlich oft, als es um gemeinsame Beteiligungen an Transfers geht.
Güterichter sucht nach Lösung
Die Verhandlung endet nach 70 Minuten abrupt und überraschend, als Lokurlus juristischer Beistand, Dr. Dieter Thünessen, eine Mediation vorschlägt. Nun soll sich ein Güterichter um den Berater-Zwist kümmern und eine für beide Seiten tragbare Lösung finden. Ohne weitere Details für die Öffentlichkeit. "Das hatte ich schon vier Mal vorgeschlagen", sagt Karlheinz Förster und willigt ein.
Unter anderem sollte Dirk Rittmüller (einst Teammanager bei der TSG Hoffenheim) diese Rolle ausfüllen. Findet auch der Güterichter keine Lösung, geht das Verfahren vor Gericht weiter. Nachfragen zur Causa wollten weder Förster noch Lokurlu beantworten.
Hintergrund: Folgen für Süle
Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hat Chat-Nachrichten aufgelistet, in denen Niklas Süle (beraten von Karlheinz Förster) Murat Lokurlu darum bittet, seine Kontakte nach England spielen zu lassen, als dieser 2018 und 2019 von Bayern München wegwollte. Für Nationalspieler Süle könnte der Berater-Zwist weitere Folgen haben, schließlich hat er eine eidesstattliche Versicherung abgegeben, um Försters Sicht zu untermauern, wonach nur dieser den Ex-Hoffenheimer beraten habe.

Stimme.de
Kommentare