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Christiane Zorn lebt ihren Job, sie lebt Audi

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Christiane Zorn leitet seit mehr als einem Jahr das Produktmarketing des Autobauers. Ihr Vater Georg war 40 Jahre lang in der Technischen Entwicklung am Standort Neckarsulm tätig. Ein Gespräch mit zwei Generationen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

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Die Zorns vor dem Audi Aluminium Space Frame, einer besonders leichten Aluminium-Karosserie – entwickelt am Standort Neckarsulm. Foto: Audi AG
Die Zorns vor dem Audi Aluminium Space Frame, einer besonders leichten Aluminium-Karosserie – entwickelt am Standort Neckarsulm. Foto: Audi AG

Die Leidenschaft für Audi ist Christiane Zorn in die Wiege gelegt worden. Als sie geboren wurde, war ihr Vater Georg Leiter des Versuchsbaus von Audi am Standort Neckarsulm. „Ich fand es immer wahnsinnig spannend, wenn mein Vater von der Arbeit erzählt hat“, sagt Christiane Zorn.

Schnell war die Heilbronnerin von dem Unternehmen im Zeichen der vier Ringe fasziniert. „Ich war schon früh begeistert von diesem tollen Spirit bei Audi. Wenn es darauf ankommt, krempelt jeder die Ärmel hoch und packt an“, sagt die 40-Jährige. Besuche bei den Autorennen der DTM, bei der Automesse IAA, ständig die neuesten Modelle mit den vier Ringen vor dem Haus. So ist die zielstrebige Frau aufgewachsen. Der Vater hat die Audi-DNA sozusagen weitervererbt. Seit 13 Monaten ist Christiane Zorn nun Leiterin des Produktmarketings bei Audi und somit oben im Management angekommen. 

„Für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Zorn, die 2016 noch für den Mitbewerber BMW in China tätig war. Im März 2020 kam dann der Wechsel zu Audi als Vertriebsleiterin für den chinesischen Markt. Vater Georg macht das bis heute wahnsinnig stolz, dass seine Tochter nun auch bei Audi arbeitet. Beim Gespräch im Audi-Forum strahlt der 86-Jährige mit der Sonne um die Wette, als er seiner Tochter zuhört, wie sie von ihrer Arbeit spricht. „Mein Motto war immer: Ohne Audi keine Gaudi“, sagt Georg Zorn. „Als Christiane mir damals erzählt hat, dass sie zu Audi wechselt, hat mich das sehr gefreut.“ 

Foto: Audi AG
Foto: Audi AG

Gestalten, Brücken und Bereiche zusammenbringen

Als Leiterin des Produktmarketings ist Christiane Zorn das Bindeglied zwischen der Technischen Entwicklung und dem Vertrieb. Auf der einen Seite die Ingenieure, die gerne ihre Ideen umsetzen wollen. Auf der anderen die Kolleginnen und Kollegen, die nah am Kunden sind und manchmal Dinge gerne schneller oder früher hätten. „Genau das ist das Spannende an meinem Job – dass ich gestalten darf, Brücken bauen kann und die Bereiche zusammenbringe, um am Ende das bestmögliche Ergebnis zu erzielen“, sagt Zorn. „Ich kenne beide Perspektiven: Was wollen die Märkte, was sind die Trends, was ist technisch möglich, was wird gerade erprobt?“

Langeweile komme da nie auf, so die 40-Jährige. Auch um Dinge wie Farben für neue Modelle werde mitunter hart gerungen. Wichtig sei, Verständnis für die jeweils andere Position zu haben. Nicht immer kann dabei jeder glücklich gemacht werden. Vieles muss in verschiedenen Gremien und Teams diskutiert werden. „Am Ende muss ich eine Entscheidung treffen, für die ich auch einstehe“, sagt Zorn. Einen schöneren Job könne sie sich nicht vorstellen.

Elektromobilität, Digitalisierung und vieles mehr: Die Transformation in der Autobranche sorge jederzeit für Herausforderungen, die die Managerin gerne annimmt. Christiane Zorn hat einen sehr zeitintensiven Job. Inzwischen nehmen die Geschäftsreisen wieder zu, was in der Pandemie stark eingeschränkt war. Momente für sich selbst bleiben da nur wenige. „Wenn ich Freizeit habe, mache ich am liebsten Sport, im Sommer sitze ich auf dem Fahrrad, im Winter geht es in die Berge zum Skifahren“, erzählt sie. Der Kontakt zu Freunden ist ihr ebenfalls wichtig. Mit dem Begriff Work-Life-Balance kann Christiane Zorn sich nicht identifizieren. „Ich freue mich am Sonntagabend, dass am nächsten Tag die neue Woche beginnt“, erklärt die Leiterin. „Einfach, weil mir mein Job mit meinem tollen Team so viel Spaß macht.“ Wer der Heilbronnerin eine Weile zuhört, stellt rasch fest, dass sie es genauso meint, wie sie es sagt. Zorn lebt ihren Job, sie lebt Audi.

