Eklat überschattet Stimme-Cup
Das Turnier in Kirchardt stand nach einem Ausraster kurz vor dem Abbruch. Ein Spieler der gastgebenden SpG Kirchardt rastete nach dem Halbfinale aus und schlug einen Reihener Spieler. Am Ende schnappte sich Reihen den Titel.

Es hat nicht viel gefehlt: Und es hätte keinen Gewinner des Kraichgau-Stimme-Cup gegeben. Nicht einmal ein Finale. Nach einem Eklat im Halbfinale wollte der SV Reihen das Endspiel zuerst nicht mehr spielen.
Schuld daran war ausgerechnet ein Spieler der gastgebenden SpG Kirchardt. Nach dem verlorenen Halbfinale hatte er die Fassung verloren und im Aufgang zum Foyer der Sport- und Festhalle einen Reihener Spieler mit flacher Hand geschlagen.
Der Spielausschussvorsitzende der SpG Kirchardt war außer sich
Wer es nicht gesehen hatte, der konnte es zumindest klatschen hören. So wie Thomas Hafner: Der Spielausschussvorsitzende der SpG Kirchardt war außer sich − und schritt ein. "Da rennst du dir vier Monate lang die Hacken ab, damit du genügend Mannschaften zusammenbringst und dann sowas." Er schnappte sich den Übeltäter, einen Winterneuzugang, und warf ihn aus der Halle. Um sich danach zu bemühen, die Wogen zu glätten. Um das vorzeitige Turnierende noch zu verhindern.

Hafner fing den Co-Trainer des SV Reihen auf dem Weg in die Kabine ab, wo sich der Kreisligist über sein weiteres Vorgehen beraten wollte. "Seid so gut", flehte er Martin Schenk an, der in Kirchardt selber schon Trainer war. Unterdessen wartete Finalgegner Türkiyemspor Obereisesheim in der Halle geduldig. Jenes Team, dessen Spieler Ende Dezember beim Turnier in Bad Rappenau von einem Zuschauer mit einem Faustschlag niedergestreckt wurde.
"Es tut weh, wenn ich sowas sehe", sagte Spielertrainer Massimo di Mauro und versicherte, Reihen die nötige Zeit zu geben. Der SV entschloss sich aber recht schnell, das Finale zu spielen. "Wir wollen es uns nicht kaputtmachen lassen", sagte Schenk, dessen Team damit schon vorm Finale als moralischer Sieger feststand.
Entscheidung im Neunmeterschießen
Am Ende schnappte sich Reihen den Titel, setzte sich 6:5 nach Neunmeterschießen durch, nach regulärer Spielzeit hatte es 2:2 gestanden. Die Freude war angesichts des Eklats beim Sieger groß, von Genugtuung jedoch wollte Martin Schenk nicht sprechen. "Für das, was da passiert ist, kann weder der Veranstalter noch unser Finalgegner was." So wollte der Co-Trainer des SV Reihen auch nicht länger über "das Respektlosteste, was es gibt" sprechen. "Solchen Leuten gehört keine Aufmerksamkeit."
Viel lieber zollte er seinem Team Respekt, das niemand auf der Rechnung hatte. "Wir uns selber ja auch nicht." Aber schon in der Vorrunde ließ Reihen aufhorchen, setzte sich in der starken Gruppe C durch − unter anderem gegen den Gastgeber. Schon im letzten Spiel in der Gruppe war der spätere Übeltäter der Gastgeber auffällig geworden, soll nach Auskunft mehrerer Beobachter, darunter ein Schiedsrichter, einen Gegner angespuckt und mit dem Ellenbogen zugeschlagen haben. "Das ist zum Kotzen, so macht das keinen Sinn", sagte Hafner, der auch die Vorkommnisse in Bad Rappenau miterlebt hatte. Geht es nach ihm, ist der Übeltäter Spieler der SG gewesen.
Sonst war es ein faires Turnier

Der Sport geriet beinahe in den Hintergrund: Dabei war das Turnier absolut fair. Und spätestens ab dem Halbfinale auch spannend. Drei der letzten Spiele wurden vom Punkt entschieden − zum Leidwesen von Obereisesheim. Hatte das Team von di Mauro im Halbfinale gegen Türkspor Eppingen noch Glück, zog es im Finale den Kürzeren. "Aber wir haben den schönsten Fußball gespielt", sagte der Spielertrainer, der mit 13 Treffern auch der beste Torschütze des Turniers war. "Am Ende war es eine Lotterie."
Die hatte im Spiel um Platz drei die SG Kirchardt gewonnen; mit 7:6 gegen die Türken aus Eppingen. Die waren ohnehin die Minimalisten des Cups: Als Gruppendritter waren sie in das Viertelfinale eingezogen. "Abgesehen vom ersten Spiel haben wir gar nicht gut gespielt", gab Trainer Gökhan Sariisik zu. Trotzdem reichte es am Ende zu Platz vier. Immerhin: Mit Platz drei und dem Weiterkommen der zweiten Garnitur fiel das Fazit des Gastgebers positiv aus − trotz verpassten Titelverteidigung.