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Olympia-Helden aus der Region

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Olympische Spiele - das war und das ist das Ziel vieler Athleten aus der Region. In Tokio sind sieben beziehungsweise fünf von hier am Start. 1968 in Mexiko-Stadt waren erstmals zwei regionale Asse dabei, zuletzt in Rio de Janeiro 2016 gab es erstmals Gold.

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Von Mexiko bis Tokio reicht die Liste der regionalen Starter bei Olympischen Spielen. Den Anfang macht Radfahrer Ortwin Czarnowski, der 1968 in Mexiko den deutschen Straßenvierer im Mannschaftszeitfahren über 100 Kilometer zu Platz acht fährt. Seit vielen Jahren wohnt der ehemalige Unterländer Sportler des Jahres in Leingarten. In Japan, wo die Spiele am 23. Juli beginnen, sind sechs Schwimmer aus Neckarsulm (wovon vier für die Sport-Union starten) und ein Ringer Teil des Teams Deutschland. Ein Blick auf die Medaillengewinner und eine Übersicht über die Teilnehmer.



Ulrich Lind, der Erste

Mit dem Kleinkaliber hat Ulrich Lind (links)  1976 in Montreal die Silbermedaille hinter seinem Mannschaftskollegen Karlheinz Smieszek  gewonnen. Foto: imago-images/Werek
Mit dem Kleinkaliber hat Ulrich Lind (links) 1976 in Montreal die Silbermedaille hinter seinem Mannschaftskollegen Karlheinz Smieszek gewonnen. Foto: imago-images/Werek  Foto: imago sportfotodienst

Schützen sind schnell und treffsicher. Das hat Ulrich „Uli“ Lind bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal nicht nur die Silbermedaille mit dem Kleinkaliber liegend eingebracht, sondern gleich noch einen Extra-Titel: Der Mann von der Schützengilde Heilbronn ist der erste von bisher nur drei Medaillengewinnern aus der Region bei Olympia. In der Qualifikation liegt der gebürtige Heilbronner in vier Wettbewerben noch ringgleich mit Karlheinz Smieszek, in Kanada liegt der Mannschaftskollege jedoch zwei Ringe besser.

Das Silberne Lorbeerblatt als höchste Auszeichnung im deutschen Sport ist mehr als eine Belohnung für Linds Leistung. Obendrein wird er zum Unterländer Sportler des Jahres gekürt – und in der Heimat gefeiert. Noch zwei weitere Male schafft Lind die Olympia-Qualifikation. 1984 in Los Angeles wird er Achter, 1988 in Seoul reicht es nur noch zu Position 28.


Eberhard Gienger, der Bekannte

Bronze in Montreal: Der gebürtige Künzelsauer Eberhard Gienger an seinem Lieblingsgerät, dem Reck. Foto: dpa
Bronze in Montreal: Der gebürtige Künzelsauer Eberhard Gienger an seinem Lieblingsgerät, dem Reck. Foto: dpa  Foto: - (dpa)

Der gebürtige Künzelsauer erinnert sich noch gut daran, dass Uli Lind „ein paar Tage vor mir dran war“. Genau gerechnet sind es vier Tage gewesen, ehe Eberhard Gienger im Sommer 1976 über die Bronzemedaille am Reck, seinem Lieblingsgerät, jubelt. Bereits bei den Spielen 1972 in München trägt der Mann, der über ein Jahrzehnt zur Weltspitze gehört, zu Platz fünf im Mannschaftswettbewerb bei. Die Medaille tröstet Eberhard Gienger. Im Gespräch mit der „Heilbronner Stimme“ hat er 2016 erzählt: „Zwei Tage vorher, an meinem Geburtstag, habe ich im Mehrkampffinale den größten Scheiß am Reck geturnt.“ Willi Daume, einst Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, habe ihm einen Teddy-Bären aufs Bett gelegt. „Der hatte ganz traurige Augen – so wie ich. Ich fing an zu heulen.“

Seiner Popularität in der Heimat hat dies jedoch nicht geschadet, insgesamt wird das Mitglied des Bundestages neun Mal zum Unterländer Sportler des Jahres gekürt. Auch junge Athleten in Hohenlohe kennen den Ex-Weltmeister, der 2016 in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen wird. Manche wegen seiner Passion fürs Fallschirmspringen, manche, weil Eberhard Gienger einen Wanderpokal gestiftet hat, der vom Sportkreis Hohenlohe vergeben wird. Im Juni hat diesen das Leichtathletik-Talent Laura Raquel Müller nach 2020 zum zweiten Mal erhalten.


