Ein Derby mit Geschichte - der FC Union trifft auf den VfR Heilbronn
In der Fußball-Bezirksliga Unterland treffen am Sonntag zwei Heilbronner Vereine aufeinander, die ein Stück weit die Vergangenheit verbindet. Eine besondere Brisanz ist deshalb vorhanden, auch wenn die Funktionäre vorab keine Emotionen schüren wollen.

Es ist die Begegnung des anstehenden Wochenendes im Fußballbezirk Unterland, die für das größte Interesse sorgen dürfte. In der Bezirksliga erwartet der Tabellensechste FC Union Heilbronn den Viertplatzierten VfR Heilbronn. Es ist das Aufeinandertreffen der traditionsreichen Heilbronner Fußballgeschichte mit ihrer möglichen Zukunft.
Die Geschichte der Fusionen
2003 fusionierten der VfR Heilbronn und die Heilbronner Spvgg zum FC Heilbronn. 2012 folgte der nächste Zusammenschluss. Der FCH und die Fußball-Abteilung der Union Böckingen firmierten zum FC Union Heilbronn. Die HSV ist in diesem Dreier-Konstrukt fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Es wird eigentlich nur noch darüber diskutiert, ob im FCU mehr VfR oder mehr Union drinsteckt.
2018 wurde der neue VfR Heilbronn gegründet und erspielte sich seither drei Meisterschaften. Zweimal mit der ersten und einmal mit der zweiten Mannschaft. Den Unterschied zwischen Geschichte und Neuzeit macht allein die angefügte Zahlenkette. Der "alte" VfR nannte sich nach dem Gründungsjahr 1896, der "neue" dagegen 96/18. Die Zahl 96 steht für das Jahr 1996, als die A-Jugend der Schwarz-Weißen den Junioren-DFB-Pokal gewann, die 18 verweist auf die Neugründung vor zwei Jahren.
Vereinsvorstände wollen keine Emotionen schüren
Die jeweiligen Vereinsvorstände blicken dem Derby eher gelassen entgegen, wollen keine großen Emotionen schüren. "Wir machen keinen Aufriss aus diesem Spiel. Es ist ein Bezirksliga-Derby, mit einer zugegeben gewissen Brisanz, da es ein Stadtderby ist, wie auch die Spiele gegen die anderen Heilbronner Vereine. Es geht um drei Punkte", sagt FCU-Chef Werner Schmidt. "Mit den früheren Zeiten beschäftigen wir uns nicht, sondern blicken nach vorne."
Auch VfR-Vorstand Onur Celik macht deutlich: "Es ist ein Spiel des VfR Heilbronn beim FC Union Heilbronn. Also eine ganz normale Partie und kein Duell des alten gegen den neuen VfR." Celik verbindet den FC Union eher mit der Vergangenheit des FV Union Böckingen, auch weil auf dessen traditionsbehaftetem Gelände gespielt wird.
Erinnerungsstücke aus früheren Tagen
Celik sieht seinen neugegründeten Verein als denjenigen, "der die Geschichte des VfR weiterlebt, da wir sehr viele ehemalige Funktionäre, Spieler und Anhänger des VfR als Mitglieder haben, die hinter dieser Sache stehen". Da passt es, dass der FCU vor zwei Wochen Erinnerungsstücke aus alten Tagen an die Verantwortlichen des VfR übergab. "Wir haben unseren ehemaligen Jugendraum aufgeräumt und Pokale, Wimpel und Fotos aus früheren Zeiten gefunden", erzählt Schmidt, der glaubt, dass diese Dinge im Frankenstadion besser aufgehoben sind.
"Wir befinden uns seit Montag wieder im Training", berichtet Schmidt, nachdem sich seine Mannschaft zuvor wegen eines positiv auf Corona getesteten Spielers knapp eineinhalb Wochen in Quarantäne befand. Zwei Sonntags- und zwei Nachholspiele unter der Woche mussten verlegt werden. Nun muss der FCUH in den nächsten zehn Tagen viermal ran.
Beide Vereine hoffen auf einen Sieg
Viel vom alten VfR steckt im FC Union Heilbronn letztlich nicht mehr drin. "Ich denke, es sind zweifellos deutlich mehr ehemalige Unionisten, die den Verein heute prägen", vermutet Schmidt. "Wie tief der ehemalige VfR noch in unserem Verein verwurzelt ist, kann ich daher nicht mit Bestimmtheit sagen."

Auf einen Sieg hoffen beide Vereine. "Wir wollen die Punkte am See behalten", erzählt Schmidt von einer neuen Namensgebung des Union-Stadions. Diesen Sonntag wird erstmals in der Erbe-Arena und nicht mehr im Stadion am See gespielt. Die Umbenennung ist einem Sponsor geschuldet, einem alteingesessenen Böckinger Familien-Betrieb (Sanitäre Installation und Flaschnerei). Auch der VfR will wenige hundert Meter Luftlinie vom Frankenstadion entfernt den Platz nicht als Verlierer verlassen. "Wir gehen schon mit der Devise hin, gewinnen zu wollen", sagt Celik.
Rund 450 Zuschauer dürfen auf das Sportgelände. "Bereits seit Montagabend sind alle Karten verkauft", berichtet Werner Schmidt und hofft, dass die steigenden Coronainfektionen im Stadtkreis Heilbronn nicht zu einer weiteren Besucherbegrenzung oder gar einem gänzlichen Fanverbot führen.
Größte Erfolge: HSV, VfR und Union
Heilbronner Spvgg
Die HSV gehörte in der 70er Jahren zeitweise der 2. Amateurliga und von 1991 bis zur Fusion mit dem VfR Heilbronn 2003 insgesamt sieben Spielzeiten der Landesliga Württemberg an.
VfR Heilbronn
1951: Meister 2. Amateurliga Württemberg
1956, 1962, 1969: jeweils württembergischer Meister
1974: Qualifikation für 2. Bundesliga Süd und Abstieg nach einer Saison.
1979, 1986, 1996: jeweils Meister der Verbandsliga Württemberg.
1996: DFB-Pokalsieg der A-Junioren.
FV Union Böckingen
1931, 1934: jeweils Meister der Gauliga Württemberg, Qualifikation Endrunde um die deutsche Meisterschaft 1950/51, 1952/53, 1953/54: drei Spielzeiten in der 2. Liga Süd.
1952, 1958: württembergischer Amateurmeister.
1939, 1940, 1949, 1960: württembergischer A-Jugendmeister.
1947: süddeutscher A-Jugendmeister. 1966: Viertelfinal-Spiele um die deutsche Amateurmeisterschaft und Aus gegen Werder Bremen.