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2023 feiert der Öhringer Pferdemarkt sein 200-jähriges Bestehen

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Am 4. Februar 1823 fand der erste Öhringer Pferdemarkt statt.1180 Tiere wurden aufgetrieben.Stand in den ersten 130 Jahren der Handel mit den Rössern in der Innenstadt im Mittelpunkt, werden heutzutage Zuchtpferde auf der Herrenwiese prämiert.

von Bettina Hachenberg
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Öhringer Pferdemarkt 2017: Eine Stute begrüßt im Vorführring die Zuschauer. Foto: Archiv/Hachenberg
Öhringer Pferdemarkt 2017: Eine Stute begrüßt im Vorführring die Zuschauer. Foto: Archiv/Hachenberg  Foto: Hachenberg, Bettina

Pferdezucht und Pferdehaltung haben in Hohenlohe eine lange Tradition. 2023 feiert der Öhringer Pferdemarkt sein 200-jähriges Bestehen. In dieser langen Zeit ist er für die Öhringer zu ihrem "Nationalfeiertag" geworden. So zieht es seit Jahrzehnten am dritten Montag im Februar tausende Menschen in die Stadt an der Ohrn. Auf der Herrenwiese werden vormittags Zuchtstuten von einer fachkundigen Jury prämiert und nachmittags in der Kultura die Geldpreise, die die Stadt zur Verfügung stellt, und der Ehrenpreis des Landes an die stolzen Züchter und Pferdebesitzer übergeben.

In der Innenstadt bieten rund 300 ambulante Händler auf dem großen Krämermarkt ihre Waren feil. Menschen strömen durch die engen Budengassen. Ausstellungen von PS-starken Landmaschinen bis zu Kaninchen, Tauben und Geflügel laden zum Besuch ein. Die Gasthöfe haben deftige Pferdemarkt-Spezialitäten auf der Karte.


Erstmals 1823 urkundlich erwähnt

Seit wann es den Pferdemarkt in Öhringen gibt, weiß niemand so genau. Überliefert ist aus einem Ratsprotokoll, dass es schon 1582 einen "Geylmontag" gab. Die älteste Urkunde, die zum Pferdemarkt existiert, stammt aus dem Jahr 1823. Da hieß er noch Rossmarkt. Die Pferdezucht bildete damals einen wichtigen Zweig in der Landwirtschaft. Und die im Raum Öhringen gezogenen Rösser zählten zu den schönsten im Königreich Württemberg. König Wilhelm I. bedankte sich mit der Erlaubnis, jeweils am ersten Dienstag vor Fastnacht in der Oberamtsstadt Öhringen einen Pferdemarkt abhalten zu dürfen.

Der erste Markt fand am 4. Februar 1823 statt. 1180 Pferde wurden aufgetrieben, zum größten Teil von vorzüglicher Qualität, wie es hieß. Schon damals gab es Prämien: für die am teuersten verkauften Pferde und für die schönsten Fohlen, um zur Förderung der Pferdezucht beizutragen. Kauf und Verkauf der Rösser standen im Mittelpunkt. So wurden 1823 beim Rossmarkt 20 Remonten - junge Pferde, die noch nicht eingeritten sind - für das Militär der königlichen Reiterei verkauft.

Fränkischer Pferdezuchtverein als Motor

Doch nicht immer florierten im 19. Jahrhundert Pferdemarkt und Pferdezucht so, wie nach dem gelungenen ersten Rossmarkt 1823 und den Jahren danach. Neuen Aufschwung gab es dann, als am 13. Februar 1887 weitblickende Pferdezüchter in Waldenburg den Fränkischen Pferdezuchtverein gründeten. Bis heute ist der rührige Verein neben der Stadt der Motor des Öhringer Pferdemarkts. Nur Tierkrankheiten wie die gefürchtete Maul- und Klauenseuche, Kriegszeiten oder zuletzt 2021 die Corona-Pandemie standen der Abhaltung des Marktes entgegen. So fand bereits 1947 der erste Pferdemarkt nach dem Zweiten Weltkrieg statt und dies bis einschließlich 2020 ohne Unterbrechung.

Bis in die 1950er Jahre hinein wurde auf dem Öhringer Pferdemarkt noch mit Pferden gehandelt. Dazu wurden die Rösser auf dem Hafenmarkt und in der Bahnhofstraße aufgetrieben. Waren sich Händler und Käufer einig, wechselten die Tiere per Handschlag den Besitzer. Doch waren es in den 1930er Jahren noch rund 100 Pferde, die von den Händlern angeboten wurden, waren es nach dem Krieg gerade noch rund 20. Der Pferdehandel auf dem Markt hatte ausgedient. Die zunehmende Motorisierung und der Einsatz von Landmaschinen in der Landwirtschaft liefen ab Mitte der 1950er Jahre dem Pferd als Reit-, Zug- und Arbeitspferd den Rang ab.

Vom Handel zur Prämierung

Für den Öhringer Pferdemarkt bedeutet das die Abkehr vom Handel hin zur reinen Vorstellung und Prämierung der Pferde. Eine solche hatte es bei den Märkten vor dem Zweiten Weltkrieg auch schon auf der Allmand gegeben. Nun wurde die Pferdeprämierung auf die Herrenwiese verlegt. Im Gegensatz zu anderen Pferdemärkten in der Region werden in Öhringen Zuchtpferde und damit fast ausschließlich Stuten bewertet. Ein Festtag für Pferdefreunde ist der dritte Montag im Februar allemal. Auch wenn seit einigen Jahren schon die stets mit Spannung verfolgte Präsentation der Zuchthengste des Haupt- und Landgestüts Marbach vor Prämierungsbeginn nicht mehr stattfindet. Diese waren zunächst auf der staatlichen Beschälplatte an der Kuhallmand in Öhringen, ab 2004 in der 2019 aufgelösten Deck- und Servicestation des Gestüts im Reiterhof Benner in Verrenberg über die Decksaison stationiert.

Denn wie so vieles ist auch die Pferdezucht einem Wandel unterworfen. Nur noch wenige Hengste decken im Natursprung, künstliche Besamung der Stuten ist angesagt. Und die kann im heimischen Stall erfolgen. Aber wie schon 1823 Pferde von vorzüglicher Qualität werden in Hohenlohe auch heutzutage schöne, moderne und überdies hoch erfolgreiche Pferde gezüchtet - nun für Reitsport und Freizeit. Und der Pferdemarkt wird weiterhin ein Publikumsmagnet für die Menschen aus der Region und für die Öhringer ihr "Nationalfeiertag" sein.

 

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