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Ein Fußball-Frühstarter mit Weitblick

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In Niedersachsen hat der Stockheimer Michael Geiger erst als Außenverteidiger, dann bei VW in der IT Karriere gemacht. Eintracht Braunschweig und danach beim VfL Wolfsburg.

von Sebastian Kohler

Nicht jedem Fußballprofi glückt der Übergang aus der glitzernden Sportwelt ins ruhige Fahrwasser des Ruhestands. Michael Geiger ist dies gelungen. Heute ist der ehemalige Juniorennationalspieler erster Ansprechpartner des VW-Vorstands in IT-Fragen. Verletzungsbedingt tritt der aus Stockheim bei Brackenheim stammende 59-Jährige nicht mehr gegen den Ball. "Bis vor fünf, sechs Jahren habe ich noch in der Traditionsmannschaft des VfL Wolfsburg gekickt", sagt er ohne Wehmut, "aber nach einer Hüft-OP war Schluss."

Geiger steht mit beiden Beinen im Leben

Den Entschluss, sich nach 14 Profispielzeiten und zwölf Jahren als Trainer im Amateurbereich zurückzuziehen, bezeichnet er als "rationalen Schritt". Als mittlerweile zweifacher Großvater steht Geiger mit beiden Beinen im Leben, hat sich mit Kind und Kegel im Wolfsburger Umland niedergelassen. In gewisser Weise ist Michael Geiger trotzdem noch für die Erste Liga zuständig, denn wenn bei ihm das Telefon klingelt, sitzt am anderen Hörer womöglich VW-Vorstandschef Herbert Diess: "Mein Job ist quasi der goldene Handschlag, der kurze Dienstweg für die Vips."

Ein Rechtsverteidiger mit Offensivdrang

Bereits mit 18 verschlug es den Rechtsverteidiger mit Offensivdrang in den hohen Norden zu Eintracht Braunschweig - das war 1979. Beim VfB Stuttgart bot man ihm lediglich einen Amateurvertrag, bei den Niedersachsen sah er bessere Einsatzchancen. "Der Kader war nicht ganz so stark, viele Spieler waren um die 30", lautete sein Kalkül, "der Zeitfaktor hat klar für mich gesprochen." Nach dem Abstieg in der Premierensaison spielte sich Michael Geiger schnell fest. Es folgte der direkte Wiederaufstieg. Nebenbei durchlief er die Schüler- und Juniorennationalmannschaften, stand 1982 mit Thomas Allofs, Pierre Littbarski und Eike Immel im EM-Finale der U 21. Sein Zimmerpartner damals: Rudi Völler. "Klar, bekommen die Leute heute glänzende Augen, wenn sie die Namen hören. Aber die waren damals nicht viel bekannter als ich", sagt er nonchalant.

Michael Geiger
Foto: privat
Michael Geiger Foto: privat  Foto: privat

In Wolfsburg hat die Perspektive gestimmt

Nach mehr als 200 Pflichtspielen wechselte Geiger 1986 in die Drittklassigkeit zum damals noch kleinen Lokalrivalen, dem VfL Wolfsburg: "Die berufliche Perspektive hat einfach gestimmt." Geiger trat einen Schritt zurück, um bei VW zwei nach vorne zu machen. Bis kurz nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga 1992 hielt er den Wölfen die Treue, war anschließend in der Landesliga als Spielertrainer unterwegs, ehe er sich 2005 vom Fußball verabschiedete.

Ganz der Schwabe, baute Michael Geiger vor. In der Pionierzeit der Computertechnologie erwarb er beim VW-Konzern das Rüstzeug für die IT. "Heute bin ich für die Erfüllung der Bedürfnisse des Top-Managements zuständig", sagt Geiger. "Das ist zwar zeitaufwendig, aber ein guter Job." Dabei gelang ihm ein fließender Übergang: "Erst war es 50:50 Fußball und Arbeit, dann kam der Achillessehnenriss." Der Verletzung geschuldet, beendete er die Laufbahn mit 32 Jahren buchstäblich abrupt. Das Nest war bereits gemacht, "wo andere sich mit 32 fragen, wie es weitergeht".

Die alte Heimat Stockheim im Blick

Der Enthusiasmus für den Fußball ist ein wenig abgeklungen, "auch wenn samstagmittags natürlich Bundesliga läuft". Zu Anfang der Karriere ließ sich Michael Geiger die Stimme nach Wolfsburg schicken, aus Interesse an Ex-Club Union Böckingen. "Leider gibt es im Unterland nicht mehr viel zu verfolgen. Mit Rolf Stegmüller hab ich noch bis zuletzt gerne gefachsimpelt." Seit der ehemalige Union-Funktionär verstarb, fehlt jedoch der Ansprechpartner. Die alte Heimat hat er trotz 40 Jahren in der niedersächsischen Wahlheimat nicht aus dem Blick verloren. "An Feiertagen bin ich gerne da und besuche meine Eltern", bekennt sich Geiger zur Stockheimer Herkunft. "Nur dieses Jahr hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht."

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