Die neuen Sportarten bei den Olympischen Spielen in Tokio
Jung und frisch – so kommen die Neulinge für die Olympischen Sommerspiele in Tokio daher. Das Internationale Olympische Komitee hat für Japan fünf neue Sportarten mit in das Programm aufgenommen: Sportklettern, Surfen, Skateboarden, Soft- und Baseball sowie Karate.
Fünf der 32 bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio vertretenen Sportarten sind Neulinge. Erstmals dabei sind Wettbewerbe im Sportklettern, Surfen, Skateboarden, Soft- und Baseball sowie Karate. „Ich glaube, das ist ein Meilenstein auf dem Weg der Innovationen in der Geschichte der Olympischen Spiele“, sagt Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Sportklettern

Diese Sportart haben sich die Macher in Tokio gewünscht, denn Klettern – ganz besonders das Bouldern – ist in Japan extrem populär. Die Bilder werden auch in Deutschland faszinieren. Danach wundert sich auch niemand mehr, warum Fingerpflege für Kletter-Asse wie Zähneputzen ist – eine tägliche Routine. Eigens für die olympische Premiere ist die Disziplin Combined kreiert worden. Hier wird der beste Allrounder gesucht.
Gestartet wird mit Speed, danach kommt Bouldern (Klettern ohne Seil in Absprunghöhe) und abschließend Lead (Schwierigkeitsklettern). Die jeweiligen Platzierungen werden multipliziert, die besten Acht von 20 Startern kommen ins Finale. Die deutschen Farben vertreten Jan Hojer und Alexander Megos. Der ist schon 2004 mit Olympia in Berührung gekommen. Bei seinem griechischen Großvater ist er nämlich live bei den Spielen in Athen gewesen.
Surfen

Der Tsurigasaki Surfing Beach in Ichinomiva wird das Revier der Wellenreiter sein. Zu denen auch Leon Glatzer mit seinem Shortboard gehört. Der 24-Jährige ist in Costa Rica aufgewachsen und hat nach seiner Qualifikation gesagt: „Zu sehen, dass sich all die harte Arbeit ausgezahlt hat, macht mich überglücklich. Als Kind habe ich die Spiele immer mit meinen Eltern angeschaut, aber ich hätte nie gedacht, dass ich tatsächlich einmal selbst teilnehmen werde.“ Weil nur zwei Athleten pro Nation dabei sein dürfen, müssen einige der Weltbesten aus den großen Surf-Nationen wie USA, Australien oder Brasilien vorm Fernseher zuschauen.
Fünf Punktrichter vergeben vor der Küste von Chiba für jede Welle Wertungen von 0 bis 10. Entscheidend sind: Schwierigkeitsgrad der Manöver, Tempo, Kreativität, Vielseitigkeit und Kraft. Die beiden höchsten Wertungen eines Heats (dauert etwa 30 Minuten) werden zum Gesamtergebnis addiert. Vom Achtelfinale an treten immer zwei Surfer im direkten Duell gegeneinander an.
Skateboard

Mit geprägt hat Titus Dittmann die deutsche Skateboard-Szene. Der ehemalige Studienrat ist mittlerweile 72 Jahre alt, fährt am Wochenende aber immer noch mit dem Skateboard zum Bäcker. Über eine Schul-AG und sein eigenes Unternehmen hat er für Fortschritte gesorgt, sagt aber: „Ein Skateboarder sieht sich in erster Linie nicht als Sportler. Er würde von einem Lifestyle sprechen, von Lebensgefühl und Überzeugung.“ Entsprechend hat der sportliche Aspekt lange Zeit fast keine Rolle gespielt, die Athleten traten primär gegen sich selbst an.
Kurzum: Für die Sportart bedeutet die Aufnahme ins olympische Programm eine Änderung – allerdings auch eine, die die Vermarktung vorantreiben wird. Dem IOC werden die Skateboarder gute Einschaltquoten bescheren. Insgesamt werden in Tokio 80 Männer und Frauen starten. Die jüngste Deutsche in Tokio wird Lilly Stoephasius sein. Die 14-Jährige aus Berlin sagt: „Es fühlt sich noch immer unwirklich an.“ Ebenfalls dabei ist Tyler Edtmayer aus Lenggries. Beide starten in der Disziplin „Park“. Hier wird im Gegensatz zum „Street“ in einer Art leerem Swimmingpool gefahren.
Soft- und Baseball

Wieder da! Nach 13 Jahren sind die Baseballer zurück in der olympischen Familie. Weil die Japaner schlicht verrückt danach sind. Sie wird es auch nicht stören, dass nur sechs Nationen antreten (beim letzten Auftritt der Baseballer 2008 in Peking sind es noch acht gewesen). Die Japaner dürfen ihre besten einheimischen Profis aus der Nippon Professional Baseball und der Korean Baseball Organization einsetzen, die Stars aus der Major League Baseball (MLB) hingegen nur dann, wenn sie nicht im aktiven Kader eines MLB-Teams auftauchen.
Das olympische Turnier ist kompliziert. Zunächst gibt es zwei Dreiergruppen, kurioserweise scheidet aber keine Mannschaft nach der Vorrunde aus. Nur die beiden Gruppensieger ziehen direkt in die zweite K.o.-Runde ein. Die Spiele um Bronze werden im Doppel-K.o.-System ausgetragen, das Finale hingegen im einfachen K.o.-System. Deutschland ist nicht vertreten.
Karate

Wie heißt die Lieblingsstadt von Karate-Weltmeister Jonathan Horne? Tokio. Nach dem historischen Namen der japanischen Hauptstadt ist auch das Dojo seines Heimatvereins in Kaiserslautern benannt: Teikyo Team. Und Jonathan Horne sagt über die Premiere seiner Sportart ganz cool: „Wenn ich schon einmal da bin, dann will ich auch die Goldmedaille holen.“ Das wäre klug, denn schon in drei Jahren, bei den Spielen in Paris, wird Karate wieder aus dem olympischen Programm geflogen sein. Karate hat in Japan seinen Ursprung. In jeder der zehn Disziplinen starten nur jeweils acht Athleten. Im Klartext heißt das: Sich zu qualifizieren, ist schwieriger als in Japan gut abzuschneiden.
In der Freiform Kumite stehen sich zwei Sportler im direkten Duell gegenüber, Treffer müssen mit der Hand oder dem Fuß gelandet werden. In der traditionellen Kampfkunstform Kata üben sich die Athleten im stilisierten Kampf gegen imaginäre Gegner und werden von Kampfrichtern nach Schwierigkeitsgrad, athletischer und technischer Ausführung bewertet.