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Wahlplakat oder Social Media: Wie Parteien Wähler erreichen

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Der Kommunikationsexperte Frank Brettschneider erklärt, wie wichtig Wahlplakate und soziale Medien für die Parteien sind, welche Wahlkampagne er gelungen findet und welche ihm nicht gefällt.

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„Schaut Armin Laschet aus einer Waschmaschine?“, fragt sich Frank Brettschneider, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim, beim Betrachten der Bilder der CDU-Wahlplakate. Auch die der Grünen findet er nicht gelungen, weil sie ihn an einen „Schimmelüberzug“ erinnern. „Dass man alles Mögliche grün macht – ok. Aber die Gesichter?“

Wahlplakate von SPD, CDU und Grünen.
Wahlplakate von SPD, CDU und Grünen.  Foto: Arne Dedert/dpa

Ein Wahlkampf ist Frank Brettschneider zufolge wie „politische Kommunikation unter dem Brennglas“. Alles würde viel intensiver und nur auf einen Punkt hinführend stattfinden: den Wahltag. Wege, wie Parteien ihre Wähler erreichen, gibt es viele.

Zum Beispiel das herkömmliche Plakat an der Straße, nennt Brettschneider ein Beispiel. Auch wenn es ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint, so ist es laut dem Kommunikationsexperten dennoch das „Wahlwerbemittel, das von den meisten Menschen wahrgenommen wird“. Nämlich von etwa 60 Prozent der Wähler. Das ist das Ergebnis einer im September veröffentlichten Studie der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit Forsa, für die 15 000 Menschen befragt wurden.

Wahlplakate sollen prägnant sein

Brettschneider betont, dass Plakate dazu da seien, Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken, die für die Partei günstig sind. So seien die Grünen beispielsweise gut beraten, auf Klimaschutz-Themen zu setzen, während die CDU eher Plakate mit Wirtschafts-Themen in den Fokus rücken sollte, so der Rat des Kommunikationsexperten. Wichtig sei, dass Plakate kein ganzes Programm widerspiegeln. Ein Bild und ein prägnanter Satz reichten aus, um zu wirken.

Die Slogans der aktuellen CDU-Wahlplakate findet Frank Brettschneider gut, die Bilder dagegen nur „so oh, là, là“. Der kreisförmige Rahmen in schwarz-rot-gold würde das Foto nicht nur unnötig kleiner machen, sondern auch irritieren. Gelungen findet der Kommunikationsexperte die Wahlplakate der SPD. Sie hätten einen Wiedererkennungswert und seien prägnant, während Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Mittelpunkt steht.

Besonders AfD-Anhänger sind in sozialen Netzwerken unterwegs

Neben dem klassischen Plakat erreichen Parteien ihre Wähler aber auch über die sozialen Medien. So gaben 28 Prozent an, über die sozialen Netzwerke auf Wahlprogramme aufmerksam zu werden. Frank Brettschneider räumt ein, dass 28 Prozent nicht nach sonderlich viel klinge, sich die Zahl im Vergleich zur letzten Bundestagswahl aber mehr als verdoppelt habe. Vor vier Jahren waren es lediglich neun Prozent, die sich so informierten.

Auffällig sei, dass vor allem AfD-Anhänger überdurchschnittlich oft in den sozialen Medien und Messenger-Diensten unterwegs seien. „Sie leben in ihrem eigenen Kommunikationskosmos“, sagt Brettschneider. Das Fazit des Kommunikationsexperten: „Soziale Medien können Plakate nicht ersetzen. Sie dienen eher der Mobilisierung der eigenen Anhänger. Vor allem erreichen sie jüngere Wähler.“ 

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