Hopp-Proteste sorgen für Fast-Abbruch beim Spiel Hoffenheim gegen Bayern
Miteinander statt gegeneinander. Mit einem starken Signal haben die Profis der TSG Hoffenheim und des FC Bayern München einen denkwürden Bundesliga-Samstag beendet. Das klare 6:0 des Rekordmeisters geriet so zur völligen Nebensache.

Nachdem die Bundesligapartie nach rund 70 Minuten aufgrund von Anti-Hopp-Transparenten erst unterbrochen wurde und dann die Teams für knapp zehn Minuten in den Katakomben verschwanden, einigten sich alle Beteiligten darauf, das Spiel mit Ballgeschiebe in den finalen 15 Minuten zu beenden. Nicht nur Hoffenheims Kapitän Benjamin Hübner sprach hinterher von einem „klaren und großen Zeichen.“ Anlass der Aufregung waren Spruchbänder wie dieses hier: „Alles beim Alten, der DFB bricht sein Wort, Hopp bleibt ein Hurensohn“, war zuvor im Bayern Block zu sehen.
Anti-Hopp-Sprechchöre auch in Dortmund
Die massiven Proteste der Ultras-Fans sind Teil einer konzertierten Aktion unter dem Motto: Getrennt in den Farben, vereint in der Sache. Die Ultras solidarisieren sich gegen die Kollektivstrafe des DFB gegen die Dortmunder Fans, die bei den nächsten zwei Gastspielen in Sinsheim ausgeschlossen sind. Auch in Dortmund (beim Spiel gegen den SC Freiburg) gab es Anti-Hopp-Sprechchöre zu hören.
Spieler solidarisieren sich
Nicht nur die Spieler in Sinsheim solidarisierten sich auf dem Feld, sondern auch die Fans auf den Rängen, die sich mit Pfiffen und „Dietmar-Hopp“-Sprechchören gegen die Hopp-Hasser wendeten. Bayern-Trainer Hansi Flick versuchte in der Kurve auf die Protestler einzuwirken: „Man hat gemerkt, dass sie die Solidarität durchziehen wollen. Aber das ist Dummheit.“
Er war nicht der einzige. „Ich schäme mich für das, was da in der Kurve abgelaufen ist“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Beide sprachen von einem „schwarzen Tag für den FC Bayern.“ Etliche Bayern-Fans protestierten gegen die eigenen Ultras: „Wir sind Bayern und ihr nicht.“
Drei-Stufen-Plan des DFB
Erstmals kam der sogenannte Drei-Stufen-Plan des DFB zum Einsatz. Der sieht vor, das Spiel bei Protesten kurz zu unterbrechen (Stufe 1), bei erneutem Auftreten: Die Spieler gehen vom Platz (Stufe 2). Wenn es dann nochmal zu Beleidigungen kommt, ist die Partie vorzeitig beendet (Stufe 3).
In Hoffenheim wurden damit zwei Stufen gezündet, die dritte kam nicht zum Einsatz, obwohl viele Hoffenheim-Fans dies in der Arena forderten. Etliche TSG-Anhänger in der Südkurve verließen aus Protest das Stadion. Das Thema wird die Liga noch länger beschäftigen. „Empört euch“, gab Hoffenheims Geschäftsführer Peter Görlich allen am Samstagabend mit auf den Nachhauseweg.
Kommentar: Der Wind hat sich gedreht
Von Florian Huber
Die Ultras überreizen mit ihrer Solidaritätsaktion gegen Dietmar Hopp. Die breite Masse ist nicht mehr gewillt, die Schmähungen hinzunehmen. Den salbungsvollen Worten müssen Taten folgen.
Hoffenheims Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp wurde in den vergangenen Jahren immer wieder übelst beleidigt. Ob im Gästeblock in Sinsheim oder in Dortmund, Köln oder Nürnberg. Vieles war dabei noch viel geschmackloser als die Transparente nun im Bayern-Block in Sinsheim. Reflexhaft bedauerten, beschwichtigten und relativierten die Vereinsoberen der Clubs wie Borussia Dortmund die Taten ihrer Ultras. Damit haben sie diesen Fans nur noch mehr Macht zugestanden, die sie binnen acht Tagen in Mönchengladbach, im Bayern-Block in Sinsheim und in Dortmund mit ihren Anti-Hopp-Protesten ausgelebt haben. Es ist eine provokative Macht-Probe der sich solidarisierenden Ultras. Ausgelöst wurde diese Aktion durch die DFB-Kollektivstrafe gegen Borussia Dortmund, die in den nächsten beiden Spielzeiten in Sinsheim auf ihre Fans verzichten müssen.
Der fast 80-jährige Dietmar Hopp hat sich stets zur Wehr gesetzt, anstatt die wiederkehrenden Beleidigungen zu akzeptieren. Das war und ist sein gutes Recht. Mehr als kleine, juristische Erfolge gegen einzelne vor Gericht waren allerdings nicht zu erzielen.
Dass der Großteil der Stadionbesucher nun nicht mehr schweigend diese Vorgänge toleriert, bringt Hopp und die TSG Hoffenheim in einem jahrelangen Spiel endlich auf die Siegerstraße. Der Wind hat sich gedreht. Zeichen wie das solidarische Ballgeschiebe in der Schlussphase bei Bayerns 6:0-Sieg sind schön. Respekt- und salbungsvolle Worte von Funktionären und Spielern sind es nicht minder. Das reicht aber nicht. Um dieses Spiel wirklich für die breite Masse an Fußballfans zu gewinnen, muss dieser 29. Februar einen Wendepunkt markieren. Nur mit klaren Worten ist den Hopp-Feinden schließlich nicht beizukommen, das sollte man beim DFB und allen Bundesligaclubs begriffen haben. Es müssen auch Taten folgen, damit der Fußball wieder im Mittelpunkt stehen darf – und nicht einige Ultras.