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Audi stellt in Neckarsulm die Weichen für die Zukunft

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Mit der neuen Generation von A4 und A6 soll der Standort nochmal voll ausgelastet werden. Der Autobauer tätigt dafür hohe Investitionen in neue Gebäude und Technologien. Die Entscheidung für volumenstarke Elektromodelle wird vorbereitet.

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Montage, Lackiererei, Technische Entwicklung: Der Audi-Standort Neckarsulm macht sich mit mehreren Baumaßnahmen fit für die Zukunft. Foto: Audi
Montage, Lackiererei, Technische Entwicklung: Der Audi-Standort Neckarsulm macht sich mit mehreren Baumaßnahmen fit für die Zukunft. Foto: Audi  Foto: Kurt Taube (AUDI AG)

Ob man sich nun für Autos interessiert oder nicht, als zweitgrößter Arbeitgeber weit und breit schaut die Region immer genau hin, wenn es um den Audi-Standort in Neckarsulm geht. Wie geht es mit dem Automobilwerk weiter? Derzeit stellt die Marke mit den vier Ringen die Weichen für die mittelfristige Zukunft. Die Entscheidung, die neue Generation der Modellfamilie A4/A5 nach Neckarsulm zu holen, soll dem Standort nach der Unterauslastung der vergangenen Jahre ab 2023 deutlich Aufschwung geben. Zumal im selben Zeitraum auch der Modellwechsel bei den Baureihen A6/A7 ansteht. „Meine Vision ist, dass wir hier am Standort noch mal mehr als 300.000 Autos jährlich bauen“, sagt Werkleiter Fred Schulze. Von 2024 bis etwa 2027 erwartet er für Neckarsulm damit eine sehr hohe Auslastung.

Zudem habe man dann noch genügend Zeit, sich Gedanken zu machen, was danach kommt. Sprich: Welche Elektroautos den Standort in Zukunft auslasten werden. Nicht überhastet, sondern nachhaltig. „Daran arbeiten wir intensiv“, so Schulze. „Das ist eine Entscheidung, die nicht allein bei Audi, sondern konzernweit getroffen wird.“ Weltweit stehen im VW-Konzern 118 Standorte im Wettbewerb um die Modelle der Zukunft. „Im Fokus steht zunächst ein guter Anlauf für die nächste Generation der A4/A5- und A6/A7-Familie“, so Schulze. „Das ist meine Kernaufgabe, daran mache ich meinen Erfolg am Standort fest.“ Das hohe Volumen sei nicht unrealistisch. Die Zahlen für Elektro würden zwar wachsen, aber die Zahlen für Verbrenner würden erst einmal hoch bleiben.

Warten auf das klare Signal zu Elektromobilität

Die Belegschaft wartet trotz der guten Aussichten auf ein klares, langfristiges Signal, was die Elektromobilität anbelangt. In seiner letzten öffentlichen Rede rief der scheidende Betriebsratschef Rolf Klotz unlängst dazu auf, der Neckarsulmer Mannschaft zeitnah aufzuzeigen, welche E-Fahrzeuge am Ende der 2020er Jahre im Werk gefertigt werden sollen. „Natürlich sind wir uns dabei bewusst, dass der Ausstieg aus dem Verbrenner langfristig auch deutliche Veränderungen für Sie am Standort Neckarsulm mit sich bringt“, sagte Audi-Chef Markus Duesmann bei der Open-Air-Veranstaltung des Betriebsrats zu den Beschäftigten. „Dank unserer klaren Strategie haben wir jetzt aber ausreichend Zeit, um diesen Wandel geordnet zu gestalten. Ich sage es noch einmal ganz deutlich, die letzten Verbrenner von Audi, werden die besten sein, die wir je gebaut haben.“ Dafür brauche man noch eine ganze Weile die große Kompetenz und Erfahrung der Teams in der Motorenentwicklung am Standort Neckarsulm.

Neue Bereiche für Neckarsulm?

Apropos Technische Entwicklung (TE) und Neckarsulm. Der für diesen Bereich zuständige Vorstand Oliver Hoffmann will das Profil der TE in Neckarsulm schärfen und fit für die Zukunft machen. „Ich kann noch nicht zu viel verraten, aber wir arbeiten daran, wichtige Zukunftstechnologien in die technische Entwicklung nach Neckarsulm zu holen“, so der 44-Jährige. Nach Informationen der Heilbronner Stimme sollen die Pläne in den nächsten vier bis fünf Wochen verabschiedet werden.

Klar ist, dass Audi in den Standort in der Region kräftig investiert. Bereits seit 2019 laufen die Bauarbeiten für ein fünfstöckiges Multifunktionsgebäude der Technischen Entwicklung in Neckarsulm. Mittlerweile steht der Rohbau, Ende 2022 soll das Gebäude fertiggestellt sein. Dann sollen hier verschiedene Bereiche der Technischen Entwicklung gebündelt werden, die zuvor auf mehrere Büro- und Werkstattgebäude am Standort verteilt waren. 

„Investitionen sind ein klares Bekenntnis des Konzerns zum Standort“

Nach Informationen der Heilbronner Stimme nimmt der Autobauer für neue Gebäude und Produktionsanlagen einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in die Hand, etwa 500 bis 600 Millionen Euro. 1995 wurde die Lackiererei, die damals 312 Millionen Mark kostete, als größte Investition der Standortgeschichte gefeiert. Nun bekommt das Werk eine neue Lackiererei – mit der bisherigen Kapazität von 300.000 Fahrzeugen jährlich. Baubeginn ist 2022, mit geschätzten 100 bis 150 Millionen Euro ist sie eine der größten Investitionen vor Ort.

So könnte er aussehen, der nächste A4, hier als Avant. Gebaut wird er ab 2023 in Neckarsulm. Illustration: Schulte Design
So könnte er aussehen, der nächste A4, hier als Avant. Gebaut wird er ab 2023 in Neckarsulm. Illustration: Schulte Design  Foto: Audi

„Mit der neuen Lackiererei und der dritten Ausbaustufe der Montage machen wir den Standort fit für die Zukunft – auch hinsichtlich der Produktion künftiger E-Modelle. Diese Investitionen sind ein klares Bekenntnis des Konzerns zum Standort“, sagt Audis Produktionsvorstand Peter Kössler. Die Lackiererei soll bis zum Jahr 2025 zu den modernsten der Autobranche gehören und zusätzlich CO2 einsparen.

Die Sorgen der Mitarbeiter versteht Neckarsulms Werkleiter Fred Schulze und nimmt sie sehr ernst. „Die Transformation verunsichert natürlich einige“, so Schulze. „Wir im Management haben zusammen mit dem Betriebsrat die Aufgabe, deutlich zu machen, dass die Zukunft am Standort für die nächsten sechs bis sieben Jahre sicher ist und dass wir die Weichen für die Zukunft stellen.“ Kurzfristig die Auslastung stabilisieren, mittelfristig die Modellanläufe erfolgreich meistern und langfristig die Elektrifizierung des Standorts gestalten – so will der Werkleiter eine Perspektive geben. Und Vorstandschef Markus Duesmann sendet eine klare Botschaft an die Mannschaft: „Dass wir als Vorstand zum Standort Neckarsulm stehen, das sollten Sie bitte nicht in Frage stellen. Das ist uneingeschränkt gegeben.“

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