Den Kindern wieder normalen Unterricht bieten
Das Corona-Schuljahr ist für alle eine Herausforderung. Die Zeichen sind gut, dass es nach den Pfingstferien wieder Unterricht in Klassenstärke geben kann. Das tut allen gut.

Die Umfrage des Ifo-Instituts ist erschreckend: Zwar haben Kinder und Jugendliche während des Schul-Lockdowns Anfang 2021 mehr Stunden pro Tag mit dem Unterricht verbracht als beim ersten Lockdown vor einem Jahr, aber immer noch deutlich weniger als zu normalen Schultagen. Für Kinder und Jugendliche sind die Corona-Monate zu einer einschneidenden Zeit geworden.
Sogar der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat erst kürzlich die politische Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie scharf kritisiert. „Kinder und Jugendliche wurden in der Pandemie von Anfang an massiv vernachlässigt. In der ersten Phase waren die pauschalen Einschränkungen wie Schul- und Kitaschließungen noch nachvollziehbar. Aber inzwischen haben wir gelernt, dass Kinder die Infektion deutlich weniger weitertragen und selbst deutlich seltener erkranken als Erwachsene“, sagte BVKJ-Sprecher Jakob Maske der „Rheinischen Post“.
„Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll, dort findet eine Triage statt. Wer nicht suizidgefährdet ist und „nur“ eine Depression hat, wird gar nicht mehr aufgenommen.“
Die Jugendlichen haben Selbstdisziplin bewiesen
Das ist alarmierend. Wer jetzt den Schulabschluss hinbekommt, kann zwar stolz sagen, dass er in Sachen Selbstdisziplin zu den besten gehört. Nur: Wie reagiert die Gesellschaft auf den Schulabschluss 2021? Und wie geht es an den Schulen weiter? Es ist ein gutes Zeichen, dass die Vierer weitestgehend fit für die weiterführenden Schulen sind. Nur: Es kann nicht beim "Weiter so" in den nächsten Monaten bleiben.
Es genügt nicht, auf den Bildungsplan zu schauen. Schule ist so viel mehr als Unterricht. Die Gemeinschaft muss weiterhin genauso zum Alltag gehören wie Sport und Musik. Es wird also über kurz oder lang Abstriche beim Stoff geben müssen, um die Kinder nicht zu überfordern. Dass es mehr braucht als Präsenzunterricht zeigt die Diskussion unter Schulleitern an Gymnasien: Sie reden intern darüber, dass man doch vorübergehend wieder zum neunjährigen Gymnasium zurückkehren könnte - parallel zum Abschluss nach acht Jahren. Wer mit zwölf Schuljahren das Abi hat, geht beispielsweise in die Klasse a; wer die Hochschulreife nach 13 Jahren anstrebt, ist in der Klasse b richtig.
Die Kinder bekommen ein Stück Kindheit zurück
Es braucht jetzt eine offene Diskussion über Bildung, bei der eines deutlich werden muss: Es ist nicht die Schuld der Kinder, dass ihre Schule anders ist. Es ist Corona. Ermutigend ist es, dass die Kinder bei anhaltend sinkenden Infektionszahlen wenigstens wieder ein Stück Normalität ihrer Kindheit zurückbekommen können - mit Unterricht in Klassen, mit Unterricht ohne Abstand. Hoffentlich ist das nach Pfingsten der Fall. Die Schüler haben es verdient.