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Heilbronner Szenenbildnerin sorgt für spezielle Stimmung im Film

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Was genau macht eine Szenenbildnerin beim Film? Sie sorgt für die stimmige Kulisse der Geschichte, die das Drehbuch erzählt. So wie die gebürtige Heilbronnerin Söhnke Noé mit ihrem ausgeprägten Faible für Ausstattung.

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Drehbuch lesen, Szene für Szene, und dann die passenden Orte für die Filmstory finden: Szenenbildnerin Söhnke Noé.   Fotos:  privat
Drehbuch lesen, Szene für Szene, und dann die passenden Orte für die Filmstory finden: Szenenbildnerin Söhnke Noé. Fotos: privat

Als Söhnke Noé vorletzte Woche in Athen landet, sind es satte 44 Grad. Heute, während des Telefonats, ist es mit 32 Grad „ein kühler Tag“, sagt die Szenenbildnerin. Quasi ideale Bedingungen für die Motivsuche für die dritte Folge der ARD-Serie „Hartwig Seeler“.

Privatdetektiv Seeler, der introvertierte Ex-Polizist, spürt für seine Auftraggeber spurlos verschwundene Personen auf – diesmal in Griechenland. Und Szenenbildnerin Söhnke Noé spürt die passenden Orte – filmdeutsch Locations – auf, ist für die gestaltete Welt eines Films verantwortlich, für die Kulisse der Geschichte. Kurzum: für den Handlungsspielraum eines Films, in Absprache mit dem Regisseur. Production Designer, der englische Begriff für Szenenbildner, mag mondäner klingen, für die 54-jährige Heilbronnerin Noé ist es so oder so der Beruf, der ihr ein Höchstmaß an Kreativität ermöglicht, aber auch Organisationstalent abverlangt.

Bilder, die sich beim Lesen des Drehbuchs aufdrängen

Meist arbeitet die freie Szenenbildnerin für den SWR, diesmal hat sie der Bayerische Rundfunk engagiert, aber auch für andere Produktionsfirmen setzt Noé das Drehbuch atmosphärisch um. „Ich versuche, die Orte zu finden, die im Kopf entstanden sind beim Lesen des Drehbuchs, die sich aufgedrängt haben.“

Je nach Geschichte sind das besondere Wohnungen, eine Fabrik, eine Klinik, Nachtklubs, ein Schwimmbad, eine Tankstelle, eine spezielle Straße oder ein Platz mit einer spezifischen Stimmung. „Eben alle Situationen des Lebens, die im Drehbuch vorkommen.“

Im Moment ist Söhnke Noé auf dem Peleponnes, der Halbinsel im Süden des griechischen Festlands, auf Motivsuche. Gemeinsam mit einem Locationscout, der die lokalen Verhältnisse kennt. Selten ist Szenenbildnerin Noé auch ihr eigener Locationscout. Dann, wenn die Produktionsfirma sie darum bittet oder direkt der Regisseur, wie beim Fernseh-Film „Wer aufgibt ist tot“ mit Bjarne Mädel, der im Herbst 2015 in Heilbronn gedreht wurde, im Schemelsbergtunnel und in der Vulpius-Klinik Bad Rappenau.

"Du bist doch aus Heilbronn"

Production Designer, der englische Begriff für Szenenbildner, mag mondäner klingen, für die 54-jährige Heilbronnerin Noé ist es so oder so der Beruf, der ein Höchstmaß an Kreativität ermöglicht, aber auch Organisationstalent abverlangt. Foto: privat
Production Designer, der englische Begriff für Szenenbildner, mag mondäner klingen, für die 54-jährige Heilbronnerin Noé ist es so oder so der Beruf, der ein Höchstmaß an Kreativität ermöglicht, aber auch Organisationstalent abverlangt. Foto: privat  Foto: privat

Wie es dazu kam? Regisseur Stephan Wagner hatte die grobe Story bereits im Kopf: Ein Mann sieht sich bei einem Autounfall mit dem Tod konfrontiert, will aber noch nicht sterben, reist zurück – und nimmt sein Leben in die Hand.

Als Wagner eines Tages in einem Tunnel bei Heilbronn im Stau stand, war die Idee geboren, den Film in Heilbronn anzusiedeln und Söhnke Noé zu fragen. „Du bist doch aus Heilbronn“, bat er die Szenenbildnerin, die lange schon in Baden-Baden lebt, diesmal auch den Job des Locationscouts zu übernehmen. Auf der Suche nach Schauplätzen für den Film hat sich Noé an das Haus Reutlinger Straße 22 erinnert, das ihr Vater als Architekt einst geplant hatte. Dass für den Dreh etwa in der Diele eigens eine Wendeltreppe installiert wurde, sind Peanuts und Szenenbildner eben Produktdesigner.

Die Hitparade deutscher Tunnels

„Es gibt eine Hitparade deutscher Tunnels, und da ist der Schemelsbergtunnel für unsere Zwecke die Nummer eins“, hatte Regisseur Wagner übrigens damals beim Dreh geschwärmt.

Wie Noé vorgeht, die gelernte Maskenbildnerin, der das bald „zu langweilig“ war und die über ihre Liebe zur Ausstattung dann Requisiteurin wurde und schließlich Szenenbildnerin? „Ich imaginiere erst einmal Szene für Szene die Atmosphäre der Handlung. Hier in Heilbronn, wo ich aufgewachsen bin, hat sich das Setting aufgedrängt.“

In der Reutlingerstraße 22 hat sie einfach geklingelt. Für weitere Drehs hat Noé mit dem Stadtmarketing telefoniert, bei Bürgermeisterämtern nachgefragt. Und letztlich das getan, was sie immer tut: Motive für Situationen des Filmskripts ausfindig machen, eine Vorauswahl treffen und die dem Regisseur vorlegen. Also die Kulisse skizzieren für eine fiktive Geschichte. Ob die in Heilbronn spielt oder in Athen, ist letztlich fast egal.

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