Unternehmen in der Region wünschen sich Planungssicherheit
Strafzölle und die Corona-Krise machen deutschen Firmen wie Gentex und Lavatec nicht nur in Europa zu schaffen. Der US-Ökonom Kilian Huber kritisiert die Handelspolitik Donald Trumps aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht.

Die deutsche Wirtschaft ist schon seit vielen Jahren auf die USA als Handelspartner angewiesen. Allein im Jahr 2019 exportierte Deutschland Waren im Wert von circa 118,7 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten, importierte aber nur rund 71,4 Milliarden. Doch die Handelsbeziehungen sind getrübt, nicht nur von der Corona-Krise und einem unvorhersehbaren US-Präsidenten, sondern auch vom Handelsstreit zwischen den USA und China. Vor wenigen Wochen traf es dann auch direkt Deutschland: die USA verlangen jetzt Zölle auf Aluminiumbleche.
Globalisierung als Stärke
Die drohenden Strafzölle auf deutsche Produkte bezeichnet Gentex-Geschäftsführer Jörg Männer als „Damoklesschwert“. Seine Firma stellt automatisch abblendbare Innenspiegel her. Gentex profitiert gerade davon, dass das US-Unternehmen global agiert: „Wir haben den Vorteil, dass unsere Kunden - die deutschen Autohersteller - stark in China vertreten sind. Der chinesische Markt hat sich viel schneller erholt, das stützt den schwächelnden europäischen und US-Markt“, sagt er. Der 49-Jährige wünscht sich für die Zukunft seines Unternehmens „möglichst keine Barrieren“.
Der Handelsstreit spielt für Lavatec in Heilbronn keine große Rolle, meint Geschäftsführer Wolf-Peter Graeser. Die drohenden Zölle sorgen trotzdem für eine „wirtschaftliche Verunsicherung“. Von der US-Regierung wünscht sich Graeser ein „klareres und vorhersehbareres Verhalten“. Lavatec stellt Groß-Waschmaschinen her. Aktuell sorgt sich die Firma, weil traditionell vor US-Wahlen eher abgewartet als investiert wird. Bei den Aufträgen für Maschinen hat Lavatec aktuell ein Minus von 30 Prozent zu verzeichnen.
Harsche Kritik an Trumps Handelspolitik

„Ein klares Handelsabkommen zwischen der EU und der USA würde vor allem der deutschen Exportwirtschaft guttun“, meint der aus Tübingen stammende US-Ökonom Kilian Huber.
Der Assistant Professor für Volkswirtschaftslehre an der University of Chicago kritisiert an Donald Trump, dass dessen „handelspolitische Argumente jeder Logik entbehren“. Deutschland exportiere zwar mehr in die USA als es von dort importiere, diese negative Handelsbilanz käme aber der US-Wirtschaft letztlich zugute. Vergleichbar sei das mit dem Kauf einer Pizza. Durch das Bezahlen der Pizza habe der Kunde zwar eine negative Bilanz gegenüber der Pizzeria, am Ende können sich aber sowohl Kunde als auch Pizzabäcker freuen.
Die vorherrschende Unsicherheit bezüglich der Handelsrestriktionen sei schlecht fürs Wachstum. Huber fordert deshalb, dass der Handel zwischen Deutschland und den USA zumindest wieder so frei sein sollte, wie vor der Wahl 2016. Die Politik sollte Unternehmen Planungssicherheit für viele Jahre geben.