Alexander Schnell aus der Chefredaktion im Gespräch mit den Zorns über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Foto: Audi AG
Alexander Schnell aus der Chefredaktion im Gespräch mit den Zorns über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Foto: Audi AG

Die Automobilindustrie zieht sich wie ein roter Faden durch Christiane Zorns Leben. „Mit 16 Jahren habe ich mein erstes, einwöchiges Praktikum bei Audi in der Auslieferung gemacht“, erzählt die Topmanagerin und zieht aus einem mitgebrachten Ordner die fein säuberlich abgelegte Praktikumsbestätigung. Den Ordner zieren – wie könnte es anders sein – vier Ringe. Damals, vor 23 Jahren konnte sie endlich zum ersten Mal ihren Vater im Büro besuchen. Denn bei Tagen der offenen Tür im Werk war der Versuchsbau stets Sperrzone – schließlich entstehen dort die Prototypen neuer, noch streng geheimer Modelle. Als Praktikantin mit Werksausweis ging das dann. „Daran erinnere ich mich noch, als ob es gestern gewesen wäre“, erzählt Zorn.

„Die Elektromobilität ist schon eine andere Welt“

1998 war das, als der erste TT auf den Markt kam. Den hatte der Papa auch mal dabei. Und Christiane Zorn saß seinerzeit auf dem Beifahrersitz, „da war ich ganz stolz bei dem schicken Auto“. Christiane Zorns erstes Auto war ein Audi A3, den sie sich mit ihrer Mutter geteilt hat. Als erstes eigenes Auto ist sie lange einen A2 gefahren, der einst in Neckarsulm produziert wurde. Danach folgte erneut ein A3, für den Zorn extra eine Tiefgarage angemietet hat, „damit er es immer gut und trocken hat“. Zum Gespräch in Neckarsulm ist sie mit ihrem aktuellen Lieblingsauto angereist, dem RS E-Tron GT, der am Standort in den Böllinger Höfen gefertigt wird. Der Vater ist ihn auch gefahren. Er, der vor seiner Zeit im Versuchsbau 20 Jahre lang Verbrennungsmotoren konstruiert hat. „Die Elektromobilität ist schon eine andere Welt“, sagt Georg Zorn. „Aber das macht auch viel Spaß, fast lautlos und dieser Antritt. Toll.“ Bei seiner Tochter setzt er sich auch gerne auf den Beifahrersitz: „Sie fährt schon gerne auch mal flott, aber bei ihr bin ich ganz entspannt.“

Blick zurück: Vater und Tochter beim Wandern – natürlich stilecht mit Audi-Kappe und der damals berühmten Audi-Pflaume. Foto: Audi AG
Blick zurück: Vater und Tochter beim Wandern – natürlich stilecht mit Audi-Kappe und der damals berühmten Audi-Pflaume. Foto: Audi AG

Gefachsimpelt wird mit dem Vater viel. Mindestens alle vier, fünf Wochen, wenn Christiane Zorn übers Wochenende ins elterliche Haus kommt. Die Verwandtschaft besuchen, Freunde von früher treffen, mal in den Besen gehen. „Die Region ist einfach schön“, sagt die Managerin. „Ich komme immer wieder gerne her.“ Nie im selben, sondern oft in einem anderen Modell von Audi. „Das ist mir sehr wichtig, dass ich immer wieder unterschiedliche Fahrzeuge aus unserer Palette fahre, da mir immer Dinge auffallen, die man vielleicht anders oder noch besser machen kann“, so Zorn.

Da nimmt auch der Vater immer wieder interessiert Platz in den neuen Modellen, der auch im Ruhestand noch genau verfolgt, was bei Audi passiert. Einige seiner ehemaligen Mitarbeiter haben Georg Zorn zum 85. Geburtstag ein Video als Überraschung geschickt.

„Das hat mich sehr gefreut“, sagt der ehemalige Audianer, der 40 Jahre im Unternehmen beschäftigt war und der auch in der Heilbronner Stimme immer liest, was so über Audi geschrieben wird. Wenn er dann selbst nachhakt, bekommt er von der Tochter aber keine Antwort. „Was geheim ist, bleibt geheim, da bin ich strikt“, sagt sie. Auch das hat ihr der Vater mit auf den Weg gegeben.

 

Zur Person

Dr. Christiane Zorn wurde 1981 in Heilbronn geboren. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre im Rahmen eines Doppeldiplom-Programms (Diplomkauffrau/ Master) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-München und der französischen EM Lyon (Ecole de Management) mit den Schwerpunkten Controlling, strategisches Management und Marketing. Ihre berufliche Laufbahn begann sie 2007 bei der Boston Consulting Group. Hier agierte sie als Beraterin der Automobilindustrie, sowie als Mentorin und Recruiterin und absolvierte parallel dazu ihren Doktortitel. Christiane Zorn wechselte 2013 als Produkt- und Launch Manager für die BMW 1er Limousine zur BMW Group nach München. Ab 2015 übernahm sie die Leitung des Produktmanagements für das Kompaktwagensegment in China. Ein Jahr später übernahm sie die Leitung Controlling Vertriebsregion China (inklusive Hongkong/Macao und Taiwan) am Standort Peking bis Ende 2019. Im März 2020 wechselte Zorn als Head of Sales China/Hong Kong zur Audi AG. Seit dem 1. September 2020 ist Christiane Zorn Leiterin Produktmarketing bei der Marke mit den vier Ringen.

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