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Theater Dörzbach: Große Kultur im Zweimannbetrieb

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Wie es das Theater Dörzbach schafft, Kulturliebhaber aus ganz Deutschland aufs Land zu locken.

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Tänzerin Stefanie Goes und ihr Mann, der Pianist Christoph Soldan, führen gemeinsam das Theater Dörzbach.
Foto: privat
Tänzerin Stefanie Goes und ihr Mann, der Pianist Christoph Soldan, führen gemeinsam das Theater Dörzbach. Foto: privat  Foto: Bernhard Küess

Um bei der Vielzahl an Kulturangeboten wahrgenommen zu werden, ein Publikum zu erreichen und damit auch noch Geld zu verdienen, dafür braucht es gemeinhin mehrere Bausteine: Kapital, bekannte Namen im Programm und eine ordentliche Marketing-Maschinerie, die das Ganze publik macht. Der optimale Veranstaltungsort ist gut erreichbar, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und bietet ausreichend Parkmöglichkeiten.

Aus all diesen Bausteinen kann das kleine Theater Dörzbach bestenfalls Bruchstücke vorweisen. Dass der Zweimannbetrieb dennoch Kulturliebhaber aus ganz Deutschland in das 2500-Seelen-Dorf lockt, dafür muss es ein Geheimrezept geben.

Das Konzept funktioniert

Das gibt es nicht, erklärt Stefanie Goes. Die professionelle Tänzerin ist ein Teil des Duos, das sich große Kultur im kleinen Dörzbach auf die Fahne geschrieben hat. Der andere ist Pianist Christoph Soldan, Goes" Ehemann. Dass das Konzept der beiden funktioniert, das kann Goes manchmal selbst nicht so richtig fassen. "Das ist für uns auch magisch", sagt sie. Trotzdem wagt sie einen Erklärungsversuch: "Wenn mein Mann und ich andernorts Vorstellungen geben, zieht das Menschen zu uns ins Jagsttal", sagt sie.

Denn begeisterte Besucher erkundigen sich nach den Auftritten regelmäßig, wann und wo man die beiden Künstler wieder erleben kann. Seit das Paar die eigene Spielstätte aufgebaut hat, ist auch der E-Mail-Verteiler mit Zuschauern und welchen, die es werden wollen, stetig gewachsen. Mund-zu-Mund-Propaganda tut ihr Übriges. Etwa 40 Prozent des Publikums, schätzt Goes, kommt nicht aus der näheren Umgebung.

Wirtschaftliche Stärke von Vorteil

Von Vorteil seien auch die vielen großen Unternehmen in der Region, meint Stefanie Goes. "Dadurch ist die Bevölkerung hier sehr gemischt", sagt sie. Die Mitarbeiter, die von außerhalb kommen und hier leben und arbeiten, laden Freunde, Familie und Bekannte aus der Heimat ein. Sie besuchen dann eine Vorstellung, oder sie hören zumindest davon.

"Manchmal sind es auch einfach Zufallstreffer", räumt Goes ein. So stoße mancher Tourist bei einer Radtour durch das Jagsttal ganz zufällig auf das Theater. "Die sind dann ganz erstaunt, dass es hier so etwas gibt", berichtet Goes. Und sie kommen wieder, um eine Veranstaltung in dem heimeligen Theater zu erleben, das bereits viele Nutzungen hinter sich hat. So war das Gebäude einst Schafstall, Turnhalle und schließlich Storchenmuseum. Seit 2007 beherbergt es das Theater Dörzbach. Zwischen 120 und 140 Plätze gibt es auf der Tribüne, je nach Programm. Den größten Zulauf haben meist die Tanzprogramme, berichtet Stefanie Goes. "Das gibt es sonst in der Region auch nicht oft", erklärt sie.

Auch mal schwere Kost

Dass auch das heimische Publikum die oft anspruchsvollen Programme - übrigens nicht nur von Goes und Soldan, sondern auch von anderen Künstlern - zu schätzen weiß, das freut die beiden mindestens genauso wie der Zulauf von außerhalb. Als Beispiel nennt Goes die Veranstaltungen mit Schriftsteller Peter Härtling. "Härtlings Gedichte, kombiniert mit Tanz und Musik - alleine die Gedichte waren schwere Kost. Da hatten wir manchmal Bauchweh", gibt Goes zu. Am Ende habe aber stets Begeisterung geherrscht, berichtet sie. "Hier sind die Menschen einfach offen für Kultur - und neugierig", schwärmt Stefanie Goes. Vielleicht ist das ja das Geheimrezept.

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