Auseinandersetzung auf dem Rasen: Tumulte um VfR-Heilbronn-Stürmer und Vorstand
Beim VfR Heilbronn fliegen trotz Derbysieg die Fetzen: Kreshnik Lushtaku dürfte nach einem schwerwiegenden Vorfall sein letztes Spiel bestritten haben. An einer Trennung führt nach den Vorfällen von Samstagnachmittag kein Weg vorbei.
Onur Celik erklärte am Samstagnachmittag nach dem 3:0-Sieg seines VfR Heilbronn gegen den SV Schluchtern gerade seine Sicht auf die 90 Minuten Fußball davor. Der Vorstand spricht von „viel Luft nach oben“, trotz der drei Punkte. Mitten hinein ins Interview platzt sein Stürmer Kreshnik Lushtaku samt Familie, inklusive Vater und Bruder. Lushtaku senior bittet Onur Celik freundlich um ein Gespräch, das dieser aber an Ort und Stelle ablehnt. Er ist ja gerade beschäftigt, mitten in einem Interview. Daraufhin eskaliert die Situation auf dem Kunstrasenplatz am Frankenstadion auf Seiten der Lushtakus.
Der Auslöser liegt da schon ein paar Minuten zurück: Nach dem Schlusspfiff gibt es Wortgefechte zwischen Heilbronner Siegern und Schluchterner Verlierern. Celik packt dabei Heilbronns Zehner Lushtaku am Kragen, zieht ihn aus Selbstschutz weg, um Schlimmeres zu verhindern, wie er es später schildert. Vater Imer und Bruder Besart berichten am Abend von einer Tätlichkeit Celiks, die sichtbare Spuren am Hals hinterlassen hätte. "Er hat ihn gewaltig am Hals gepackt", sagt Besart Lushtaku, man habe Celik deshalb hinterher zur Rede stellen wollen.
Rot sieht Kreshnik Lushtaku dann nämlich bei der direkten Konfrontation mit seinem Vorgesetzten 15 Minuten nach Spielschluss. „Fass mich noch einmal an, dann wirst du sehen, was passiert, du Hund“, brüllt Lushtaku den VfR-Chef am Spielfeldrand an: „Du gehst mir eh schon lange auf den Sack, Digga!“
Tumulte um VfR-Heilbronn: Viel fehlt nicht zur großen Keilerei
Geschätzt mehr als 50 Augen- und Ohrenzeugen bekommen die Tumulte mit, der Autor dieser Zeilen hat sie auf Tonband, weil er ja gerade eigentlich ein Interview führt. Celik bleibt ruhig, einige Umstehende wie zum Beispiel Betreuer Marco Baam greifen beherzt ein, um zu deeskalieren. "Wir haben niemanden tätlich angegriffen, das ging nicht von uns aus", betont Besart Lushtaku. Viel fehlt aber nicht zur großen Keilerei. Es fallen weitere verbale und physische Drohungen, zum Glück lässt sich die Situation ohne größeren Schaden beruhigen.
„Wenn man es zwischenmenschlich sieht, dann ist das der Tiefpunkt für mich hier“, sagt Onur Celik, der den Verein 2018 wiederbelebt und im Schnellverfahren bis in die Landesliga geführt hat. Celik ist sichtlich mitgenommen von den Vorfällen, die mehr als nur einen Schatten auf den 3:0-Derbysieg werfen.
Erst seit Sommer beim VfR
Was nun passiert, dürfte klar sein: Kreshnik Lushtaku hat sich beim VfR Heilbronn selbst aus dem Spiel genommen, einen Weg zurück kann es nicht geben. „Ich will nicht aus der Emotion heraus handeln“, sagt der VfR-Boss. Aber auch ohne Emotionen kann es nur eine sofortige Trennung geben. Zu schwerwiegend und zu öffentlich war der Zwischenfall und die Attacke auf Celik. Er hatte ja den Stürmer erst im vergangenen Sommer verpflichtet, nachdem dieser zuvor beim damaligen Oberligisten Sport-Union Neckarsulm nach internen Problemen im Saisonendspurt sportlich keine Rolle mehr spielte.
Nicht wenige hatten Celik von diesem Transfer abgeraten. In Heilbronn lief es bisher noch nicht wirklich, auch am Samstag erwischte der Stürmer nicht seinen besten Tag. Es wird wohl der letzte im Trikot des Landesliga-Zweiten gewesen sein.