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Mit 53 im Körper eines 20-Jährigen

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Sinan Korkar aus Amorbach ist Zeit seines Lebens aktiv. Das zahlt sich aus: Austrainiert entspricht er dem Schönheitsideal eines jungen Mannes. Dabei ist er schon 53. Ein Geheimnis steckt nicht dahinter, aber auch kein ausufernder Aufwand.

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Die meisten seiner Übungen macht Sinan Korkar mit dem eigenen Körper. Hanteln hat er sich erst vor ein paar Tagen gekauft.
Die meisten seiner Übungen macht Sinan Korkar mit dem eigenen Körper. Hanteln hat er sich erst vor ein paar Tagen gekauft.

Die griechische Antike hat Sinan Korkar vermutlich nicht im Sinn, wenn er sich wieder einmal an der frischen Luft bewegt, seinen Körper stählt. Mit seinen breiten Schultern, den muskulösen Armen und seinem Waschbrettbauch entspricht er aber genau jenem Ideal, dass es schon vor Jahrtausenden gab. Im alten Griechenland spielte Schönheit eine große Rolle. Ein wohl geformter Körper war ein Statussymbol, das galt vor allem bei Männern.

Den Idealtypus vom jugendlichen Mann, der ein aktives Leben im Freien führt und seinen Körper ausformt, verkörpert Sinan Korkar beinahe in Perfektion. Abgesehen von einem Punkt: Als jugendlich geht er zumindest vom Alter her kaum durch: Er ist bereits 53 - steckt aber im Körper eines 20-Jährigen. Der erste optische Eindruck sei ihm wichtig, sagt er. "Als Sportler möchte ich entsprechend wahrgenommen werden."

Über den Sport findet Sinan Korkar als Kind schnell Anschluss

Der Sport ist der rote Faden in seinem Leben, seine Eintrittskarte in die Gesellschaft. Als Siebenjähriger kommt er mit seinen Eltern und den  Geschwistern Mitte der Siebziger Jahre aus dem tiefsten Anatolien nach Obereisesheim, tut sich zunächst schwer. "Die ersten beiden Jahre in der Schule waren eine Katastrophe, ich habe nur kurdisch gesprochen, musste deutsch und auch türkisch erst noch lernen", sagt er. Über den Sport findet er Anschluss und integriert sich.

Sinan Korkar zeigt seine Muskeln auch auf Instagram.

Hängen geblieben ist Sinan Korkar beim Fußball und beim Ringen, wo er sogar württembergischer Meister wird. "Irgendwann musste ich mich dann für eine Sportart entscheiden", sagt er. Es wurde der Fußball, weil er auch am Ball ein Guter ist. Mit dem VfR Heilbronn erlebt er seine schönsten, seine erfolgreichsten Zeiten, kickt in der Verbandsliga, die damals noch höher zu bewerten war als heute.

Noch heute ist er Spielertrainer beim SV Heilbronn am Leinbach

Der Fußball ist geblieben. Den Absprung, das Karriereende hat Korkar irgendwie verpasst. Er kickt noch heute, ist Spielertrainer beim SV Heilbronn am Leinbach, mischt bei den ganzen Jungen mit. Und hält mit. "Vielleicht ist es auch falscher Ehrgeiz", sagt er. Korkar beschreibt sich selbst als sportverrückt, er liebt den Wettkampf. "Ich brauche es, mich auszupowern, um mich wohl zu fühlen."

Viele seiner Workouts macht Sinan Korkar in den eigenen vier Wänden. Nicht selten, wenn er dabei Sport im Fernsehen schaut. Mit einem Fitness-Studio kann er nichts anfangen.

Zuletzt, während Corona, ist aber auch Korkar ins Grübeln gekommen. Fußballerisch ist er kürzergetreten, hat die wenigen Spiele vom Spielfeldrand aus gesehen. Leicht ist ihm das nicht immer gefallen, "Ich muss mich erst noch daran gewöhnen". Eben auch, weil der Körper als Zuschauer nicht gefordert ist. Doch Korkar sorgt für Ersatz, ein fehlendes Spiel gleicht er durch eine individuelle Zusatzeinheit aus.

Es geht ihm darum, im Rhythmus zu bleiben, den es in der Form schon seit seiner Kindheit gibt. "Ich schaue, dass ich mein Körpergewicht halte und ein paar Muckis habe", beschreibt er seinen Antrieb. Auch er muss den inneren Schweinehund überwinden, die ersten Minuten fallen ihm mitunter schwer. Aber er versteht es als Investition in seine Gesundheit.

Anerkennung von anderen motiviert ihn zusätzlich

Sport ist für ihn wie eine Medizin. "Wenn ich mich schlecht fühle, bewege ich mich." Schon geht es ihm besser. Ob es eine Art Sucht ist? Vielleicht, sagt Sinan Korkar. Ergebnisse zu sehen, das motiviert ihn. Anerkennung sorgt dafür, dass er weitermacht, sich schön und stark fühlt. Wobei Schönheit für ihn relativ ist. "Jeder versucht sich doch irgendwo zu pflegen und das zu machen, was machbar ist." Ihm macht das Spaß. Und der Aufwand, findet er, hält sich in Grenzen.

Jeden zweiten Tag Sport, mindestens eine halbe Stunde. Dazu eine gesunde Ernährung, wenig Alkohol. Viel mehr brauche es nicht. "Ich haben auch kein Geheimnis oder so", sagt Sinan Korkar. Einzig die Fähigkeit, sich überwinden zu können und am Ball zu bleiben seien bei ihm vielleicht besser ausgeprägt. "Vielleicht habe ich auch gute Gene", sagt er, wobei seine Brüder um den Bauch herum inzwischen eher angesetzt hätten.

"Ich bin kein Fitness-Studio-Typ und auch kein Läufer", sagt Korkar, der gerne Rad fährt. Der Rest sind Fußball und Workouts, die er in der freien Natur oder zu Hause macht. Als seine Tochter vor einigen Jahren ausgezogen ist, hat er in das Zimmer einen Fernseher für sich hingestellt. "Wenn ich mir die Sportschau oder Fußball anschaue, mache ich nebenher meistens ein Workout." Sport schauen und Sport machen: Das spart Zeit. Und der Körper dankt es ihm. Im antiken Griechenland wäre das so nicht möglich gewesen.

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