Glänzendes Weihnachtsgeschäft für den Buchhandel der Region
Eine Umfrage unserer Redaktion bei Buchhändlern aus der Region zeigt: Das Weihnachtsgeschäft ging in diesem Jahr schon sehr früh los. Bei den gefragten Schriftstellern gibt es gleich mehrere Favoriten.

Das Weihnachtsgeschäft läuft so gut wie jedes Jahr? Tatsächlich läuft es fast besser, wie unsere Umfrage im stationären Buchhandel in der Region ergibt. Der allgemeine Tenor: Das Geschäft mit dem Buch floriert seit November, die Kunden kaufen gezielt.
"So früh war noch nie so viel los", sagt Andreas Stritter von der gleichnamigen Heilbronner Buchhandlung - es ist sein 43. Weihnachtsgeschäft. Eine Erfahrung, die andere Kollegen bestätigen. "Die Menschen kommen früher am Tag", beobachtet Johannes Janßen, Filialleiter von Osiander in Heilbronn. "Ab 18 Uhr dann nimmt die Frequenz in der Fußgängerzone deutlich ab, das spüren wir auch im Laden. Dabei haben wir weiterhin bis 20 Uhr geöffnet."
Die sinnliche Begegnung mit dem Buch
Die Pandemie schafft Zeit für Lektüre. Dass sich das Weihnachtsgeschäft nach vorne verlagert, hängt auch damit zusammen, dass keiner weiß, ob Buchhandlungen nicht wieder wie während des Lockdowns im Frühjahr schließen müssen. Eine weitere Erklärung für gute Umsätze hat Martina Taube von der Buchhandlung Taube in Brackenheim: "Es werden mehr Bücher verschenkt, da Gutscheine für Musical, Theater, Konzert oder Varieté in diesem Jahr wegfallen."
Welches nun sind die Vorlieben der Region? Johannes Janßen empfiehlt "Die Schlange im Wolfspelz" von Michael Maar. Untertitel: "Das Geheimnis großer Literatur". Richtig gut bei Osiander verkaufen sich nach wie vor "Hawaii", das Romandebüt von Cihan Acar, das im Titel den Namen des einstigen Heilbronner Problemquartiers trägt, sowie ein Buch, das den Nerv unserer Zeit trifft: "Und erlöse uns von den Blöden" von Kabarettistin Monika Gruber und Andreas Hock. Der stationäre Handel lebt von (Stamm)kunden, die die sinnliche Begegnung mit dem Buch schätzen. Bei Stritter in Heilbronn werden oft das Heilbronn Wimmelbuch nachgefragt, Bücher zur Bundesgartenschau 2019, "Funkenmord" von Michael Kobr und Volker Klüpfel. Und der Heilbronn-Roman "Hawaii".
In der Hohenlohe'schen Buchhandlung Rau verkauft sich "Eingefroren am Nordpol" von Markus Rex besonders gut. Aber auch "Serpentinen" von Bov Bjerg und "Der Ickabog" von Joanne K. Rowling, weiß Markus Hassler. Hasslers Tipp: "Die Unschärfe der Welt" von Iris Wolff.
In Kristoffer Mauchs Buchhandlung Back in Weinsberg sind neben Iris Wolff ("sprachlich ein Ereignis"), Campinos Biografie "Hope Street" und "Wenn Du mich heute wieder fragen würdest" von Mary Beth Keane Favoriten, aber auch eine Neuübersetzung und Wiederentdeckung: "Die Vögel" von Tarjei Vesaas. Ein, so Mauch, "ganz ruhiger" Roman aus den 50er Jahren.
Gefragt sind lustige Bücher
Den Roman "Offene See" von Benjamin Myers nennt Nathalie Goede, Inhaberin der Buchhandlung am Markt in Neckarsulm, als beliebten Titel. Und, ganz frisch erschienen, "Alle sind so ernst geworden" von Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre. "Extrem gefragt", ergänzt Goede, "sind lustige Bücher, nichts Leidvolles."
"Escape-Room" nennt sich das Genre, das in Brackenheims Buchhandlung Taube bestens läuft, eine Art Fluchtspiel, bei dem Krimis zu Hause nachgerätselt werden. Bestseller der Belletristik sind "Ada" von Christian Berkel, "Soweit die Störche ziehen", ein Schmöker von Theresia Graw, und "Ich will nicht nach Amerika" von Ulrich Maier. Der historische Roman schildert, wie Bad Wimpfen um 1850 seine Armen abschob.
Kartoffelsalatvariationen und berühmte Porträts
Neben Autoren wie Charlotte Link oder Ken Follett, deren Neuerscheinungen "von selbst laufen", verkauft Annegret Harsch von der Künzelsauer Buchhandlung Lindenmaier & Harsch "Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise" von Jean-Paul Dubois, Håkan Nessers "Barbarotti und der schwermütige Busfahrer" und "Das Haus der Frauen" von Laetitia Colombani. Bei Passepartout in Bad Rappenau listet Annika Oltmanns die Verkaufsschlager auf: "Ein Tag ohne Kartoffelsalat ist kulinarisch betrachtet ein verlorener Tag", 100 Kartoffelsalatvariationen von Bernd Neuner-Duttenhofer und Martina Meuth, "Gesichter mit Geschichten", berühmte Porträts in der Kunst von Michelle Robecchi, Thomas Hettches "Herzfaden" und "Aufzeichnungen eines Serienmörders" von Kim Young-ha.
Band 2 der "Eppinger Eisenbahngeschichte(n)" von Ulrich Merz wird bei Karl Knoll in der Eppinger Buchhandlung Holl & Knoll besonders oft nachgefragt neben "Kleiner Sprachatlas von Baden-Württemberg", "Das Erbe der Päpstin" von Helga Glaesener sowie der Comic-Roman Gregs Tagebuch Band 15 "Halt mal die Luft an!".
Verkaufsschlager: Bei aller Vielfalt der gut verkauften Titel gibt es einen gemeinsamen Spitzenreiter der Buchhandlungen in Heilbronn und der Region: "Ein verheißenes Land" von Barack Obama, und das, obwohl die angeblich von Hand geschriebenen Erinnerungen des einstigen US-Präsidenten über 1000 Seiten haben. Weitere Spitzentitel: Elke Heidenreich "Männer in Kamelhaarmänteln", Wolfgang Schorlau "Kreuzberg Blues", Sebastian Fitzek "Der Heimweg".