Wie der Mauerfall in der Schule lebendig wird
Die Kleist-Realschüler aus Heilbronn machen sich jedes Jahr auf nach Berlin, um etwas über die deutsche Teilung zu lernen. Viele sind von der Führung durchs Stasi-Gefängnis beeindruckt.

„Am Tag des Mauerfalls saß ich, weil ich so gerührt war, heulend auf dem Sofa“, sagt Melanie Haußmann, als sie auf den 9. November 1989 angesprochen wird. Die Rektorin der Heinrich-von-Kleist-Realschule hat dieses historische Ereignis live miterlebt. Ganz im Gegensatz zu ihren Schülern. Hinzu kommt: Die Neunt- und Zehntklässler sind alle erst nach dem Mauerfall geboren. „Allzu viel Vorwissen ist nicht da“, sagt Geschichtslehrer Timo Nicolausen. Das Schlagwort „Mauer“ kennen die meisten, was es aber genau damit auf sich hat, wissen nur wenige.
Ab und an kommt ein Elternteil der Schüler aus der ehemaligen DDR, selten erklären diese sich dann dazu bereit, den Schülern aus erster Hand zu berichten. Dazu kommt, dass im alten Bildungsplan das Thema Mauerfall ganz am Ende der zehnten Klasse behandelt wurde, „es kamen aber gar nicht alle Klassen so weit“, sagt Nicolausen. Seit Kurzem sieht der Bildungsplan das historische deutsche Datum in der neunten Klasse vor.
Miniatur-Berlin macht vergangene Zeit sichtbar
Eine Besonderheit der Kleist-Realschule ist es, dass die Abschlussfahrt immer nach Berlin geht. Mit dem geänderten Bildungsplan wird diese Fahrt bereits ein Jahr früher gemacht. Pflicht auf der Fahrt sind natürlich Bundestag, Alexanderplatz, Holocaust-Denkmal und das Brandenburger Tor. Um sich die DDR-Geschichte besser vergegenwärtigen zu können, besuchen die 15-Jährigen auch das Little Big City-Museum, das die Geschichte Berlins im Miniaturformat abbildet.
Häftling gibt Führung im Stasi-Gefängnis
Die Machenschaften der Stasi erleben die Jugendlichen dann im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Das Gefängnis diente zuerst den russischen Besatzern, wurde dann aber in der DDR dazu genutzt, politische Häftlinge zu verhören und teilweise auch zu foltern. Ein Highlight für die Klassen ist es, wenn ihnen ein Häftling von damals eine Führung gibt. „Das beeindruckt die Schüler und bleibt in Erinnerung“, sagt Nicolausen.
Die Besichtigung vor Ort helfe den Schülern dabei, Bezüge zu weiteren wichtigen Ereignissen der deutschen Geschichte herzustellen, die auch am 9. November, dem „Schicksalstag“ der Deutschen stattgefunden haben, sagt Nicolausen, der auch Politik und Geografie unterrichtet. Der 9. November verbindet schließlich Reichspogromnacht 1938, den Beginn der Republik 1918 und den Mauerfall 1989.