Ex-Neckarsulmer Adrian Beck kickt gegen Celtic Glasgow
Innerhalb von 15 Monaten ist Oberliga-Kicker Adrian Beck in der ersten schottischen Liga gelandet. Sein Debüt hat der Hohenloher gegen Celtic Glasgow gefeiert. Vor kurzem hießen die Gegner noch Backnang und Spielberg.

Viel verstanden hat Adrian Beck nicht, als er Ende August an sein Handy ging. Sein Gesprächspartner war Brian Rice, Trainer des schottischen Erstligavereins Hamilton Academical. Was er zu hören bekam, "das hat nichts mit dem Schul-Englisch zu tun, das ich mal gelernt habe", sagt Adrian Beck. Doch die Botschaft war trotz Sprachbarriere klar: Komm her, schau dir unseren kleinen, aber feinen Verein doch mal an - wir wollen dich ausleihen.
Hamilton, da denkt man ja zunächst eher an einen Formel-1-Weltmeister. Und nicht an eine 53.000-Einwohner-Stadt in Zentral-Schottland, dessen sportliches Aushängeschild in der schottischen Premiership Fußball spielt.
Schottland also. Die nächste Station auf einer Europa-Reise, die viel über den modernen Fußball aussagt. "Ich bin eigentlich nicht der Typ, der jedes halbe Jahr den Club wechselt", sagt Adrian Beck: "Aber Profifußball ist nun mal ein Geschäft." Wer spielen möchte, muss mitspielen. Vor 16 Monaten kickte der 22-Jährige noch für die Neckarsulmer Sport-Union in der Fußball-Oberliga. Fünfte Liga. "Da hießen die Gegner Backnang, Spielberg - und jetzt Celtic Glasgow", sagt Beck: "Fußball ist verrückt", lacht er in Schottland in sein Handy.
Neckarsulm war das Sprungbrett nach oben
Herausragende 27 Torbeteiligungen in 32 Oberligaspielen ermöglichen im Sommer 2018 den Sprung zu Regionalligist SSV Ulm. Das duale Studium bei der Volksbank Heilbronn opfert Beck für den Traum vom Profi-Fußball. Schon nach einer Halbserie kommt das Angebot eines belgischen Zweitligisten, Union Saint-Gilloise. Von Ulm geht es nach Belgien. Der Hohenloher greift zu, endlich angekommen im Paradies Profifußball. Eine Reise, die in der Jugend über Hollenbach und Hoffenheim führte.
Der Techniker Beck mit dem feinen Füßchen und der schottische Fußball, passt das? "Das habe ich mich auch gefragt", sagt sein ehemaliger Neckarsulmer Trainer Thorsten Damm. "Er war auch bei uns ein zäher Spieler. Einer, der sich im Training quälen konnte." Eingesteckt habe er auch in Liga fünf viel. "Aufstehen. Weitermachen. Das kommt ihm physisch in Schottland sicherlich zu Gute", glaubt Damm.
"Unglaubliche" Atmosphäre dank der Celtic-Fans

Seit rund zwei Wochen ist Adrian Beck nun in der neuen Fußball-Welt. Dort angekommen ist er schneller als gedacht. Am vergangenen Samstag beim Ligaheimspiel gegen Celtic Glasgow saß der Neuzugang auf der Ersatzbank, 21 Minuten vor Schluss dann das Debüt. "Ich hatte nicht damit gerechnet", sagt Beck. Er ist dann so verfahren wie neulich, als der schottische Trainer ins Handy sprach. Einfach machen, einfach nicht zu viel nachdenken.
Die 0:1-Heimniederlage gegen den schottischen Abo-Meister verhinderte der Hohenloher nicht. Das kleine Stadion war fest in Celtic-Hand. "Eine unglaubliche Atmosphäre. Man merkt, wie wichtig der Fußball hier ist", sagt Adrian Beck.
Hamilton setzt viel auf junge Spieler, den eigenen Nachwuchs. Der Verein hat dem Neuzugang eine Wohnung besorgt, dort lebt er mit einem Mitspieler zusammen. Freundin Sara verbringt ihre Semesterferien nun eben in Schottland.
Auch Finnland wäre eine Möglichkeit gewesen
Sein belgischer Club Union Saint-Gilloise hat Beck nach Schottland ausgeliehen, damit er Spielpraxis sammelt. Man habe ihm klargemacht, dass nur wenig Aussicht auf Einsätze bestünde. Die Belgier sind ambitioniert, der Verein gehört dem Besitzer des englischen Premier-League-Clubs aus Brighton. Der Aufstieg ist für den neuen Trainer Pflicht. Beck liebäugelte mit einer Rückkehr nach Deutschland, die erste finnische Liga war auch eine Alternative.
Hamilton Academical ist es geworden. Seine Wohnung in einem Vorort von Brüssel hat Beck noch immer, zum Saisonende braucht er sie wieder. Viel Erfahrung auf dem Spielfeld sammelte Beck in seinem halben Jahr dort nicht. "Ich kam aus der Winterpause, habe erstmal zwei Monate individuell trainiert", erzählt Adrian Beck. Im Aufstiegsrennen setzte der Trainer dann auf andere Spieler. Profischicksal.
Bald kommen die Ex-Kollegen zu Besuch
In Neckarsulm haben sie ihren Leistungsträger nicht vergessen. Mit Steven und Robin Neupert steht Adrian Beck in Kontakt, ab und an schaut er sich auch Videoausschnitte seiner ehemaligen Kollegen an. Die Neuperts haben sich übrigens schon für Anfang Dezember angekündigt. Als Besucher vor Ort, wenn Adrian Beck vor 60. 000 im Celtic Park von Glasgow antritt. Dessen Spitzname lautet übrigens Paradies.