So fit sind die Viertklässler
Wochenthema: Ein Blick nach Schwaigern, Leingarten und Lauffen zeigt, wie Schulleiter die Situation vor dem neuen Schuljahr einschätzen.
Die Corona-Pandemie hat viele Fragen aufgeworfen. Nicht zuletzt im Bildungsbereich. Eine wichtige Frage betrifft die Schnittstelle zwischen Grund- und der weiterführenden Schule. Wie fit sind die Viertklässler? Sind sie bereit für den Wechsel, und wo sind die zu erwartenden Defizite, die sich vermutlich im Spannungsfeld zwischen Schulschließungen, Wechselunterricht und Homeschooling ergeben haben?
Rektor denkt: In Englisch wird es kunterbunt zugehen
„Die Rückmeldungen von meinen Lehrern der vierten Klassen waren positiv für die Fächer Deutsche und Mathe“, sagt Rainer Stegmaier. Der 63-Jährige ist geschäftsführender Rektor der Schwaigerner Grundschulen und Schulleiter der Sonnenberg-Grundschule in Schwaigern. Man habe sich auf die Kernfächer konzentriert. Auf Unterricht in Musik und Sport verzichtete die Sonnenberg-Schule, Kunst wurde auf freiwilliger Basis angeboten. „In den Begleitfächern baut die weiterführende Schule nicht auf die Grundschule auf. Am Gymnasium fängt es bei null an“, sagt Stegmaier. Das größte Problem sieht Rainer Stegmaier beim Englischunterricht. „Da wird es in Klasse fünf kunterbunt zugehen.“

Andreas Heitlinger ist sich der Situation bewusst: Da wir Schüler aus unterschiedlichsten Grundschulen in Klasse fünf aufnehmen, kann es hier sicherlich große Unterschiede geben“, sagt der Rektor der Eichbottschule Leingarten. Allerdings ist er auch recht nah dran, weil die Eichbottschule neben der Gemeinschaftsschule auch einen Grundschulzweig hat. „Die Lehrkräfte, die Schüler aus Klasse vier abgeben, geben mir überwiegend positive Rückmeldungen über den Lernstand unserer Schüler. Die Kombination aus gemeinsamen Input-Phasen, Onlineunterricht in Kleingruppen, Lernplänen und gemeinsamen Tagesabschlüssen war gut überlegt und sorgt dafür, dass unsere Schüler zumindest fachlich auf dem für Klasse vier üblichen Stand sind.“
Leingarten setzt auf amerikanisches Online-Angebot
Die Lernplattform Office 365 habe dazu beigetragen, dass es jederzeit möglich war, Onlineunterricht durchzuführen und mit den Schülern in Kontakt zu treten. Heitlinger ist zuversichtlich, dass der Übergang gelingen wird: Da wir als Gemeinschaftsschule schon immer darauf vorbereitet sind, Schülern auf allen Leistungsniveaus gerecht zu werden, wird auch dieses Jahr der Einstieg in Klasse fünf gelingen. Jeder Schüler hat einen eigenen Lerncoach. Dieser arbeitet intensiv mit dem Schüler, erkennt Lücken und bespricht Möglichkeiten, um die Defizite anzubauen. Hierfür haben wir zur Unterstützung unterschiedliche digitale Helfer.“
Heitlinger weiter: „Die Diagnose des Lernstandes über das in allen Schularten verbindlich zu Beginn des Schuljahres durchzuführende Verfahren „Lernstand 5“ kann mit den entsprechenden Fördermaterialien hier ebenso unterstützend wirken.“
Zu Beginn der Klasse fünf wird viel wiederholt
Auch Monika Germann sieht dem Wechsel in die Klasse fünf relativ gelassen entgegen. „Wir erwarten bei den Fünftklässlern keine größeren Probleme, weil wir ohnehin viel mit Wiederholungen arbeiten“, sagt die Rektorin der Hölderlin-Realschule Lauffen. Die einzige größere Herausforderung könnte ihrer Meinung nach Englisch sein. Jedoch hat die Hölderlin-Realschule schon seit Jahren ein Auffangnetz eingerichtet. Germann: „Wir haben ein Förderkonzept in Klasse fünf und sechs.“ Das deckt die Hauptfächer Deutsch, Mathe und Englisch ab. „Damit sind wir in der Lage, die Defizite aufzufangen.“ Auch hier sind Lerncoaches als Unterstützung im Einsatz. Größere Probleme als in der fünften, erwartet Germann in der siebten und achten Klasse. Denn dort kommt zu der für viele so schwierigen Coronazeit noch die Pubertät hinzu.
Die Kinder haben einen Bewegungsdrang
Statt auf inhaltliche Defizite, weisen die Schulleiter jedoch vor allem auf ein anderes Problem hin. „Die Kinder haben einen Bewegungsdrang, müssen im Unterricht aber stillsitzen. Das Durchhaltevermögen fällt ihnen oft schwer“, sagt Monika Germann, denn gerade die Bewegung kommt derzeit zu kurz. Das hat auch Rainer Stegmaier in der Sonnenberg-Grundschule wahrgenommen: „Auch gute Schüler verlieren jetzt die Motivation auf breiter Front. Die Aufmerksamkeitsspanne hat nachgelassen.“ Und auch der soziale Aspekt dürfe nicht vernachlässigt werden, ist Andreas Heitlinger überzeugt: „Das gemeinsame Miteinander in der Klassengemeinschaft muss und wird nach einer so langen Zeit im Fernunterricht sicher mit im Fokus stehen.“

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