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Der Unverpackt-Trend hält weiter an

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Lebensmittel und Produkte unverpackt zu kaufen, boomt nach wie vor. Immer mehr Läden öffnen in Deutschland - selbst während der Corona-Pandemie. Wie lief das erste Jahr im Heilbronner Unverpackt-Laden?

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Der Heilbronner Unverpackt-Laden "Liva" ist einer von 40 in Baden-Württemberg. Foto: Archiv/Ralf Seidel
Der Heilbronner Unverpackt-Laden "Liva" ist einer von 40 in Baden-Württemberg. Foto: Archiv/Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Süßigkeiten in Gläsern, Nüsse und Müsli in durchsichtigen Spendern, loses Obst und Gemüse: Solche und noch viele weitere Lebensmittel und Produkte möglichst plastik- und verpackungsfrei zu verkaufen, das ist das Prinzip von Unverpackt-Läden. In Deutschland sind sie seit der Eröffnung des ersten Unverpackt-Ladens 2014 in Kiel immer beliebter geworden – und auch trotz Corona hält der Trend ungebrochen an.

„Wir verzeichnen einen täglichen Zuwachs an Unverpackt-Läden. Immer mehr bereits bestehende Läden werden bei uns Mitglied. Und während der Corona-Pandemie hat es sogar viele Neueröffnungen gegeben – das ist schon erstaunlich“, teilt Gregor Witt, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Unverpackt-Läden in Köln, auf Stimme-Nachfrage mit.     

Der Verband verzeichnete vor allem im vergangenen Jahr einen extremen Zuwachs an neuen Unverpackt-Läden. Seitdem hat sich die Zahl der bestehenden Geschäfte zudem noch verdoppelt: In Deutschland können Kunden derzeit in rund 300 Geschäften unverpackt einkaufen, in Baden-Württemberg allein in 40 Geschäften. 2019 waren es noch 120 Läden gewesen, 29 davon in Baden-Württemberg. 60 Läden befanden sich vor einem Jahr noch in der Planung. Mittlerweile ist diese Zahl explosionsartig gestiegen: Nach aktuellen Kenntnissen des Unverpackt-Verbands könnten 219 neue Läden öffnen.

Einblicke ins Lager

Unverpackt – ein Trend, der anhält, selbst unter den erschwerten Bedingungen einer Pandemie. Viele bestehende Unverpackt-Betriebe müssten jedoch mit Einbußen zwischen zehn und dreißig Prozent rechnen, sagt Gregor Witt. „Corona hat die Unverpackt-Läden herausgefordert. Zwischen März und August gab es viel Kurzarbeit - wir sind alle sehr gebeutelt“, fasst Witt die Situation stellvertretend für die 245 Mitglieder-Läden des Verbands zusammen.

Einer davon ist „Liva“ an der Allee in Heilbronn. Der Unverpackt-Laden öffnete vor einem knappen Jahr und startete gleich erfolgreich: Am Eröffnungstag standen die Kunden Schlange, und auch in ersten Monaten ebbte der Andrang nicht ab. „Die ersten fünf Monate liefen stark. Wir konnten viele Stammkunden aus einem großen Einzugsgebiet generieren, die uns auch durch die Corona-Krise hindurch begleitet haben und uns erhalten geblieben sind“, berichtet Patrick Wimmer, der Liva zusammen mit seiner Freundin Linda Tiedemann führt. „Hätten wir ein Vierteljahr später aufgemacht, hätte es schlimmer ausgehen können“, vermutet der Jungunternehmer.

Liva musste dennoch seit dem Lockdown im März einen Kundenrückgang von rund 50 Prozent verkraften, Kurzarbeit und verkürzte Öffnungszeiten einführen. Während des Höhepunkts der Pandemie war der Laden aber durchgehend geöffnet. „Wir hatten von vornherein ein starkes Hygienekonzept und sorgen täglich für die nötigen Reinigungsmaßnahmen“, sagt Wimmer. Zum ersten Geburtstag werde es am 10. Oktober sogar einen kleinen Aktionstag mit drei Produktherstellern geben, bei dem die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden.

Ohne Emissionen zum Unverpackt-Laden

Neben Unverpackt-Läden bieten auch Supermarktketten verpackungsfreie Lebensmittel an. Seit gut eineinhalb Jahren befindet sich im Edeka-Markt Ueltzhöfer am Heilbronner Südbahnhof eine Unverpackt-Abteilung: Nüsse, Reis, Schokofrüchte, Nudeln und Linsen gehören unter anderem zum Sortiment – und das sei nach wie vor sehr gefragt, berichtet die Zuständige für Obst und Gemüse Lisa Ueltzhöfer.

Lebensmittel werden in großen Säcken - teilweise aus kompostierbarem Plastik - angeliefert. Foto: Ralf Seidel
Lebensmittel werden in großen Säcken - teilweise aus kompostierbarem Plastik - angeliefert. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Doch wie nachhaltig ist Unverpackt überhaupt? Oft werde er gefragt, wie die Lebensmittel bei Liva eigentlich ankommen, erzählt Patrick Wimmer: „Viele Leute nehmen an, dass wir kleine Tüten aufreißen und den Inhalt dann in den Spender kippen.“ Wimmer erklärt ihnen dann, dass die Produkte in kiloschweren, großen Säcken ankommen, teilweise auch aus kompostierbarem Plastik, in den Heilbronner Unverpackt-Laden geliefert werden.

Transparenz ist Wimmer wichtig. „Dazu lasse ich die Leute auch ins Lager.“ Verbandsvorsitzender Gregor Witt verweist auf den Faktor Anfahrtsweg. „Wer mit einem Verbrennermotor zum Unverpackt-Laden fährt, kann es auch gleich sein lassen. Da kann man genauso gut zu Fuß zum Supermarkt um die Ecke gehen und verpackt kaufen.“

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