Das Gefühl der Freiheit bei Stückle-Partys
Das Stromaggregat knattert und gibt Saft für die Anlage, aus der angesagte Hits dröhnen. Lagerfeuer, ein Steak auf dem Grill, Freunde oder Schulkameraden feiern mit. Partys auf Stückle haben ein besonderes Flair. Menschen aus der Region erinnern sich an ihre schönsten Erlebnisse.
Wegen der Corona-Pandemie haben lange keine Stückle-Partys mehr stattgefunden. Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen.
Fabian Müller, 38, Neckarsulm, Kommandant der Berufsfeuerwehr Heilbronn

„Angefangen hat es mit den Stückle-Partys mit dem 18. Geburtstag. Zwei, drei Leute haben zusammengefeiert. In den Häusern waren die Platzverhältnisse begrenzt, außerdem wäre es mit dem Lärm ein Problem gewesen. Die Stückle waren meistens außerhalb, da hat der Lärm niemanden gestört. Um die Abi-Zeit haben wir gerne gemeinsam gefeiert, bevor man sich wegen Ausbildung und Studium aus den Augen verliert. Ich bin meistens mit dem Fahrrad zum Stückle gefahren oder bin gelaufen. Übernachtet habe ich dort nie. Ich war auch nicht der Letzte, der gegangen ist.
Viele Stückle-Feste fanden um den Schweinsberg in Neckarsulm statt. Meistens war auf den Grundstücken eine Feuerstelle. Dort haben wir gegrillt. Der große Bier- und Alkoholfan war ich nie. Wegen meines Einsatzdienstes bei der Freiwilligen Feuerwehr hielt ich mich meist an Wasser oder Cola. Unser Abi-Song war „It's my Life“ von Bon Jovi oder „Beautiful Day“ von U2. Diese Stücke liefen auch öfters auf den Partys. Es war eine klasse Zeit, die uns verbunden hat. ich habe sehr gute Erinnerungen.“
Timo Wolf, 48, Gemmingen, Bürgermeister in Gemmingen

„Meine ersten Stückle-Partys fanden während der Jugend- und Fußballerzeit statt. Das war eine schöne Sache. Die Party fand mal auf Stückle im Neckar-Odenwald-Kreis, in Bad Rappenau oder im Umfeld von Heilbronn statt. Wir haben uns in der Schule verabredet. Handys gab es damals noch nicht. Absprachen liefen alle über den mündlichen Austausch.
Freiheit, Freundschaft und Zwanglosigkeit fallen mir ein, wenn ich mich zurückerinnere. Vieles davon hat man in Corona-Zeiten nicht. Mithilfe eines Stromaggregats hatten wir Musik. Es lief meistens Rock und Pop der 80er- und 90er-Jahre, abhängig vom Geschmack.“
Teresa Baumann, 25, Heilbronn, Teamleiterin Regionalität bei Kaufland

„Während meiner Schulzeit waren Stückle-Partys 'the place to be'! Ein Freund von uns heißt Felix. Die Frage lautete oft: Heute Abend FS? FS stand für Felix Stückle. Geburtstage wurden dort gefeiert. Oft waren viel mehr Gäste da, als man eingeladen hatte. Das Stückle liegt in Kirchheim direkt am Neckar. Auf dem Gelände stehen keine Bäume. Nur ein Rasen, eine Hecke und ein kleines Häuschen mit Geräten. Das war eine sehr lustige Zeit, sehr frei, losgelöst und unbeschwert. Wir hatten gute Laune, waren gesellig. Verliebt habe ich mich dort nicht, aber vielleicht ein wenig angebandelt. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, wir waren alle gut drauf. Das würde ich mir mal wieder wünschen.“
Christoph Weiß, 45, Leingarten, Vertriebsmitarbeiter bei Distelhäuser

„Wir waren alle so zwischen 14 und 16 Jahren alt und haben uns gemeinsam einen alten Bauwagen gekauft und eine Couch reingestellt. Wir waren zehn Jungs und ein Mädchen. Ich komme ja aus Kochersteinsfeld. Die Partys nannten wir "Outback-Party". Das war so Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre. Es lief 80er-Rock. Der Bauwagen stand auf dem Stückle eines älteren Mannes. Er hat es uns zur Verfügung gestellt. Wir sind meist mit den Fahrrädern rausgefahren. Unsere Getränke haben wir damals bei Edeka Weiß in Kochersteinsfeld gekauft. Dort konnte man auch um 22 Uhr nochmal hin und einen Kasten Bier holen.
Die Zeit damals, es war alles so unkompliziert, so leicht. Auf Whatsapp haben wir wieder Kontakt und eine Gruppe gegründet. Den Bauwagen von damals? Den hat der Mann abholen lassen.“