Carina Bär, die Einzige

Gold-Quartett von Rio (von links):  Annekatrin Thiele, Carina Bär, Marie-Catherine Arnold und Lisa Schmidla. Foto: dpa
Gold-Quartett von Rio (von links): Annekatrin Thiele, Carina Bär, Marie-Catherine Arnold und Lisa Schmidla. Foto: dpa  Foto: Soeren Stache (dpa)

Diese Frau ist ein sympathischer Tausendsassa. Vor allem aber ist sie die erste und bisher einzige Olympiasiegerin aus der Region. 2016 in Rio schreit das Ass der Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben ihre Freude über Gold mit dem Doppelvierer auf der Lagoa Rodrigo de Freitas heraus. Mit dabei sind ihre Eltern, die den Hof in Bad Rappenau-Babstadt für ein paar Tage Sohn Florian anvertraut haben, um beim Saisonhighlight dabei zu sein. Schon vier Jahre zuvor sind sie in London dabei, wo Carina Bär Silber mit dem Doppelvierer gewinnt.

Entdeckt und kontinuierlich gefördert hat das Bewegungstalent der agile Lehrer Marco Haaf. Im Schulsport am Hohenstaufen-Gymnasium in Bad Wimpfen. Kurzzeitig überlegt die inzwischen 31-Jährige, für Tokio ihre Karriere zu verlängern und entscheidet sich doch dagegen. Carina Bär, die – wie Eberhard Gienger  – neun Mal zur Unterländer Sportlerin des Jahres gewählt und im März 2021 auch noch zum 2000er-Star gekürt wird – arbeitet als Ärztin in der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Uniklinikum Heidelberg.

In der Region ist sie nicht nur sehr beliebt, sondern auch weiterhin präsent. Und auch sportlich ist sie noch immer. Ob Radeln in die Klinik oder daheim auf dem Ruderergometer, Carina Bär sagt: „Das Training macht nach wie vor Spaß.“

 

Alle Olympia-Teilnehmer aus der Region
1968 in Mexiko-Stadt
Ortwin Czarnowski (Radsport/Wanderlust Heilbronn/Zugvogel Berlin)
Jochen Schneider (Kanu/SV Neckarsulm)

1972 in München
Patricia Siewert (Schwimmen/Sportbund Heilbronn)
Hans-Erich Pasch/Rudolf Blass (Kanu/SV Neckarsulm)
Eberhard Gienger (Turnen/TSV Künzelsau)

1976 in Montreal
Hans-Erich Pasch/Rudolf Blass (Kanu/SV Neckarsulm)
Eberhard Gienger (Turnen/TSV Künzelsau)
Werner Steinmetz (Turnen/ KTV Neckarsulm/Heilbronn)
Ulrich Lind (Schießen/Schützengilde Heilbronn)

1984 in Los Angeles
Ulrich Lind (Schießen/Schützengilde Heilbronn)
Heidrun Barth (Rudern/Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben)
Andreas Behrend (Schwimmen/SV Neckarsulm)

1988 in Seoul
Ulrich Lind (Schießen/Schützengilde Heilbronn)
Bernd Rücker (Schießen/Schützengilde Neckarsulm)
Ralph-Ingo Kern (Turnen/SV Leingarten)

1992 in Barcelona
Bernd Rücker (Schießen/Schützengilde Neckarsulm)
Sabine Zwiener (Leichtathletik/SV Neckarsulm/LG VfB/Kickers Stuttgart)
Stefan Scholz (Rudern/Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben)

1996 in Atlanta
Bernd Rücker (Schießen/Schützengilde Neckarsulm)
Heike Murrweiß (Handball/TV Mainzlar/Horkheim)

2008 in Peking
Katrin Reinert (Rudern/Heilbronner RG Schwaben/RC Hansa Dortmund)
Christina Schwanitz (Leichtathletik/SV Neckarsulm)

2012 in London
Carina Bär (Rudern/Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben)

2016 in Rio de Janeiro
Carina Bär (Rudern/Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben)
Eduard Popp (Ringen/VfL Neckargartach)
Clemens Rapp (Schwimmen/Neckarsulmer Sport-Union)

2020 in Tokio (ausgetragen 2021)
Eduard Popp (Ringen/Red Devils Heilbronn)
Annika Bruhn (Schwimmen/Neckarsulmer Sport-Union)
Fabian Schwingenschlögl (Schwimmen/Neckarsulmer Sport-Union)
Celine Rieder (Schwimmen/Neckarsulmer Sport-Union)
Henning Mühlleitner (Schwimmen/Neckarsulmer Sport-Union)

 

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