Emotionaler Abschied in Neckarsulm: Torwart Marcel Susser verlässt Sport-Union nach 13 Jahren
Sport-Union Neckarsulm bereitet Torwart Marcel Susser nach 13 Jahren im Verein einen emotionalen Abschied.
Als die Team-Kollegen Spalier standen, Tina Turner musikalisch versicherte, dass gerade der Beste den Pichterich-Rasen verlässt, da kullerten die Tränen bei Marcel Susser. „Dass es mich so mitnimmt, das hätte ich nicht gedacht“, sagte der Torwart als er am Mittwochabend nach 13 Jahren bei der Sport-Union Neckarsulm verabschiedet wurde.
Als 18-Jähriger, beim ersten Vereinswechsel, seien auch mal Tränen geflossen. „Er war in guten und in schlechten Zeiten treu, das macht ihn so speziell“, sagte Marco Merz als Sportlicher Leiter über den mittlerweile 38-Jährigen. Und deshalb gab es auch einen speziellen, liebevollen Abschied.
Susser wechselt von Neckarsulm zum FC Union Heilbronn
Der Stammplatz, den der jüngere Susser eigentlich immer hatte, war zuletzt weg. Susser deshalb zuletzt nur noch die Nummer zwei. Nun wechselt er zum FC Union Heilbronn. „Melancholisch war ich eher beim finalen Spiel in Waiblingen und beim letzten Heimspiel“, sagte Susser. Die für einen Torwart ungewöhnliche Rückennummer 27 soll bei der Sport-Union Neckarsulm nun nicht mehr vergeben werden. Als er 2012 ohne Spielpraxis von Landesliga-Konkurrent SG Sonnenhof Großaspach II nach Neckarsulm wechselte war das so nicht absehbar.
Spieler und Trainer kamen und gingen bei der Susser-Union. Neckarsulm spülte es rauf aus der Landesliga bis in die Oberliga und wieder zurück. Einer blieb immer. Der Susser. Am Mittwochabend versammelte er all jene Weggefährten, mit denen er seinen Abschied feiern wollte, zu einem Fußballspiel. Dabei zählte das Erlebnis und nicht das Ergebnis. Ex-Trainer Marcel Busch zeigte, dass man auch mit 43 Jahren noch über sehr viel Ballgefühl verfügen kann. Marcel Susser spielte erst im Tor, dann im Feld – ein Abschiedstreffer war ihm allerdings nicht vergönnt.
13 Jahre Torwart in Neckarsulm: Das ewige Duo Susser/Stricker
13 Jahre als Torwart bei einem Verein sind ungewöhnlich, noch ungewöhnlicher: zwölf davon war Jürgen Stricker Sussers Torwart-Trainer. „Eine Liga höher hätte er auch gepackt“, sagte Stricker. Tatsächlich absolvierte Susser zu Regionalliga-Zeiten der SpVgg Neckarelz mal ein Probetraining dort. „Es hat aber nicht sein sollen“, sagte Susser. Ex-Mitspieler Adrian Beck, nun Erstligaprofi beim 1. FC Heidenheim, spendierte ein Trikot, das bei einem Elferturnier einen neuen Besitzer fand. Überhaupt Elfmeter. Gleich zwei Mal gewann Neckarsulm mit Susser im Tor im Landespokal Duelle gegen WFV-Pokal-Rekordsieger SSV Ulm. „Das eine, das beste Spiel, gab es für mich nicht. Eher einzelne Szenen, Paraden“, blickte Susser zurück. Edelfan und Hobby-Statistiker Helmut Schacherl hat in seiner Datenbank genau Buch geführt. 23 parierte Elfmeter weist diese aus, dazu 92 Zu-Null-Spiele in 281 Susser-Pflichtpartien für Neckarsulm.
Ein von Heidenheim-Trainer Frank Schmidt signiertes Susser-Trikot als Abschiedsgeschenk
Das gerahmte und von Heidenheim-Trainer Frank Schmidt signierte Susser-Trikot des WFV-Pokal-Finals 2013 (1:3 gegen Heidenheim) gab es als Abschiedsgeschenk. Der Rummel um seine Person ist eigentlich gar nicht so sein Ding. „Mir war es immer unangenehm im Mittelpunkt zu stehen“, sagte er am Mittwochabend. Das Zusammenkommen hinterher hatte etwas von Klassentreffen. Auch dort beginnen Sätze gerne mit: „Weißt du noch, als…?“ Bei solchen Gelegenheiten werden die Jahresringe am Bauch des Gegenübers gemustert. Späße gemacht. Solche Klassentreffen entwickeln mitunter eine unerwartete Dynamik. Statt auf den bereitgestellten Bänken auf der Tartanbahn saßen die Fußballer nämlich pizzakauend auf dem flutlichterleuchteten Rasen. Dabei entstanden durchaus kreative Ideen. Eine Neckarsulmer Traditionself gibt es bisher nicht. Und nun? Könnte sich das ändern. Eine Whatsapp-Gruppe existiert seit den Planungen zum Susser-Abschied. Die lässt sich einfach umbenennen.