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Ein Endspiel im November

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Nur der erste Champions-League-Sieg hilft der TSG Hoffenheim heute in Lyon weiter.

Von Florian Huber
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann (Mitte) hat sich gestern alle seine Spieler noch einmal genau angeschaut, um die richtigen elf für das Spiel gegen Lyon auszuwählen.

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Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann (Mitte) hat sich gestern alle seine Spieler noch einmal genau angeschaut, um die richtigen elf für das Spiel gegen Lyon auszuwählen. Foto: dpa  Foto: Uwe Anspach

Julian Nagelsmann jonglierte beim Abschlusstraining gekonnt mit dem Ball, der im gleißenden Flutlicht der Arena von Olympique Lyon glänzte. Mit seinen beiden Hoffenheimer Co-Trainern Matthias Kaltenbach und Pellegrino Matarazzo vergnügte er sich beim Bällchen-Hochhalten im Mittelkreis. Die Hoffenheimer Saison war bislang ein Jonglage-Akt mit drei Bällen.

Der für den DFB-Pokal ist vor einer Woche in Leipzig (0:2) schon runtergefallen. Macht nur noch zwei Wettbewerbe. Damit der Champions-League-Ball in der Hoffenheimer Jonglage-Nummer hochgehalten wird, muss am Mittwochabend (21 Uhr, DAZN) ein Sieg bei Olympique Lyon her. Für die TSG Hoffenheim ist es bereits ein Endspiel.

Es steht viel auf dem Spiel: Nur mit einem Sieg hat die TSG Hoffenheim (zwei Punkte) realistischerweise eine Chance aufs Champions-League-Achtelfinale. Dann wäre die TSG punktgleich mit Lyon (aktuell fünf) − und mit dem besseren direkten Vergleich, der fürs Weiterkommen ausschlaggebend sein könnte. Auf der anderen Seite kann bereits nach vier Partien das Königsklassen-Aus besiegelt sein. Verliert Hoffenheim und gewinnt Manchester City zeitgleich das Heimspiel gegen Schachtjor Donezk, dann geht es nur noch um Rang drei und die Europa League. Bei sechs Punkten Rückstand auf Lyon und dem verlorenen direkten Vergleich wäre Rang eins oder zwei nicht mehr erreichbar.

"Es fühlt sich wie ein K.o.-Spiel an", sagte erst Lyons Trainer Bruno Genesio im Auditorium im Bauch der Lyoner Arena, das wie ein überdimensionierter Universitäts-Hörsaal wirkt. Eine Stunde später drückte sich der Hoffenheimer Fußball-Lehrer Julian Nagelsmann so aus: "Es ist fast ein K.o.-Spiel." Auf internationaler Ebene ging die TSG vergangene Saison in ähnlicher Situation jeweils als Verlierer vom Platz. In Liverpool beim 2:4 in den Playoffs der Vorsaison wurde die Gruppenphase verpasst. Im November in Braga mit einem 1:3 das Weiterkommen in der Europa League vergeben. Gibt es im dritten Anlauf ein erfolgreiches Europapokal-Endspiel? Julian Nagelsmann setzt auf Lerneffekte bei seinen Jungs. "Es ist sicherlich besser, wenn man als Spieler und Trainer an die Situation gewöhnt ist", sagte er gestern Abend.

Offensiv wollen die Kraichgauer an die Sache herangehen. Das große Aber: "Ähnlich wie in Leverkusen werden wir ein Auge auf die Konterabsicherung haben", so der TSG-Trainer. Denn auch Lyon hatte beim 3:3 vor zwei Wochen etliche gefährliche Kontersituationen. Zudem ist anders als in Sinsheim Lyons Topstar Nabil Fekir als Spielgestalter wieder mit dabei. An Toren hat es der TSG ja in den bisherigen drei Champions-League-Spielen dieser Saison nicht gemangelt. Die sechs Treffer haben aber nur zu zwei Pünktchen geführt, weil zu viel Gegentreffer durch individuelle Fehler kassiert wurden.

Kevin Vogt verließ am Samstag beim 4:1 in Leverkusen mit Oberschenkelproblemen vorzeitig das Feld. Beim Abschlusstraining gab er lächelnd Entwarnung. "Ich bin guter Dinge", sagte der Abwehrboss, was man auf einen eigenen Einsatz und die TSG-Perspektive für heute Abend beziehen kann. Andrej Kramaric hatte im Training am Montag einen Schlag in die Kniekehle bekommen. Im Abschlusstraining war davon nichts zu sehen. Der Kroate ist fit.

Julian Nagelsmann warf zuletzt ja die große Rotationsmaschine an, mit gleich acht neuen Spielern. Der Sieg bei Bayer sorgt jetzt für Probleme der positiven Art. Wen rausnehmen? Wen bringen? "Es ist komplexer geworden", sagte Julian Nagelsmann, der deshalb auch mit 20 Spielern gestern vom Baden-Airport aus nach Lyon flog. 18 darf er für die Partie nominieren. "Ich mache mir gern am Tag vor dem Spiel noch ein Bild von den Spielern. Wie sehen sie aus? Und damit meine ich nicht die Frisuren, sondern den körperlichen Zustand", witzelte Nagelsmann. "Es ist wertvoller, als zu sagen: Scheiße, wen lasse ich denn jetzt spielen?" Das gab es ja auch schon.

 

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