Hohenloher Bahnprojekte werden auf Wirtschaftlichkeit untersucht
Der Kreistag des Hohenlohekreises hat eine kombinierte Machbarkeitsstudie beschlossen. Sie analysiert die Reaktivierung der Kochertalbahn zwischen Künzelsau und Waldenburg und die weitere Elektrifizierung der Hohenlohebahn zwischen Cappel und Hessental, zumindest aber bis zum Gewerbepark Hohenlohe. Die Prüfung der Wirtschaftlichkeit ist Voraussetzung für eine Förderung von Bund und Land. Die Mehrheit im Gremium steht, aber es gibt auch Mahner.

Die Einigkeit im Kreistag für die Reaktivierung der Kochertalbahn zwischen Waldenburg und Künzelsau ist doch nicht so groß, wie die Befürworter gehofft hatten. Zwar brachte das Gremium am Montag wie erwartet eine Machbarkeitsstudie auf den Weg, die nicht nur diese Strecke analysiert, sondern auch die Hohenlohebahn zwischen Cappel, dem Gewerbepark Hohenlohe und Hessental, um die Wirtschaftlichkeit der Wiederbelebung hier und der weiteren Elektrifizierung dort zu klären, die Voraussetzung ist für eine Bundes- und Landesförderung. Doch es gab acht Gegenstimmen und zwei Enthaltungen - bei 28 Ja-Stimmen.
Das kam bei der letzten Machbarkeitsstudie heraus
Landrat Matthias Neth kann die Studie also in Auftrag geben. Sie soll die Ergebnisse der letzten Expertise aus dem Jahr 2012 fortschreiben. Ein Fachbüro hatte damals ermittelt, dass die Kosten einer reaktivierten Kochertalbahn den volkswirtschaftlichen Nutzen übersteigen, weshalb das Projekt auf Eis gelegt wurde. Die weitere Elektrifizierung der Hohenlohebahn hingegen wurde positiv bewertet: allerdings nur von Cappel bis zu einer neuen Haltstelle im Gewerbepark Hohenlohe und nicht auf dem gesamten Teilstück bis Hessental. Nur eine Dieselstadtbahn von Sulzdorf bis Öhringen wäre wirtschaftlich und damit förderfähig, hieß es in der 2012 vorgelegten Machbarkeitsstudie, die nun für beide Strecken aktualisiert werden soll.
5800 Schulplätze und 20000 Arbeitsplätze im Einzugsbereich
Rasches Handeln ist erforderlich, denn das Verkehrsministerium des Landes will jene Kreise belohnen, die am schnellsten klären können, ob sich eine Reaktivierung von Bahnstrecken tatsächlich rechnet. In einer Analyse hatte das Ministerium der Kochertalbahn jüngst bescheinigt, über ein hohes Fahrgastpotenzial zu verfügen. "Wir haben im Einzugsbereich 5800 Schulplätze und 20 000 Arbeitsplätze", erklärt Landrat Matthias Neth. Das ergebe 1010 Fahrgäste pro Schultag, womit der Hohenlohekreis im Ranking der 42 analysierten Bahnstrecken auf einem guten 18. Platz landet.
500.000 Euro stehen für die Machbarkeitsstudie im Kreishaushalt bereit, 200.000 Euro sind zunächst gesetzt, 100.000 Euro könnte das Land beisteuern. "Mehr Fördermittel wird es nicht mehr geben. Das Geld in Berlin ist da, es kann aber nur verbaut werden, wenn der Kosten-Nutzen-Faktor über eins liegt. Wird dieser Wert unterschritten, darf kein Geld fließen", stellt Neth klar. Bis zu 90 Prozent der Baukosten könnten gefördert werden - und 100 Prozent der Betriebskosten.
Deshalb könnte es diesmal anders ausgehen
Weil der Gewerbepark Hohenlohe stark gewachsen ist und auch Gaisbach mit dem Carmen-Würth-Forum sowie neuen Wohn- und Arbeitsplätzen jetzt und in Zukunft ein größeres Potenzial bietet, rechnen Befürworter mit einem positiveren Ergebnis in Sachen Wirtschaftlichkeit. Zumal diesmal eine weitere Haltestelle inmitten des neu konzipierten Stadteingangs von Künzelsau liegt, die für reichlich Fahrgäste sorgen könnte: Mitarbeiter des Landratsamts etwa, das dort neu gebaut wird, oder Hochschulstudenten. Gleichzeitig betont Neth, dass alle Pläne für die Kochertalbahn Makulatur seien, wenn nicht auch die Hohenlohebahn weiter elektrifiziert werde - "zumindest bis zum Gewerbepark Hohenlohe".
E-Shuttle-Busse statt Kochertalbahn?
Kreisrat Otto Weidmann (Freie Wähler) kann einer Reaktivierung der Kochertalbahn gar nichts abgewinnen. Deshalb sei eine neue Studie unnötig. "Das Projekt hat hohe Bau- und Betriebskosten und ist deshalb nicht wirtschaftlich. Es gibt ökonomisch und ökologisch bessere Alternativen", wirbt er stattdessen für den Einsatz von "E-Shuttle-Bussen" zwischen Hochschule, Stadtzentrum, Gaisbach, Gewerbepark und Waldenburg. "Das könnte zu einem Bruchteil der Kosten umgesetzt werden." Ein vorgezogener Ausbau der B 19 könne dabei helfen.
Hohenlohebahn bis Waldenburg elektrifizieren
Die Hohenlohebahn müsse jedoch auf jeden Fall "ertüchtigt" werden, "sonst funktioniert der Anschluss der Bus-Shuttle-Linie in Waldenburg nicht". Es genüge, die Strecke bis Waldenburg zu elektrifizieren und auf Stadtbahn-Qualität zu trimmen, der Abschnitt bis Hessental könne mit Batterie- und Hybridantrieben bewältigt werden. Weidmann wirbt für ein "regionales Mobilitätskonzept", das Heilbronn und Schwäbisch Hall mit einschließt.
Ins selbe Horn stößt Ute Oettinger-Griese (FDP) und gibt zu bedenken: "Wenn die Kochertalbahn fährt, wird es für Anliegergemeinden wie Kupferzell unmöglich, einen vernünftigen Nahverkehr auf die Beine zu stellen." Denn Bahnen und Busse dürften nicht parallel fahren, "die negativen Folgen sehen wir seit Jahren in Bretzfeld, das wäre ein weiterer großer Schildbürgerstreich". Man solle lieber in "autonomes Fahren und einen E-Bus-Express" investieren "und nicht in so eine Totgeburt". Auch Thomas Dubowy (Freie Wähler) befürchtet, ein Parallelverkehr auf Schienen "könnte unseren NVH teilweise zerschmettern".
