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Theresienwiese Heilbronn: Der Platz, das Fest, die Historie

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Die Theresienwiese und der größte Rummel der Region haben eine große Tradition. Die Wurzeln des Heilbronner Volksfestes reichen weit zurück. Wir werfen einen Blick auf die bewegte Geschichte.

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Seit Generationen sind Göckelesmaier und das Unterländer Volksfest feste Größen in Heilbronn. Foto: Archiv
Seit Generationen sind Göckelesmaier und das Unterländer Volksfest feste Größen in Heilbronn. Foto: Archiv

Alle Jahre wieder steht die Heilbronner Theresienwiese ganz im Zeichen des Heilbronner Volksfests. Normalerweise wird das erste Fass pünktlich zum Auftakt der Sommerferien angestochen. Dieses Jahr hätte das Bier schon 14 Tage früher in Strömen fließen sollen. Doch bekanntlich ist in diesen Corona-Tagen alles anders. Großveranstaltungen müssen sicherheitshalber flachfallen - und damit auch der größte Rummel der Region, auf dem sich in guten Jahren bis zu 250.000 Besucher tummeln. Ohne Prost tauchen wir zum Trost in die Historie der traditionellen Heilbronner Festwiese und ihres Hauptfestes ein.


1926 in der Stadtchronik erwähnt

Das im Zeichen von Bier, Göckele und Karussells stehende Fest geht erstmals vor genau 95 Jahren über die Runden. Zwar hatte eine gewisse Firma Seibold in der Weinstadt am Neckar schon vorher ähnliche Veranstaltungen aufgezogen. Das erste "offizielle" Volksfest aber findet in der Stadtchronik erst anno 1926 Erwähnung. Gefeiert worden sein dürfte auf der Festwiese, die früher Hammelwasen hieß, schon früher.

Als der Kaiser und der Zar da waren

Zum Beispiel 1815, also vor 206 Jahren, als der Wiener Kongress das Maria-Theresia-Ordensfest nach Heilbronn verlegt und am Neckar neben 7000 Soldaten sogar Kaiser Franz I. von Österreich und Zar Alexander I. aus Russland auftauchen. Dass aus dem Festplatz der Name für die Theresienwiese abgeleitet wurde, liegt auf der Hand, gleichwohl ist von einer Taufe nichts überliefert. Möglicherweise hat sich der Begriff erst 1861 mit der Installation eines Gedenksteins eingebürgert. Die Oberamtsbeschreibung von 1865 hält noch neutral fest: "Die Umgebung des Schießhauses ward in neuerer Zeit der Platz, wo große Feste gefeiert oder Versammlungen gehalten worden sind."

Nach dem Zweiten Weltkrieg neue Wiese

Vor dem Zweiten Weltkrieg ist in der Stadtchronik wie zuletzt etwa 1933 vom "Heilbronner Volksfest", 1946 erstmals vom "Unterländer Volksfest", vor wenigen Jahren kehrt man zum alten Namen zurück. Nach dem 1952 vollendeten Durchstich des Neckarkanals wurde die Theresienwiese erst 1955 wieder zum Rummelplatz. Im gleichen Jahr übernahm Göckelesmaier den Festplatz als Generalpächter. Mitte der 1950er bekommt die überwiegend geschotterte Theresienwiese ihre heutige Form. Sie ist ziemlich genau 300 Meter lang und 100 Meter breit, umfasst also 30.000 Quadratmeter, was in etwa der Größe von drei Fußballplätzen entspricht.

Boom in der Wirtschaftswunderjahren

In den Aufbau- und Wirtschaftswunderjahren brummen die Geschäfte, nicht zuletzt dank trinkfreudiger US-Soldaten, die für Stimmung, aber auch für manche Schlägerei sorgen. 1973, mit 73 Jahren, stirbt Karl Maier Senior, seine tatkräftige Ehefrau Josefine Maier hält das Fest auf Kurs und genießt bald einen legendären Ruf als erfolgreiche Festwirtin. 1998 übernimmt ihr Sohn Karl nach dem Betriebswirtschaftsstudium die Geschäfte. Während Göckelesmaier auf dem Cannstatter Wasen einen zweiten Frühling erlebt, sinken in Heilbronn trotz hoher Investitionen ins Festzelt die Besucherzahlen zuletzt. Aus Verbundenheit mit der Stadt, in der er als Kind den Sommer verbrachte, hält Maier der Festwiese die Stange.

In normalen Jahren gastieren hier 100 Schaustellergeschäfte. Hinter den zusammen 600 Meter langen Budengassen stehen Autos, Wohnwagen, Laster und Anhänger eng an eng. Sie bilden mit ihren 600 Bewohnern einen Stadtteil für sich, nicht nur an zehn Tagen, sondern für fast einen Monat. Die ersten Schausteller reisen bereits 14 Tage vor dem Fassanstich an, schließlich nimmt der Aufbau bei manchen viel Zeit in Anspruch. Dieses Jahr herrscht auf der Festwiese wie schon 2020 tote Hose, abgesehen von parkenden Autos und vom Corona-Impf- und Testzentrum, das bis zum nächsten Volksfest im Juli 2022 hoffentlich das Feld geräumt haben wird, respektive die Festwiese.

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