Medizinisches Versorgungszentrum in Künzelsau startet im Januar mit zwei Ärzten
Der Gynäkologe Dr. Thomas Tischler und der Allgemeinmediziner Dr. Hans-Wilhelm Köhler sind bei der Träger-Gesellschaft des Hohenloher Krankenhauses angestellt, die das MVZ betreibt. Angestrebt wird eine enge Verzahnung mit der Klinik in Öhringen.

Der Weg für das neue Medizinische Versorgungszentrum im Künzelsauer Ärztehaus Medi-Kün ist frei. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hat das MVZ am 9. Dezember zugelassen. "Damit kann es ab 1. Januar 2021 an den Start gehen", erklärt Marc Reggentin, Regionalleiter der BBT-Gruppe, die Mehrheitseigentümerin der Hohenloher Krankenhaus gGmbH ist.
Tischler und Köhler sind jetzt angestellt
Die Klinikgesellschaft mit dem Hohenlohekreis als Partner betreibt das MVZ und hat dazu fürs Erste zwei Ärzte angestellt, die in Künzelsau bestens bekannt sind: Dr. Thomas Tischler, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, und Allgemeinmediziner Dr. Hans-Wilhelm Köhler. Sie haben ihre Selbstständigkeit aufgegeben, bleiben aber in ihren Räumlichkeiten im dritten Obergeschoss des Medi-Kün, die sie bisher von der Hohenloher Krankenhausgesellschaft als Eigentümerin des Gebäudes gemietet haben. Tischler wird geschäftsführender Arzt der neuen MVZ-GmbH, alle sieben Medizinischen Fachangestellten werden übernommen.
Das Medizinische Versorgungszentrum ist ein Mosaikstein des übergeordneten ambulanten Gesundheitszentrums, das nach dem Aus der Künzelsauer Klinik mit unterschiedlichen Angeboten etabliert werden soll. Mit dem MVZ soll die allgemein- und fachärztliche Versorgung in der Kreisstadt langfristig gesichert werden. Die BBT-Gruppe will also Vorsorge treffen, wenn niedergelassene Ärzte keine Nachfolger mehr finden oder Nachwuchsärzte lieber angestellt sein wollen, anstatt sich selbst niederzulassen.
Kooperation mit niedergelassenen Ärzten

"Die Kooperation mit den hiesigen Ärzten ist uns wichtig. Wir stimmen uns eng mit ihnen ab und wollen keine Konkurrenz sein, sondern eine Ergänzung", sagt Marc Reggentin. "Zwei weitere Ärzte haben Interesse, sich perspektivisch an unserem MVZ zu beteiligen." Seit 2004 können auch Krankenhäuser solche ambulanten Zentren gründen, unter der Regie der BBT-Gruppe gibt es bisher vier in der Region. Die Mindestzahl liegt bei zwei angestellten Ärzten, in Deutschland besteht ein MVZ aus durchschnittlich sechs bis sieben Ärzten.
Das MVZ in Künzelsau kann und soll also noch wachsen. Und es soll vor allem eng mit den Leistungen im Krankenhaus Öhringen verbunden sein. Verzahnte Behandlungspfade sind gefragt, Patienten sollen ambulant und stationär aus einem Guss versorgt und so ans HK gebunden werden. Ein Bereich, der in Öhringen stark nachgefragt wird, ist die Geburtshilfe und Gynäkologie: Hier kann Dr. Thomas Tischler mit seiner Expertise andocken. Und Dr. Hans-Wilhelm Köhler kann im Bereich Innere Medizin ein spannendes Feld beackern.
Dr. Karin Mutschler praktiziert jetzt in Forchtenberg
Einen Wermutstropfen gibt es für Patientinnen in Künzelsau: Dr. Karin Mutschler hat die Frauenärztliche Gemeinschaftspraxis von Dr. Tischler verlassen und praktiziert jetzt im MVZ in Forchtenberg, wo niedergelassene Ärzte aus einer Praxisgemeinschaft ganz für sich ein MVZ formiert haben - was gesetzlich ebenfalls möglich ist. Seit 2014 steht es unter der Leitung von Dr. Wolfgang Lechner und hat mittlerweile eine stattliche Größe erreicht. Dort betreibt Dr. Karin Mutschler seit Oktober eine Praxisgemeinschaft mit Dr. Julia Stemper, die ebenfalls Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe ist.
Weitere Angebote zurückgestellt

Der zusätzliche Notarzt-Sitz im einstigen Klinikgebäude wurde wieder abgeschafft, weil er fast gar nicht beansprucht wurde und zu teuer war. Stattdessen wurde im Foyer eine Notfallsäule eingebaut. Das Zentrum für Integrative Medizin als weiterer Bestandteil des ambulanten Gesundheitszentrums im Mitteltrakt des ehemaligen Krankenhauses wurde wegen Corona zurückgestellt. Die Therapien könnten auch stationär im Klinikneubau in Öhringen integriert werden. Die Kurzzeitpflege soll vorerst nur in den bestehenden Pflegeeinrichtungen der BBT-Gruppe ausgebaut werden.
Hospiz könnte 2022 in Betrieb gehen
Ein weiteres Element des ambulanten Gesundheitszentrums der Hohenloher Krankenhaus gGmbH (HK), das nach dem Klinik-Aus in Künzelsau entstehen soll, ist ein Hospiz. Nach den Worten von Marc Reggentin, Regionalleiter des Mehrheitseigentümers BBT-Gruppe, könnte die Einrichtung für sterbenskranke Menschen und deren Angehörige "im dritten oder vierten Quartal 2022 in Betrieb gehen". Um von den Kostenträgern anerkannt zu werden, müsse es mindestens acht vollstationäre Plätze auf einer Fläche von bis zu 600 Quadratmetern haben. Das Hospiz soll im ersten Stock des einstigen Klinikgebäudes entstehen. "Wir haben ein Architekturbüro aus Öhringen beauftragt, einen Grundriss zu erstellen, und hoffen, dass wir bis Sommer 2021 konkrete Zahlen und Daten vorlegen können." Es soll einen "separaten Eingang" sowie einen "Garten- und Terrassenbereich" geben. "Einige Interessen sind schon auf uns zugekommen, die im Hospiz arbeiten wollen." Auch ein Förderverein soll gegründet werden.