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Als die Bundesliga in Heilbronn zu Gast war

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Vor 30 Jahren fand zum einzigen Mal ein Erstligaspiel im Heilbronner Frankenstadion statt: Der Unterländer Jochen Heisig wurde zum Mann des Tages.

Von Florian Huber
Das noch neue Heilbronner Frankenstadion bei einer seiner ersten großen Bewährungsproben. 14.000 Zuschauer waren am 18. Februar 1989 beim 2:0 des Karlsruher SC gegen Hannover 96 mit dabei.
Fotos: Klaus Krüger
Das noch neue Heilbronner Frankenstadion bei einer seiner ersten großen Bewährungsproben. 14.000 Zuschauer waren am 18. Februar 1989 beim 2:0 des Karlsruher SC gegen Hannover 96 mit dabei. Fotos: Klaus Krüger  Foto: Krüger

Jochen Heisig war nicht ganz unschuldig am ersten und einzigen Erstliga-Fußballspiel auf Heilbronner Boden. Als klar war, dass der Karlsruher SC nach Zuschauer-Ausschreitungen ein Bundesliga-Heimspiel fernab des Wildparkstadions absolvieren muss, stürmte der 23-Jährige ins Büro von Manager Carl-Heinz Rühl.

"Wir müssen für das Spiel nach Heilbronn, Herr Rühl", sprach der Stürmer des Karlsruher SC damals. Gesagt, getan. Ab ins Heilbronner Exil, Heisigs Heimat. Für einen Samstag, für 90 Bundesliga-Minuten.

An diesem Montag jährt sich der Tag des einzigen Bundesligaspiels im Heilbronner Frankenstadion zum 30. Mal. Karlsruher SC gegen Hannover 96: "Oh Gott, so lange ist das jetzt schon her?", sagt Heisig. Dann sind die Erinnerungen plötzlich präsent. Es war sein Heimspiel, sein großer Tag. Heisig lebte damals in Heilbronn, zwei Jahre zuvor war er vom VfR zum KSC gewechselt.

Eine Art Geschenk von Winfried Schäfer

Das Ding ist drin: Aus der Drehung erzielt Jochen Heisig (links) das 1:0 für den Karlsruher SC im Spiel gegen Hannover 96.
Das Ding ist drin: Aus der Drehung erzielt Jochen Heisig (links) das 1:0 für den Karlsruher SC im Spiel gegen Hannover 96.  Foto: Krüger

So richtig glücklich machte ihn das stetige Pendlerdasein zwischen Bank, Tribüne und Spielfeld jedoch nicht. "Ich war damals unzufrieden", erinnert sich Heisig. Trainer Winfried Schäfer wusste darum - und ließ Heisig beim Heimspiel erstmals in dieser Spielzeit von Beginn an ran. Der Stürmer erzielte nach 34 Minuten aus der Drehung das 1:0, das 2:0 nach 59 Minuten "klaute mir Daniel Simmes, indem er mich umgrätschte - und damit das Tor machte", erinnert sich Heisig an die Partie vor 14.000 Zuschauern.

Kalt und nass war es auf den Stehplätzen im Februar-Dauerregen. Heute ist jedes Bundesligastadion komplett überdacht, jedes Spiel live im TV zu sehen. Zwei Kameras filmten das Spielgeschehen für die ARD-Sportschau, die ein paar Ausschnitte zeigte. Irgendwo im Hause Heisig müsste auch noch eine DVD mit den Höhepunkten des Spiels zu finden sein. Heisig ist keiner, "der an Erinnerungsstücken hängt", wie er sagt. Ist ja auch alles schon so lange her.

Heilbronner Leibgericht in VfR-Gaststätte als Belohnung

"Heimkehrer Heisig war ein Glücksgriff", titelte die Heilbronner Stimme übrigens hinterher. Lohn des Erfolgs: "Ich musste nicht mit dem Mannschaftsbus zurück nach Karlsruhe." Stattdessen stand ein Abendessen in der Stadiongaststätte des VfR Heilbronn auf dem Programm. Was es gab? Natürlich das Heilbronner Leibgericht.

Auch aus einem anderen Grund war Heisigs Heimkehr damals erfolgreich. Sie stellte die Weichen für den weiteren Karriereverlauf. Der 18. Februar 1989 als Wendepunkt. "Nach dem Spiel haben mich die Funktionäre von Hannover 96 angesprochen", erzählt Heisig. In der Saison darauf trug er prompt das 96er-Trikot. In zwei Zweitliga-Jahren gelangen ihm 32 Tore.

Auf zwei, drei Bier abends in die Stadt

Jochen Heisig
Foto: privat
Jochen Heisig Foto: privat  Foto: privat

Es waren andere Fußballzeiten vor 30 Jahren. "Wir sind zwei Tage vorm Spiel noch in Heilbronn ausgegangen. Zwei, drei Biere trinken. Das wäre heute für Bundesligaprofis undenkbar", sagt Heisig. Sofort würde irgendjemand ein Handyfoto machen - und das Beweisstück in den sozialen Medien landen. Was für ein Skandal. Profis wie Heisig verdienten damals 4000 Mark Grundgehalt. "Heute hat schon mancher Jugendspieler mehr", weiß auch Jochen Heisig.

Ab und an ist er auf den Amateurplätzen der Region anzutreffen. In Bad Wimpfen, Leingarten oder auf dem Pichterich in Neckarsulm. Selbst aktiv ist er auch mit 53 Jahren noch. Mit der KSC-Traditionself und Mitspielern von einst wie Oliver Kreuzer oder Gunther Metz. "Ich genieße dann jede Minute", sagt Heisig.

Der Finanzberater aus Obereisesheim wird mitunter erkannt, so wie neulich beim Tennisspielen im Sportivo in Heilbronn-Frankenbach. Der Mann auf dem Nebenplatz habe geschaut, gezögert und dann doch gefragt: "Sind Sie nicht der Jochen Heisig?" Ja, er ist es.


Die damaligen Aufstellungen

Karlsruher SC: Alexander Famulla, Srecko Bogdan, Lars Schmidt, Oliver Kreuzer, Thomas Süss, Gunther Metz, Wolfgang Trapp, Milorad Pilipovic (57. Daniel Simmes), Michael Harforth (24. Michael Spies), Jochen Heisig, Helmut Hermann.

Hannover 96: Ralf Raps, Bastian Hellberg, Frank Pagelsdorf, Mathias Kuhlmey, Günter Drews (66. Gregor Grillemeier), Detlev Dammeier, Jürgen Prange, Andrzej Palasz, Karsten Surmann, Dieter Schatzschneider, Siegfried Reich.

Tore: 1:0 (34.) Jochen Heisig, 2:0 (59.) Daniel Simmes. 


 


 
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